Brustkrebsscreening: Vorsorge hat die Sterblichkeit gesenkt

Fortgeschrittene Krankheitsverläufe dank Mammografie heute deutlich seltener

Von Cornelia Scherpe
30. Dezember 2019

Seit 2005 haben Frauen ab 50 Jahren die Möglichkeit, sich alle zwei Jahre kostenlos einem Mammografiescreening zu unterziehen. Dabei können Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig erkannt und so ein drastischer Verlauf von Brustkrebs abgewandt werden. Ob durch diese Vorsorge insgesamt die Sterblichkeit durch Brustkrebs gesenkt werden konnte, hat nun eine Studie untersucht.

Die Wissenschaftler der Universität zu Lübeck und des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut werteten 320.000 Patientinnendaten aus. Alle waren zwischen 2003 und 2014 an Brustkrebs erkrankt. Zusätzlich wurden 280.000 weitere Diagnosen (Jahrgänge 1996 bis 2016) betrachtet. Verglich man die Jahre 2003/04 mit den Jahrgängen 2013/13, ging die Quote der fortgeschrittenen Krankheitsverläufe um 23 bis 28 Prozent zurück. Während die Frauen 2003 und 2004 noch kein Mammografiescreening zur Verfügung gehabt hatten, profitierten offenbar zehn Jahre später viele Patientinnen von der neuen Möglichkeit.

Rückgang nur in der Generation 50+

Der messbare Rückgang trat auch nur in der Altersgruppe ab 50 Jahren auf. Das Risiko der jüngeren Frauen für Brustkrebs blieb in diesem Jahrzehnt unverändert. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es das Screening war, das für den Rückgang in der älteren Gruppe sorgte.

Der Rückgang an schweren Krebsverläufen in der Generation 50+ wirkte sich auch auf die Sterblichkeit aus. Das Risiko, an Brustkrebs zu versterben, sank für 50- bis 59-Jährige von 2003/04 auf 2015/16 um 25,8 Prozent. Bei den älteren Frauen von 60 bis 69 Jahren waren es noch immer 21,2 Prozent. Im Vergleich dazu wieder: Jüngere Patientinnen, die aufgrund des Alters nicht zur Vorsorge gehen konnten, profitierten nicht wesentlich. Sie hatten ein leicht geringeres Risiko (Rückgang von 16,1 Prozent), das vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass bei starken Verdacht auf Brustkrebs auch in jungen Jahren ein Screening genutzt werden kann.

Der belegbare Rückgang fortgeschrittener Stadien und damit auch der Rückgang der Brustkrebssterblichkeit geht jedoch auch mit der Zunahme der Diagnosen insgesamt einher. Die Fälle der frühen Erkrankungsstadien stiegen um 19 Prozent. Dies weise auf das parallele Problem der Überdiagnosen hin, so die Forscher.