Eiweiß im Urin (Proteinurie) - Bedeutung und Bestimmung der Eiweißkonzentration

Für gewöhnlich ist im Urin kein oder nur wenig Eiweiß enthalten. Kommt es zu einer Nierenschädigung, zum Beispiel infolge einer Nierenentzündung oder Diabetes, steigt die Eiweißkonzentration im Urin messbar an. Eine Harnuntersuchung auf Eiweiß wird daher bei Verdacht auf eine Schädigung der Nieren vorgenommen. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen und Bestimmung von Eiweiß im Urin.

Von Jens Hirseland

Geringe Mengen an Eiweiß (Protein) im menschlichen Urin sind nicht weiter ungewöhnlich. Im Normalfall kommt allerdings nur wenig oder überhaupt kein Eiweiß im Harn vor. Steigt der Wert jedoch an, besteht das Risiko, dass sich eine Erkrankung dahinter verbirgt. Durch eine Untersuchung des Urins stellt der Arzt die genaue Menge der Eiweiße fest und wie sie beschaffen sind.

Proteinurie: Zu viel Eiweiß im Urin

Von einer Proteinurie ist in der Medizin die Rede, wenn im Urin ungewöhnlich viel Eiweiß nachgewiesen wird. In den Nierenkörperchen kommt es zum Abfiltern von harnpflichtigen Stoffen sowie von Flüssigkeit aus dem Blut in Richtung Urin. Während das Vorkommen von kleineren Eiweißen wie Albumin innerhalb des Harns nicht weiter bedenklich ist, gelten größere Mengen als Hinweis auf Membranbeeinträchtigungen. Im Falle von Nierenschäden sind im Urin größere Eiweiße in höherer Anzahl vorhanden.

Die Nierenkörperchen

In jeder Nierenrinde tummeln sich rund eine Million Nierenkörperchen. Zusammengesetzt werden sie aus einem Glomerulus (Gefäßknäuel) sowie einer sensiblen Hülle, die Bowman-Kapsel genannt wird. In dem Gefäßknäuel besteht Druck, durch den das Filtern des durchfließenden Blutes erfolgt. Dabei presst die Gefäßwand kleinere Eiweiße, Moleküle wie Blutzucker und Wasser zur umhüllenden Bowman-Kapsel. Umfangreiche Eiweiße, Moleküle und Blutzellen verbleiben an Ort und Stelle.

Das wässrige Filtrat innerhalb der Bowman-Kapsel trägt die Bezeichnung Primärharn und verfügt nur über kleinere Eiweiße. Gemeinsam mit anderen Stoffen findet im Normalfall das Herausfiltern innerhalb der Nierenkanälchen statt. Das Filtrat, das sich bei diesem Vorgang bildet, wird als Sekundärharn bezeichnet und gelangt aus dem Organismus.

Verschiedene Formen der Proteinurie

Prärenale Proteinurie

Ein Überschuss an Eiweißen im Harn kann bedeuten, dass bereits ein solcher Überschuss im Blutserum besteht. In einem solchen Fall liegt eine Überlastung der Filtriereigenschaften der Niere vor. Die Ärzte bezeichnen dies als prärenale Proteinurie. Das bedeutet, dass der Auslöser für den Proteinüberschuss bereits vor den Nieren vorlag.

Als denkbare Ursachen kommt die Zerstörung von Muskelzellen oder roten Blutkörperchen (Erythrozyten) durch eine Vergiftung in Betracht. Durch den erhöhten Proteinspiegel im Blut entsteht wiederum der Überschuss an Eiweiß im Harn.

Renale Proteinurie

Sind die Nieren selbst für den Überschuss an Eiweiß im Urin ursächlich, ist in der Medizin von einer renalen Proteinurie die Rede. Dabei schaffen es die Nierenkörperchen nicht zu verhindern, dass größere Eiweiße wie Albumin in den Urin gelangen. Zu vergleichen ist der Vorgang mit Löchern in einem Filter, die dann von den größeren Proteinen durchdrungen werden.

Sind die Nierenkanälchen nicht in der Lage, kleinere Eiweiße wie alpha1-Mikroglobulin oder beta2-Mikroglobulin aus dem Primärharn zu filtern, liegt eine tubuläre Proteinurie vor.

Postrenale Proteinurie

In manchen Fällen können aber auch Verletzungen oder Infektionen der ableitenden Harnwege für den Proteinüberschuss im Urin verantwortlich sein. Bei den Patienten ist dann vermehrt das Eiweiß alpha2-Makroglobulin enthalten. Mitunter treten auch Proteinurie-Mischformen auf, von denen sowohl die Nierenkanälchen als auch die Nierenkörperchen betroffen sind.

Gutartige Proteinurie

Besonders bei jungen Menschen tritt manchmal eine gutartige Proteinurie auf, bei der nur eine leichte Erhöhung der Eiweißmenge im Urin besteht. Mögliche Gründe dafür können körperliche Belastungen oder Stress sein. Mitunter lässt sich auch gar keine Ursache finden. In der Regel kommt es zu einer spontanen Besserung der Messwerte.

Zu welchem Zweck wird das Eiweiß im Urin bestimmt?

Eine Untersuchung zur Bestimmung von Eiweiß im Urin erfolgt in erster Linie bei Verdacht auf Beeinträchtigungen der Nieren. Dies geschieht insbesondere bei einer erkannten Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Eine solche Untersuchung gilt im Falle von Diabetes einmal pro Jahr als sinnvoll.

Zeigt sich im Rahmen der Untersuchungen, die im Abstand von zwei bis drei Wochen vorgenommen werden, eine Eiweißkonzentration von mehr als 20 mg/l, gilt ein Nierenschaden durch Diabetes als wahrscheinlich. Mitunter sind aber auch andere Faktoren, wie ein Harnwegsinfekt oder eine akute Entzündung, für den Eiweißanstieg ursächlich.

Wie läuft die Messung der Eiweißkonzentration ab?

Die Messung der Eiweißkonzentration im Urin erfolgt mithilfe von speziellen Teststreifen. Diese lassen sich einfach in den Harn eintauchen. Um kleinere Urinmengen zwischen 20 und 200 mg/l messen zu können, werden Teststreifen mit sensibler Messung benötigt.

Untersuchung des Urins mit einem Teststreifen
Mit einem Teststreifen lässt sich die abgegebene Urinprobe untersuchen

Normalwerte für Eiweiß im Urin

Als normal wird ein Wert von 8 mg/dl eingestuft. Weil sich das Albumin jedoch nur in starker Konzentration messen lässt, sind Analysen von 24-Stunden-Sammelurin verlässlicher. Dabei betragen die Normalwerte:

  • 150 mg pro Tag bei den Gesamtproteinen normal
  • 30 mg pro Tag bei Albumin normal
  • 30 bis 300 mg pro Tag bei Mikroalbuminurie
  • 300 mg pro Tag bei Makroalbuminurie

Durch eine Proteinelektrophorese sind die verschiedensten Eiweiße innerhalb des Urins messbar. Weil die unterschiedlichen Proteine zu bestimmten Erkrankungen gehören, kann der Arzt leichter die Diagnose stellen.

Während einer Schwangerschaft werden Werte unter 300 mg pro Tag als unbedenklich eingestuft. Eine gründliche Überwachung ist aber notwendig, wenn die Laborwerte höher ausfallen. So besteht die Gefahr von Bluthochdruck oder sogar einer lebensbedrohlichen Eklampsie.

Zu wenig Eiweiß im Urin

Ist der Eiweißwert im Harn niedrig oder kommt überhaupt kein Protein vor, besteht keinerlei Krankheitswert. So gilt das Nichtvorhandensein von Eiweiß im Harn als gesund.

Zu viel Eiweiß im Urin

In den meisten Fällen wird eine erhöhte Eiweißkonzentration im Urin durch eine Nierenschädigung hervorgerufen. Diese kann durch eine Nierenentzündung oder Niereninsuffizienz entstehen. Infrage kommen aber auch noch andere mögliche Ursachen für einen erhöhten Wert an Eiweiß im Urin.

  • Nierenschädigung durch Nierenentzündung oder Niereninsuffizienz
  • Toxische Stoffe
  • Herzinsuffizienz
  • Erkrankungen des Stoffwechsels wie Diabetes mellitus
  • Zu hoher Blutdruck
  • Krebserkrankungen des Knochenmarks
  • Autoimmunkrankheiten wie Lupus erythematodes
  • Einnahme von bestimmten Arzneimitteln wie nicht-steroidalen Antirheumatika zur Bekämpfung von Schmerzen und Entzündungen

Ein möglicher optischer Hinweis auf einen höheren Eiweißgehalt ist das Schäumen des Urins.

Was geschieht, wenn zu viel Eiweiß im Urin ist?

Ob bei einem erhöhten Wert an Eiweiß im Urin eine medizinische Behandlung nötig ist, richtet sich nach der auslösenden Ursache. Bei einer vorübergehenden Proteinurie bedarf es normalerweise keiner Therapie. Anders sieht es bei einer Proteinurie von Dauer aus.

Handelt es sich bei der Proteinurie um die Nebenwirkung von Medikamenten, gilt es als sinnvoll, in Absprache mit dem behandelnden Arzt auf alternative Präparate zurückzugreifen.