Anwendung und Ablauf der Kapselendoskopie

Als Kapselendoskopie bezeichnet man eine bildgebende Untersuchungsmethode. Sie kommt vor allem bei klinischen Untersuchungen des Dünndarms zur Anwendung. Durch sie sollen die Ursachen für bestimmte Darmerkrankungen gefunden werden. Für die Untersuchung muss der Patient eine kleine Kapsel herunterschlucken.

Von Jens Hirseland

Bei der Kapselendoskopie handelt es sich um ein relativ neuartiges, bildgebendes Untersuchungsverfahren. Es wird erst seit 2001 angewendet und bietet die Möglichkeit, den Dünndarm (Intestinum tenue) in seiner ganzen Länge von rund drei bis sechs Metern zu betrachten.

Im Gegensatz zu anderen Organen lässt sich der Dünndarm mit Endoskopen, die von außen eingeführt werden, nur schwer erreichen.

Durchführung

Im Rahmen einer Kapselendoskopie greift man auf eine winzige, frei schwimmende, Digitalkamera zurück. Diese Chip-Kamera bringt man zusammen mit anderen Ausrüstungsgegenständen wie Steuer- und Sendeelektronik, einer Leuchtquelle und Akkus in einer schützenden Kapsel unter, die eine Länge von 26 Millimetern sowie einen Durchmesser von 11 Millimetern hat.

Die Kapsel, die man für die Untersuchung des Dünndarms verwendet, kann normalerweise von den Patienten gut geschluckt werden. Fortbewegen lässt sie sich mithilfe der Peristaltik, der natürlichen Darmbewegung. Während sich die Kapsel im Darm befindet, sendet sie von dort aus Bilder, die mithilfe von acht Elektroden, die man am Bauch des Patienten anbringt, weitergeleitet werden.

Die Aufzeichnungsdauer beträgt ungefähr sechs bis acht Stunden. Das Verfahren hat für den Patienten den großen Vorteil, dass er sich während der Aufzeichnung frei bewegen kann. Später scheidet er die Kapsel, die nur einmal pro Untersuchung verwendet wird, auf natürlichem Wege wieder aus.

Die Digitalkamera ist in der Lage bis zu 55.000 Bilder zu machen, die später mithilfe eines speziellen Computerprogramms als Film oder Einzelbilder dargestellt werden. Für die Auswertung zuständig ist ein Arzt, der Erfahrung auf dem Gebiet der Endoskopie hat. Das Auswerten der Bilder nimmt etwa zwei Stunden in Anspruch.

Magnetgeführte Kapselendoskopie

Eine Variante ist die magnetgeführte Kapselendoskopie, die zur alleinigen Untersuchung des Magens dient. Dabei ist es möglich, die Kapsel durch magnetische Leitung an dem Abschnitt des Magens zu platzieren, der speziell untersucht werden soll. Dieses Verfahren ist seit 2010 auf dem Markt.

Anwendungsgebiete

Durch die Verwendung einer Lokalisationsfunktion lassen sich auffällige Befunde einer bestimmten Position zuordnen. Eine herkömmliche Darmspiegelung oder Magenspiegelung vermag die Kapselendoskopie nicht zu ersetzen. Sie dient in erster Linie dazu, die Schleimhaut des Dünndarms bildlich darzustellen.

Hauptanwendungsgebiet sind vor allem Darmblutungen ungeklärten Ursprungs, deren Ursachen sich auch durch eine Darmspiegelung nicht finden lassen. Darüber hinaus setzt man die Kapselendoskopie zur Untersuchung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder bei chronischen Durchfällen und Bauchschmerzen ein.

Risikopatienten

Nicht geeignet ist eine Kapselendoskopie für Menschen, die unter Schluckbeschwerden oder Stenosen (Engstellen) im Darmbereich leiden. Das Gleiche gilt für Träger von Herzschrittmachern.

Kostenübernahme

Die Kosten für eine Kapselendoskopie betragen ca. 1.200 Euro. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Verfahren jedoch nur, wenn es vorher beantragt wurde. Dabei kann die Entscheidung von Kasse zu Kasse unterschiedlich ausfallen.

Ablauf einer Kapselendoskopie

Vorbereitung

Bevor eine Kapselendoskopie durchgeführt wird, erfolgt mitunter am Tag vor der Untersuchung eine gründliche Reinigung des Darms. Beruhigungs- oder Betäubungsmittel sind nicht erforderlich, da die Prozedur schmerzfrei ist.

Durchführung

Nachdem der Patient die kleine Kapsel mit etwas Wasser heruntergeschluckt hat, begibt sie sich auf eine sechs- bis achtstündige Reise durch dessen Verdauungstrakt. Dabei nimmt sie zweimal in der Sekunde ein Bild aus dem Inneren des Darms auf. Per Funk werden die Fotos an ein Aufzeichnungsgerät, das der Patient zusammen mit Elektroden am Körper trägt, weitergeleitet.

Vorteile

Während der ambulanten Untersuchung ist der Patient in seiner Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt, da die Auswertung erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist, dass es ohne ionisierende Strahlung auskommt.

Etwa vier Stunden, nachdem der Patient die Kapsel geschluckt hat, kann er wieder eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen. Schließlich gelangt die Kapsel auf natürlichem Wege wieder aus dem Darm.

Nach der Untersuchung nimmt man dem Patienten das Aufzeichnungsgerät und die Elektroden wieder ab und beginnt mit der Auswertung der Bilder.