J1 ist vielen Eltern nicht bekannt: Nur wenige Jugendliche nutzen die Jugendgesundheitsuntersuchung

Vorsorgeuntersuchung für 12- bis 15-Jährige soll Eltern zukünftig besser kommuniziert werden

Von Cornelia Scherpe
23. Dezember 2016

In Deutschland gibt es für Heranwachsende verschiedene Vorsorgeuntersuchungen, die kostenlos genutzt werden können und damit einen Grundpfeiler für das Gesundheitssystem darstellen. Es beginnt mit der ersten Untersuchung wenige Minuten nach der Geburt, führt über Kontrollen in den ersten Lebensmonaten und wird für Kleinkinder, Vorschulkinder und Grundschüler weitergeführt. Die Ärzte kontrollieren dabei die altersgerechte Entwicklung, suchen häufige Krankheiten und überprüfen den Impfstatus.

Die meisten Vorsorgeangebote werden von vielen Eltern genutzt, doch eine führt ein Außenseiterdasein: die Jugendgesundheits­untersuchung J1.

Vorsorge für 12- bis 15-Jährige

Die Jugendgesundheits­untersuchung J1 richtet sich an Heranwachsende zwischen zwölf und 15 Jahren. Dieser Teil des deutschen Früherkennungsprogramms existiert seit 1998 und soll den Jungen und Mädchen vor allem beim teils schweren Eintritt in die Pubertät helfen.

Während bei Vorsorgeterminen im jüngeren Alter die Eltern ausdrücklich dabei sein sollten, bietet sich die Jugendgesundheits­untersuchung J1 für erste Arztgespräche ohne Eltern an. Die Jugendlichen können Fragen stellen, die ihnen zu peinlich sind, um damit zu Mutter oder Vater zu gehen. Besonders Fragen zu Verhütung und Veränderungen an den Geschlechtsorganen können vertraulich von einem Facharzt beantwortet werden.

Nur jeder zweite Jugendliche geht zur J1

Eine aktuelle Auswertung zeigt jetzt aber, dass die Jugendgesundheits­untersuchung J1 selten wahrgenommen wird. Während das Vorsorgeprogramm bis einschließlich zur Untersuchung U9 (Vorschulkinder) von 90 Prozent der Deutschen genutzt wird, liegt die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 bei knapp 48 Prozent. Jeder zweite Teenager verzichtet demnach auf das Angebot.

J1-Angebot vielen Eltern nicht bekannt

Forscher haben nach möglichen Ursachen gesucht und sind fündig geworden. Befragt wurden 1.500 Kinder im passenden Alter und deren Eltern. Beide Gruppen gaben dabei am häufigsten an, dass sie schlicht nichts von der Existenz dieses Angebots wussten. Die Eltern werden nicht proaktiv von Kinderärzten informiert und Jugendliche neigen nicht dazu, von sich aus nach einem solchen Angebot zu fragen. Da die meisten Familien während der Pubertät viele Auseinandersetzungen erleben, ist gleichzeitig die Kommunikation nicht die beste, was die Situation zusätzlich erschwert.

Eltern und Kinder sollen nun für die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 sensibilisiert werden. Neben Gesprächen über Sexualität, Drogen und Schulstress werden bei der Untersuchung auch der körperliche und geistige Entwicklungsstand bewertet und bei Bedarf Empfehlungen für weitere Untersuchungen gegeben.