Mammographie senkt Rate der Spätdiagnosen kaum, erhöht aber die Überdiagnosen

Von Cornelia Scherpe
26. November 2012

In den USA wurde zum Thema Brustkrebsscreening nun einmal mehr eine Statistik veröffentlicht, die eher gegen die Maßnahme spricht. Seit der Einführung dieser Methode sei es trotz der hohen Nachfrage durch die Frauen kaum zu einem Rückgang der Spätdiagnosen gekommen. Das bedeutet, dass noch immer bei vielen Betroffenen die Tumoren erst in einem fortgeschrittenem Stadium erkannt werden. Auf der anderen Seite seien die Überdiagnosen in die Höhe geschossen. Demnach haben ganze 1,3 Millionen Frauen einen positiven Befund bekommen, obwohl ihre Tumoren so klein und harmlos waren, dass sie Zeit ihres Lebens keine Probleme damit gehabt hätten.

Diese beiden Umstände sind wieder Wasser auf den Mühlen der Screening-Kritiker. Die Tatsache, dass es solche Überdiagnosen gibt, ist seit Beginn der Früherkennung bekannt, doch noch immer streitet man sich darüber, wie oft eine solche Überdiagnose (mit oft unnötigen Behandlungen) durchgeführt wird. Die Gefahren, die von solchen Befunden ausgehen, werden immer in ein Nutzen-Risiko-Verhältnis gesetzt. Da die US-Studie aber zeigt, dass durch die Mammographie die Quote der zu späten Diagnosen keineswegs bedeutend gesenkt werden kann, fühlen sich die Kritiker bestätigt.

Sie gehen ohnehin davon aus, dass 52 Prozent aller positiven Befunde einer Überdiagnose entspringen und das Screening daher nicht nur nutzlos, sondern schlicht gefährlich ist. Gegenstimmen wie aus einer Untersuchung aus Großbritannien schätzen die Zahl der Überdiagnosen dagegen nur auf 19 Prozent, was ein geringes Risiko gegenüber dem Nutzen ist.