Sinn einer Mammografie schwindet mit zunehmendem Alter

Studie zeigt auf, warum eine regelmäßige Brustkrebsvorsorge im Seniorenalter wenig sinnvoll ist

Von Cornelia Scherpe
21. Oktober 2019

Die Früherkennung für Brustkrebs ist in Deutschland für alle Frauen ab 50 Jahren ein Vorsorgeangebot. Im Abstand von zwei Jahren können Patientinnen so bösartige Zellveränderungen im Brustgewebe frühzeitig erkennen und behandeln lassen. Der Sinn des Screenings ist jedoch nicht unumstritten. Neben der körperlichen und psychischen Belastung falsch-positiver Ergebnisse steht einer aktuellen Studie zufolge auch die Frage im Raum, bis zu welchem Alter die Brustkrebsvorsorge sinnvoll ist. Denn je älter eine Patientin wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie selbst bei vorhandenem Mammakarzinom an einer anderen Ursache verstirbt.

In den USA untersuchten Forscher die Daten von 222.088 Patientinnen, die mindestens einmal zur Brustkrebsvorsorge gegangen waren. Die Frauen waren zwischen 66 und 94 Jahre alt. In 7.583 Fällen ermittelte das Screening invasiven Brustkrebs und in 1.742 Fällen eine Krebsvorstufe (duktales Karzi­nom in situ). Binnen zehn Jahren Nachbeobachtungszeit verstarben 471 der Brustkrebspatientinnen. Bei 42.229 weiteren Todesfällen lagen anderen Leiden vor.

Schlüsselten die Forscher diese Zahlen genauer auf, zeigte sich, dass eine Mammografie bei Frauen über 75 Jahren weniger sinnvoll ist. Gesunde Frauen zwischen 66 und 74 Jahren hatten eine 10-Jahres-Sterbewahrscheinlichkeit von 10,4 Prozent ohne Brustkrebs. Gleichaltrige mit anderen Krankheiten kamen bereits auf eine 10-Jahres-Sterberate von 43,4 Prozent. Verschob man die Altersgrenze auf 75 bis 84 Jahre, stieg die Quote für Todesfälle abseits von Brustkrebs bei gesunden Frauen auf 29,8 Prozent und bei jenen mit anderen Leiden auf 61,7 Prozent. Für 85- bis 94-Jährige lagen die Zahlen bei 60,3 sowie 84,8 Prozent.

Dies zeigt, dass es mit den Lebensjahren immer wahrscheinlicher wird, dass eine Frau an anderen Dingen als Brustkrebs verstirbt. Nur vier Prozent der 66- bis 74-Jährigen hatten ein Mammakarzinom und davon starben nur 0,2 Prozent an dieser Krankheit. Bei 85 bis 94 Jahren erhielten 2,7 Prozent der Frauen die Krebsdiagnose, an der wiederum nur 0,3 Prozent verstarben. Der Aufwand und die Belastung der Untersuchung sind daher im hohen Alter kaum noch sinnvoll.