Vorsorgeuntersuchung - Welche Checks sind wichtig, welche werden von der Krankenkasse bezahlt?

Als Vorsorgeuntersuchungen bezeichnet man medizinische Untersuchungen, die dazu dienen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Sie werden von unterschiedlichen Fachärzten oder Allgemeinmedizinern durchgeführt. Es gibt spezielle Vorsorgeuntersuchungen für Frauen als auch für Männer; durch eine frühe Erkennung von gesundheitlichen Störungen bzw. Problemen kann die Entstehung vieler Krankheiten rechtzeitig verhindert werden. Verschaffen Sie sich einen Überblick über empfohlene Untersuchungen zur Gesundheitsvorsorge für jedes Alter.

Von Jens Hirseland

Vorsorgeuntersuchung - Sinn und Zweck

Um schwerwiegende Erkrankungen schon frühzeitig erkennen und entsprechend behandeln zu können, sind Vorsorgeuntersuchungen überaus wichtig. So tragen Vorsorgeuntersuchungen auch dazu bei, bestimmten Risikofaktoren entgegenzuwirken, damit es erst gar nicht zu einer Erkrankung kommt.

Vorsorgeuntersuchungen werden schon bei Babys und Kindern vorgenommen, die so genannten U-Untersuchungen. Doch auch im Erwachsenenalter sind sie wichtig.

Vorsorgeuntersuchungen sind lebensbegleitende Maßnahmen zum Gesundheitsschutz. Die Früherkennung von Krankheiten ist in jeder Altersklasse ein wesentlicher Aspekt, um das Erkrankungsrisiko drastisch zu senken.

Bei vielen Erkrankungen ist eine Früherkennung von großer Bedeutung, da die Heilungschancen umso größer sind, je früher eine Krankheit erkannt wird. Daher wird auch gesunden Menschen empfohlen, regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen oder Screenings teilzunehmen.

Zu den wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen für erwachsene Menschen gehören vor allem:

  • der Gesundheits-Check-up für Frauen und Männer ab 35 Jahren
  • die gynäkologische Untersuchung
  • das Hautkrebs-Screening
  • Zahnvorsorge-Untersuchungen

Besonders wichtig: Krebsvorsorge

Von besonderer Bedeutung sind auch Vorsorgeuntersuchungen bei Krebserkrankungen. So gibt es spezielle Früherkennungsuntersuchungen für:

Erst vor kurzem wurde ein Hautkrebs-Screening für Menschen über 35 Jahre eingeführt.

Bei welchen Ärzten werden Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt?

Unterschiedliche Fachärzte führen Vorsorgeuntersuchungen durch. Die folgende Auflistung gibt einen Überblick:

Geschichte der Vorsorgeuntersuchungen

Die Geschichte der Vorsorgeuntersuchungen reicht zurück bis in das Mittelalter, als der Wunsch entstand, mehr über die Entstehung von Krankheiten zu erfahren. Aber erst mit dem Aufschwung der medizinischen Grundlagenwissenschaften kam es zu einem besseren Verständnis von Krankheiten, was im Laufe der Jahre dazu führte, nicht mehr auf den Ausbruch einer Erkrankung warten zu müssen. Durch das Entstehen der Pränataldiagnostik beispielsweise, wurde es möglich, bereits während der Schwangerschaft bestimmte Erkrankungen bei einem ungeborenen Kind festzustellen und Gegenmaßnahmen zu treffen.

Ablauf von Vorsorgeuntersuchungen

Im Rahmen verschiedener Vorsorgeprogramme erheben Mediziner zuerst eine Anamnese. Auf diese Weise lässt sich herausfinden, ob bestimmte Erkrankungen bereits bei Familienangehörigen vorgekommen sind, beispielsweise Darmkrebs oder Diabetes. Im Anschluss erfolgen verschiedene Untersuchungen.

In der Regel laufen Vorsorgeuntersuchungen immer nach dem gleichen Schema ab, obwohl diese Maßnahmen der Früherkennung ganz unterschiedlicher Krankheitsbilder dienen. Bei einem auffälligen Befund ordnet der Arzt Folgeuntersuchungen an oder berät den Patienten hinsichtlich einer Änderung der Lebensweise, um einen optimalen Gesundheitszustand zu gewährleisten.

Untersuchungsbestandteile

Vorsorgeuntersuchungen bzw. Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten sind in Deutschland gesetzlich verankert. Jeder gesetzlich Krankenversicherte, ab einem Alter von 35 Jahren, hat das Recht sich in einem Abstand von zwei Jahren regelmäßig gründlich untersuchen zu lassen. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Zu einer solchen Untersuchung zählen:

Kommt es dabei zu auffälligen Befunden, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Allerdings können nicht immer alle Krankheiten bei einer Vorsorgeuntersuchung erfasst werden. So kann es zu falsch-negativen oder falsch-positiven Befunden kommen.

Screenings

Als Screening bezeichnet man Reihenuntersuchungen, um bei möglichst vielen Menschen das Risiko für bestimmte Erkrankungen zu ermitteln oder eine umfassende Untersuchung von einzelnen Menschen, um bestimmte Krankheiten nachzuweisen oder auszuschließen.

Vorsorge wird vernachlässigt

Jeder Mensch, der gesetzlich krankenversichert ist, hat das Recht auf kostenlose Vorsorgeuntersuchungen. Allerdings werden diese Maßnahmen zur Früherkennung nicht vom jedem Patienten in Anspruch genommen.

So sucht nur etwa die Hälfte aller Frauen über 20 Jahren regelmäßig eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Krebs auf. Noch niedriger ist die Rate bei Männern.

Zu wenige Menschen nehmen die regelmäßige Krebsvorsorge wahr

Nahezu jeder hat schon einmal einen Menschen aus dem Bekanntenkreis oder der Familie an Krebs verloren. Kein Wunder also, dass die Angst vor einer Krebserkrankung groß ist: 73 Prozent der Deutschen fürchten sich davor.

Vor allem jüngere Menschen zwischen 14 und 44 Jahren kennen die Krebs-Angst. Laut einer Forsa-Umfrage sind es rund 80 Prozent. Die Älteren sind weniger ängstlich. Möglicherweise liegt das daran, dass viele von ihnen zu Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Drei Viertel der 45- bis 59-Jährigen kümmern sich regelmäßig um die Krebs-Früherkennung. Im Alter zwischen 30 und 44 sind es nur 59 Prozent. Frauen lassen sich dabei deutlich häufiger untersuchen als Männer.

Früherkennung ist entscheidend - Kostenübernahme der Vorsorgeuntersuchungen durch die Krankenkassen

Dabei können die Vorsorgeuntersuchungen über Leben und Tod entscheiden. Ein früh erkannter Krebs, der noch keine Metastasen gebildet hat, lässt sich oft noch erfolgreich behandeln. Im Anfangsstadium bestehen teilweise gute Chancen auf eine vollständige Heilung.

Dazu muss man sich nur einen Ruck geben: Ab einem Alter von 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening. Ab 50 sollte in regelmäßigen Abständen der Darm untersucht werden - ab 55 übernimmt die Krankenkasse auch eine Darmspiegelung alle zehn Jahre.

Bei Frauen sollten bereits ab dem 20. Lebensjahr regelmäßige gynäkologische Untersuchungen stattfinden, um Unregelmäßigkeiten in der Gebärmutter und den anderen Geschlechtsorganen festzustellen. Spätestens ab 30 sollte auch die Brust abgetastet werden.

Ab 50 ist eine Mammographie alle zwei Jahre angeraten. Auch bei Männern gehört eine Untersuchung von Prostata und Geschlechtsorganen spätestens ab 45 dazu.

Selber vorbeugen

Es ist nicht immer das Schicksal, das über eine Krebserkrankung entscheidet. Vieles hat jeder Mensch auch selber im Griff. So ist es wichtig, für sich und seinen Körper Verantwortung zu tragen. Stundenlanges Sonnenbaden, das Rauchen, ein hoher Alkoholkonsum und starkes Übergewicht begünstigen die unterschiedlichsten Krebsarten.

80 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, zur Gesundheitsvorsorge Sport zu machen. 78 Prozent sagen, sie trinken wenig Alkohol und 77 Prozent achten auf ihre Ernährung. 68 Prozent sind aus Sorge um ihre Gesundheit Nichtraucher.

Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen für Frauen und Männer

Bereits ab 20 Jahren können Frauen sich einmal im Jahr auf Gebärmutterhalskrebs untersuchen lassen. Ab einem Alter von 30 Jahren besteht die Möglichkeit, im Abstand von zwei Jahren ein Mammographie-Screening der Brüste vornehmen zu lassen.

Wichtig für Männer ab 45 Jahren sind jährliche Untersuchungen der Prostata, der Lymphknoten und der Genitalien. Zudem können sich Männer und Frauen ab 35 Jahren alle zwei Jahre einem Hautkrebs-Screening unterziehen.

Eine bewährte Vorsorgeuntersuchung ist die Darmspiegelung (Koloskopie), bei der ein spezielles Endoskop in den Dickdarm eingeführt wird, um diesen zu betrachten und zu untersuchen. Außerdem können damit Darmpolypen, die zu Darmkrebs führen können, abgetragen werden.

Eine gynäkologische oder frauenärztliche Vorsorgeuntersuchung wird vorgenommen, um Brustkrebs oder Gebärmutterhalskrebs frühzeitig zu erkennen. Dabei wird ein Zellabstrich aus dem Muttermund entnommen, um mögliche Zellveränderungen feststellen zu können.

Zur Früherkennung von möglichem Brustkrebs wird eine Mammographie, eine spezielle Röntgenuntersuchung, an den Brüsten durchgeführt. Dabei können sogar kleine Tumore sichtbar gemacht werden, die noch nicht ertastbar sind.

Eine relativ neue Vorsorgeuntersuchung ist das Hautkrebs-Screening, bei dem die gesamte Haut des Körpers nach möglichen Veränderungen untersucht wird.

Informieren Sie sich hier detaillierter über Vorsorgeuntersuchungen für Frauen. Auf wichtige Vorsorgeuntersuchungen für Männer gehen wir hier genauer ein.

Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen

Eine weitere Form von Vorsorgeuntersuchungen sind Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, die zur Vorbeugung oder Früherkennung von Berufskrankheiten oder arbeitsbedingten Erkrankungen vorgenommen werden. Diese müssen vom Arbeitgeber ermöglicht und bezahlt werden.

Mögliche Selbstuntersuchungen

Einige Vorsorgeuntersuchungen können auch selbst durchgeführt werden. So kann eine Frau bei einer Brust-Selbstuntersuchung durch Abtasten ihrer Brüste möglichen Brustkrebs rechtzeitig erkennen.

Ein Mann wiederum kann bei einer Hoden-Selbstuntersuchung mögliche Anzeichen für Hodenkrebs durch Abtasten der Hoden frühzeitig bemerken.

Wichtige Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene nach Altersklassen

Wer sich gesund fühlt, macht sich oft über Vorsorgeuntersuchungen keine Gedanken. Doch Bluthochdruck, Darmpolypen oder Diabetes entwickeln sich häufig schleichend und verursachen nicht immer eindeutige Symptome. Werden Erkrankungen zu spät erkannt, können sie lebensbedrohlich sein, eine Behandlung ist oft nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Mediziner und Krankenkassen empfehlen daher dringend, die Vorsorgeprogramme zu nutzen.

Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen für Erwachsene nach Altersklassen:

Ab 18 regelmäßig zum Frauenarzt

Ärzte empfehlen Frauen ab dem 18. Lebensjahr, einmal pro Jahr eine gynäkologische Untersuchung mit Krebsabstrich, Tastuntersuchung und Beratung durchführen zu lassen. Bestehen familiäre Vorbelastungen, sollte das dem Arzt mitgeteilt werden. Das gilt im Übrigen für alle Vorsorgeuntersuchungen.

Brustkrebs- und Chlamydienvorsorge ab 30

Mit 30 Jahren ist die Brustkrebsvorsorge inklusive Screening zur Früherkennung von Chlamydien empfehlenswert. Eine Chlamydien-Infektion verläuft oft unbemerkt, kann aber ernsthafte Folgen haben, beispielsweise Unfruchtbarkeit.

Umfassender Gesundheits-Check im Alter von 35 Jahren

Im Alter von 35 Jahren sollten Frauen wie Männer sich einem umfassenden Gesundheits-Check unterziehen, um frühzeitig erhöhte Cholesterinwerte oder Bluthochdruck festzustellen und bei Bedarf gegenzusteuern. Werden Anzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schädigungen der Organe schnell erkannt, lassen sich mit Maßnahmen wie der Gabe von Medikamenten, einer Umstellung der Ernährung und individuellen Therapiekonzepten schwerwiegende Folgen verhindern.

Beim großen Gesundheits-Check erfolgen zudem Tests, die Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn aufdecken.

Erwachsene haben alle zwei Jahre Anspruch auf einen umfassenden TÜV beim Arzt. Die Kosten tragen die gesetzlichen und privaten Krankenversicherer.

Ebenso besteht für Frauen und Männer ab 35 ein Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening. Bei dem Screening wird der ganze Körpern nach Anzeichen bösartiger Veränderungen untersucht.

Mammografie ab 50, Prostata-Untersuchung ab 45

Frauen können ab dem 50. Lebensjahr alle zwei Jahre an Mammografie-Screenings zur Brustkrebsvorsorge teilnehmen. Die Mammografie ermöglicht die Früherkennung von Tumoren und gilt trotz aller Kritik als zuverlässige Methode.

Mit spätestens 45 Jahren sollten sich Männer zu einer Vorsorgeuntersuchung der Prostata beim Urologen anmelden. Der Arzt tastet Genitalien und Lymphknoten ab, um eine Tumorbildung frühzeitig zu erkennen.

Prostatakrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten bei Männern. Leider nutzen immer noch zu wenige diese wichtige Krebsvorsorgemaßnahme, obwohl die Heilungschancen bei einer Früherkennung sehr gut sind. Insbesondere, wenn bereits Familienangehörige an Prostatakrebs erkrankt sind, empfehlen die Krankenkassen schon mit 40 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung.

Darmkrebs-Prophylaxe ab 50

Frauen und Männer im Alter zwischen 50 bis 55 Jahren sollten regelmäßig an den Programmen zur Darmkrebs-Prophylaxe teilnehmen. Schnelltests geben Aufschluss, ob sich okkultes (verborgenes) Blut im Stuhl befindet. Bei der eigentlichen Vorsorgeuntersuchung werden End- und Dickdarm abgetastet, um beispielsweise Darmpolypen frühzeitig aufzuspüren und eine Behandlung einzuleiten.

Ab einem Alter von 55 haben alle Versicherten ein Recht auf eine Darmspiegelung - die sicherste Methode zur Dickdarmkrebs-Früherkennung. Darmspiegelungen können Männer und Frauen alle zehn Jahre durchführen lassen.

Krankenkassen raten aufgrund der relativ langen Wartezeit, mindestens jedes zweite Jahr eine Stuhlprobe für einen Okkultbluttest in einer Arztpraxis abzugeben. Beim Arzt oder in der Apotheke gibt es auch die entsprechenden Testbriefchen mit Papierstreifen für mehrere Tage.

Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche

Für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren gibt es die Jugenduntersuchungen J1 und J2. Mögliche Krankheiten und/oder Fehlentwicklungen können im Rahmen dieser Untersuchungen frühzeitig erkannt werden. Hier geben wir einen Überblick über die Jugenduntersuchungen.

Empfohlene Vorsorgeuntersuchungen für Kinder

Um gezielte Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern durchzuführen, wurde ein Vorsorgeprogramm, das mehrere Stufen von U1, unmittelbar nach der Geburt, bis U11 für Zwölfjährige umfasst, eingeführt. Dabei untersuchen Kinder- und Jugendärzte Babys, Kinder und Jugendliche auf ihre physische, psychische und motorische Entwicklung, auf Gewicht und Größe. Die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder behandeln wir hier gesondert.