Zeitreise zum ersten Röntgen: Ein Unfall veränderte die Medizin

Anstatt Profit zu schlagen, stellte der Professor seine Strahlung so schnell wie möglich in den Dienst der Menschheit

Von Cornelia Scherpe
11. November 2015

Was heute in der Chirurgie eine Selbstverständlichkeit ist, war 1895 eine Sensation, die die Welt verändern sollte. Damals entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen eine besondere Strahlung, die noch heute seinen Namen trägt. Dafür bekam er 1901 den Physik-Nobelpreis. Die genaue Geschichte hinter der Entdeckung der Röntgen-Strahlung kennen aber die wenigstens.

Große Entdeckung durch Unfall

Wilhelm Conrad Röntgen meldete 1895 auf seine Entdeckung kein Patent an. Was sich damals in seinem Labor ereignete, war nämlich ein Unfall. Der Professor hatte vor, ein bekanntes Experiment mit Kathodenröhren durchzuführen. Dabei kommt es zu Lichterscheinungen, wenn Kathodenstrahlung eingesetzt wird. Wilhelm Conrad Röntgen unterlief jedoch ein Fehler und er beobachtete, wie im selben Raum ein anderes Glas plötzlich erstrahlte.

Die räumliche Distanz zum eigentlichen Versuchsaufbau war jedoch für Kathodenstrahlung zu groß. Verwundert hielt der Physiker schwarzes Papier zwischen Strahlung und Objekt, doch dieses strahlte weiter. Auch ein Holzbrett hielt die Strahlung nicht auf. Daraufhin erkannte er, dass sein Strahlungsunfall eine große Entdeckung sein könnte und forschte über Monate in diese Richtung weiter.

Das Wirken und Sterben eines großen Mannes

Die von ihm selbst als X-Strahlen bezeichneten Röntgen-Strahlen sind heute aus der Medizinwelt nicht mehr wegzudenken. Auf das Patent verzichtete der Professor allerdings selbst dann noch, als die Reichweite seines Unfalls klar war, der Deutsche Kaiser ihm den höchsten deutschen Orden verlieh und die Strahlung auf Röntgen getauft wurde.

Der selbstlose Grund dahinter: Der Professor wollte die medizinisch nutzbare Strahlung so schnell wie möglich in den Dienst der Menschheit stellen. Eine Patentierung hätte ihm Geld gebracht, den Einsatz für die breite Masse aber verzögert. Bereits im ersten Weltkrieg konnten so Röntgengeräte in allen Krankenstationen verwendet werden. In der Medizinwelt herrscht Einigkeit darüber, dass ohne diese Selbstlosigkeit deutlich mehr Menschen im Krieg gestorben wären.

Wilhelm Conrad Röntgen verstirbt 1923 im Alter von 77 Jahren. Als Todesursache nimmt man Darmkrebs an. Mit seinen Strahlen-Experimenten hat das laut Forschern nichts zu tun. Die Strahlenmenge in seinen Versuchen war vergleichsweise gering.