Herzkatheter-Untersuchung - Funktion, Ablauf und Risiken

Als Herzkatheter-Untersuchung bezeichnet man eine Untersuchung des Herzens und der Herzkranzgefäße. Sie wird durchgeführt, um akute Herzprobleme festzustellen. Untersucht wird mithilfe eines Röntgenverfahrens. Grundsätzlich unterscheidet man Rechtsherz- und Linksherz-Katheter. Möglich ist auch die Handgelenk-Methode. Lesen Sie alles Wissenswerte über Funktion, Ablauf und Risiken der Herzkatheter-Untersuchung.

Von Jens Hirseland

Herzkatheter-Untersuchung: Ziel und Zweck

Zweck einer Herzkatheter-Untersuchung ist die Diagnose von akuten Herzproblemen wie:

Der Herzkatheter

Die Untersuchung erfolgt mit Hilfe eines Röntgenverfahrens. Ein Herzkatheter ist ein elastischer, dünner Schlauch aus Kunststoff. Dieser wird entweder mit einem Registriergerät oder einem externen Druckwandler verbunden.

Manche Katheter besitzen auch einen eigenen Mikrodruckwandler, der sich an ihrer Spitze befindet. Dadurch kann der Druck in herznahen Abschnitten oder in den Herzkammern gemessen werden.

Über den Katheter kann auch das Röntgen-Kontrastmittel in den Körper injiziert werden, wodurch die Gefäßstrukturen sichtbar auf einem Bildschirm erscheinen (Angiographie). Auch die Herz-Kreislaufwerte lassen sich mit speziellen Kathetern bestimmen.

Herzkatheter-Untersuchung auch ambulant möglich?

Eine ambulante Durchführung ist im Prinzip bei Linksherzkatheter-Untersuchungen möglich. Es müssen jedoch einige Bedingungen gegeben sein, so etwa

  • ein guter Allgemeinzustand
  • das Befolgen der ärztlichen Anordnungen
  • die Gewährleistung einer sicheren Nachsorge zu Hause
  • keine Notwendigkeit einer stationären Behandlung vor der Untersuchung
  • keine Komplikationen
  • keine Notwendigkeit einer sofortigen stationären Überwachung

Verfahren der Herzkatheter-Untersuchung

Für eine Herzkatheter-Untersuchung gibt es prinzipiell zwei Verfahrensmöglichkeiten. Dies sind:

  1. der Rechtsherz-Katheter, der auch venöser Katheter genannt wird
  2. der Linksherz-Katheter, der auch als arterieller Katheter bezeichnet wird

Rechtsherz-Katheter

Bei einem Rechtsherz-Katheter wird eine Vene in der Leistenbeuge mit einer, in einer Einführkanüle befindlichen, Nadel von dem behandelnden Arzt punktiert. Nach Entfernung der Nadel wird dann stattdessen eine biegsame Führungssonde über die Kanüle eingelassen. Anschließend wird die Kanüle entfernt und ein Katheter über die Führungssonde in den Körper eingeführt.

Dieses Verfahren wird auch Seldinger-Methode genannt.

Unter Röntgenkontrolle wird dann der Katheter in das Gefäßsystem und von dort aus weiter in die rechte Herzkammer sowie die Lungengefäße eingeführt. Über den Katheter kann, nach Entfernung der Führungssonde, zudem ein Röntgen-Kontrastmittel gespritzt, Blut abgenommen oder der Druck der rechten Herzkammer sowie der Lungenschlagader gemessen werden.

Linksherz-Katheter

Bei einem Linksherz-Katheter besteht der Unterschied darin, dass anstelle einer Vene eine Schlagader an der Leiste punktiert und über diese der Katheter in die linke Herzkammer eingeschoben wird. Dadurch kann eine Koronar-Angiographie vorgenommen werden. Ansonsten sind die Abläufe ähnlich wie bei dem Rechtsherz-Katheter.

Auch therapeutische Maßnahmen können im Rahmen einer Herzkatheter-Untersuchung vorgenommen werden. So können Stents implantiert oder die Herzkranzgefäße erweitert werden (PTCA).

Innovative Methode: Herzkatheteruntersuchung über das Handgelenk

Die Herzkatheteruntersuchung (Koronaraniografie) ist bis heute das einzige Verfahren, bei dem die Herzkranzgefäße mit der notwendigen Präzision sichtbar gemacht werden.

Der Katheter, ein undurchsichtiger, besonders geformter Kunststsoffschlauch, wird dabei mithilfe von Röntgendurchleuchtung über die Schlagader im Bein oder im Arm zu den von der Hauptschlagader abgehenden Koronararterien geschoben. Der Arzt spritzt über den Herzkatheder ein Kontrastmittel ein, um die Herzkranzgefäße darzustellen. Auf diese Weise lassen sich krankhafte Veränderungen

  • der Herzklappen,
  • der Kranzgefäße oder
  • des Herzmuskels

feststellen. Über den Katheter sind auch therapeutische Maßnahmen möglich, wie die Dehnung verengter Gefäße.

Vorzüge der Handgelenk-Methode: Weniger Komplikationen beim Zugang über das Handgelenk

Die meisten Kardiologen wählen bei einer Herzkatheteruntersuchung den herkömmlichen Weg über die Schlagader in der Leiste. Erfolgt der Zugang jedoch über die Speichenarterie (Arteria radialis) vom Handgelenk, ist das für die Patienten in vielerlei Hinsicht vorteilhaft.

  • Bei diesem Untersuchungsverfahren kommt es seltener zu Komplikationen, da sich das Blutungsrisiko deutlich verringert
  • Sollten bei einer Punktion des Handgelenks dennoch Nachblutungen auftreten, lassen sich diese leichter stillen als beim transfemoralen Zugang
  • Zudem sinkt die Sterblichkeitsrate innerhalb der ersten 30 Tage nach der Untersuchung, denn bilden sich retroperitoneale Blutungen, schweben Patienten in akuter Lebensgefahr

Ein weiterer Vorteil: Nach einem Eingriff mit Katheter-Zugang über die Leiste bekommen Patienten einen Pressverband und müssen mindestens vier Stunden ruhig auf dem Rücken liegen, Herzinfarktpatienten oft sogar bis zu 24 Stunden. Für Betroffene ist das häufig das Schlimmste an der ganzen Prozedur.

Nach einer Unteruchung über die Speichenarterie tragen Patienten ebenfalls einen Druckverband in Form eines kleinen Kissens. Dieser Verband wird allerdings nur um das Handgelenk gewickelt und nicht wie beim Leistenzugang um den ganzen Körper. Patienten können unmittelbar nach der Koronarangiografie aufstehen, zur Toilette gehen und müssen nicht unbequem im Liegen trinken oder essen.

Welche Einschränkungen gibt es bei dieser Handgelenk-Methode?

Bei der Anwendung der Handgelenk-Methode gibt es einige Einschränkungen, beispielsweise in Bezug auf die Körpergröße. Kleinere Menschen haben in aller Regel auch eine schmalere Handschlagader, was den Zugang mit dem Herzkatheter erschwert.

Generell eignet sich für Personen, die kleiner sind als 1,60 Meter, eher der Leistenzugang. Allerdings entscheidet der Arzt immer im Einzelfall.

Auch für Bypass-Patienten ist der Handzugang nicht immer das geeignete Verfahren. Oft dient ein Stück Schlagader aus der Hand als Überbrückung für verengte Blutgefäße. Dann ist der Zugang über das Handgelenk aus technischen Gründen nicht möglich.

Handgelenk-Methode für Infarktpatienten empfohlen

Da eine Herzkatheteruntersuchung mit Handzugang weitaus schonender ist, empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie dieses Verfahren als erste Wahl für Infarktpatienten. Ebenso erachtet die Fachgesellschaft die innovative Untersuchungsmethode als sinnvoll bei Stent-Implantationen.

Anwendungsgebiete: Wann wird eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt?

Herzkatheter-Untersuchungen kommen zur Anwendung:

  • um die Herzklappen auf Öffnungs- und Schließfähigkeit sowie ihrem Grad auf Verkalkung zu untersuchen
  • zum Ausmessen und Darstellen der Herzkammern
  • zur Feststellung von angeborenen Herzfehlern
  • zum Darstellen der Herzkranzgefäße
  • zur Darstellung von Tumoren

Herzkatheter-Untersuchung Koronarangiographie

Als häufigster Grund für eine Herzkatheter-Untersuchung gilt die Koronarangiographie. Man untersucht dabei die Koronararterien, die etwa verkalt und somit verengt sein können.

In der Regel wird der Herzkatheter über die Leiste oder das Handgelenk zum Herzen vorgeschoben. Über den Katheter wird Kontrastmittel in die Koronarartherie.

Herzkatheter-Unteruschung Laevokardiographie/Ventrikulographie

Bei der Laevokardiographie bzw. Ventrikulographie beurteilt man die linke Herzkammer sowie die Herzklappenfunktion. Man spritzt gleichzeitig ein Kontrastmittel in die Herzkammer.

Kontraindikationen: Wann sollte eine Herzkatheter-Untersuchung nicht durchgeführt werden?

Eine Herzkatheter-Untersuchung kann unter gewissen Umständen zu gefährlich sein. Vorsicht ist in folgenden Situationen geraten:

  • bei einer Schwangerschaft
  • bei einer akuter Magen-Darm-Blutung
  • bei einer Kontrastmittelallergie
  • bei einer Schilddrüsenüberfunktion
  • bei Fieber und/oder einer Infektion
  • bei einer Nierenfunktionsstörung
  • bei einem unkontrollierten Bluthochdruck

Ablauf einer Herzkatheter-Untersuchung

Sollen bestimmte Herzerkrankungen festgestellt oder behandelt werden, kommt es zu einer Herzkatheter-Untersuchung. Dafür sind im Vorfeld jedoch einige zusätzliche Untersuchungen notwendig.

Vorbereitungen auf die Herzkatheter-Untersuchung

Bevor es zur Durchführung einer Herzkatheter-Untersuchung kommt, müssen zuvor erst einige Voruntersuchungen erfolgen. So erstellt man zunächst:

Auch eine unfangreiche Blutuntersuchung wird vorgenommen zur Ermittlung:

Dauer der Herzkatheter-Untersuchung

Die Dauer der Herzkatheter-Untersuchung liegt bei einer halben bis mehreren Stunden. Dies hängt auch davon ab, ob lediglich eine Angiographie durchgeführt wird, oder ob man nicht vielleicht auch einen oder mehrere Stents einsetzt.

Die Nervosität vor einem solchen Eingriff ist bei vielen Patienten sehr hoch. Ist dies der Fall, lässt sich vorab ein leichtes Beruhigungsmittel verabreichen.

Kosten der Herzkatheter-Untersuchung

Die Kosten für eine ambulante Herzkatheter-Untersuchung belaufen sich auf 700 bis 750 Euro. Handelt es sich um ein Herz-MRT, wird dieses mit einer Pauschale von etwa 400 Euro berechnet. In der Regel werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.

Herzkatheter-Untersuchungen: Risikogruppen

Zudem muss abgeklärt werden, ob bei dem Patienten eine Schilddrüsenüberfunktion besteht, da diese, durch das zur Anwendung kommende jodhaltige Kontrastmittel, verschlimmert werden könnte.

Auch mögliche Allergien auf das Kontrastmittel oder das Betäubungsmittel müssen geklärt werden.

Vor der Untersuchung darf der Patient nichts zu sich nehmen und muss nüchtern sein. Wegen der Gefahr einer Infektion werden die Haare in der Leistenregion rasiert.

Wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob eine Rechtsherz- oder eine Linksherz-Katheter-Untersuchung durchgeführt werden soll.

Durchführung einer Herzkatheter-Untersuchung

Zu Beginn der Untersuchung erfolgt eine Desinfektion sowie eine örtliche Betäubung. Bei einer Linksherz-Katheter-Untersuchung erfolgt zunächst die Punktierung der Arterie in der rechten Leistenregion. Unter Röntgenkontrolle wird dann, über die Arterie, der Katheter bis in die linke Herzkammer vorgeschoben.

Durch das injizierte Röntgen-Kontrastmittel können anschließend die Herzkranzgefäße und die linke Herzkammer eingesehen und beurteilt werden.

Im Falle einer Rechtsherz-Katheter-Untersuchung wird die Vene in der Leistenbeuge punktiert. Über diese wird der Katheter bis hin zur rechten Herzkammer und den Lungengefäßen vorgeschoben.

Verhalten nach der Katheter-Untersuchung und mögliche Nachwirkungen, Komplikationen und Risiken

Nach Ende der Untersuchung wird ein Druckverband an der punktierten Stelle angelegt. Dieser muss zwischen zwölf und vierundzwanzig Stunden auf der betreffenden Stelle bleiben. Die folgenden Tage darf der Patient außerdem nichts Schweres tragen oder heben.

Während einer Herzkatheter-Untersuchung können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten, wie:

Armschmerzen nach einer Herzkatheter-Untersuchung

Oftmals klagen Patienten nach einer Herzkatheter-Untersuchung über Armschmerzen. Ist dies der Fall, sollte man die Beschwerden mit einem Arzt besprechen.

In der Regel sind die Schmerzen harmlos und nur vorübergehend. Mögliche Gründe können eine Reizung der Gefäßwände oder Nerven sein. Vorbeugen sowie die Schmerzen lindern ist durch das Anlegen von kühlen Umschlägen möglich.

Wie lange ist man nach einer Herzkatheter-Untersuchung arbeitsunfähig, wann kann ich wieder arbeiten?

Eine pauschale Antwort auf die Frage, wie lange man nach einer Herzkatheter-Untersuchung arbeitsunfähig ist, lässt sich nicht geben. Es kommt darauf an, ob nur eins oder ob mehrere Gefäße geöffnet wurden, und ob es gegebenenfalls zu Komplikationen gekommen ist.

Die Arbeitsunfähigkeit kann sich auf einen Tag beschränken; die Dauer kann aber auch mehrere Wochen betragen. Der Arzt wird hierzu als einzige Person genaue oder möglichst genaue Angaben geben können.

Wie lange ist der Krankenhausaufenthalt nach einer Herzkatheter-Untersuchung?

Ebenfalls kommt es auf den Verlauf der Untersuchung an, wenn es um die Frage nach der Dauer des Krankenhausaufenthaltes geht. In der Regel beläuft sich dieser auf einen bis drei Tage.

Alternativen zur Herzkatheter-Untersuchung

Als Alternative zur Herzkatheter-Untersuchung bietet sich ein Herz-CT an. Dies gilt besonders für jüngere Patienten ohne Risikofaktoren, bei denen die Ursache anders begründet ist als in einem Herzinfarkt. Auch vor dem Einsatz eines Herzschrittmachers erweist sich diese Alternative als sinnvoll.

Man spritzt dem Patienten dabei ein Kontrastmittel in die Vene des Arms und kann somit die Herzkranzgefäße darstellen. Die Strahlendosis ist hierbei deutlich geringer.