Zucker im Urin - Bedeutung des Harnzucker-Wertes

Im Gegensatz zum Blut befindet sich im Urin normalerweise nur sehr wenig Zucker. Befindet sich übermäßig viel Zucker (Glukose) im Urin, ist von Harnzucker die Rede. Liegt solch ein auch als Glukosurie bezeichneter Befund vor, ist dies meist ein Hinweis auf eine Nierenerkrankung oder Diabetes. Der Zucker im Urin kann beim Arzt oder Zuhause über einen Urinteststreifen sehr einfach kontrolliert werden. Welcher Harnzucker-Wert normal ist und was eine Abweichung bedeuten kann, erfahren Sie hier in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Was bedeutet Zucker im Urin?

Die Medizin kennt Zucker im Urin auch als Harnzucker, Urinzucker oder Glukosurie. Dabei handelt es sich um das unnormale Ausscheiden von Glukose (Traubenzucker) über den Urin. Im Normalfall verfügt das Blut über verhältnismäßig große Mengen an Traubenzucker. Im Harn kommt dagegen nur eine geringe Menge vor. So fällt der Zuckergehalt im Blut bis zu zehn Mal höher aus als im Urin.

Ergibt sich im Rahmen eines Urintests das Vorhandensein von Traubenzucker im Harn, deutet dies auf eine Erkrankung wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Nierenleiden hin.

Zu welchem Zweck wird der Harnzucker bestimmt?

Eine Messung des Harnzuckers findet bei beinahe sämtlichen Erkrankungen der Nieren statt, bei denen eine erhöhte Herstellung von Zucker besteht.

Wie wird die Messung des Harnzuckers durchgeführt?

Zum Messen des Harnzuckers greifen die Ärzte auf einen Urinteststreifen zurück. Bei gesunden Menschen ist so wenig Zucker im Urin vorhanden, dass es eine Verfärbung des Teststreifens ausbleibt. In diesem Fall wird der Urintest als "negativ" bezeichnet.

Eine Verfärbung des Urinteststreifens setzt ab Werten von rund 40 Milligramm je Deziliter (mg/dl) ein. Die Mediziner bezeichnen den Urintest dann als "positiv". Es besteht der Verdacht, dass der Patient unter einer Erkrankung der Nieren oder an Diabetes mellitus leidet.

Verfärbter Urinteststreifen
Der Harnzuckergehalt lässt sich mithilfe der Verfärbungen auf dem Urinteststreifen bestimmen

Wie fällt der Normalwert des Harnzuckers aus?

In einem Zeitraum von 24 Stunden scheidet der Organismus ca. 70 Milligramm Glukose aus. Ernährt sich der Mensch kohlenhydratreich, ist ein Anstieg des Glukosespiegels möglich. Von gesunden Personen werden im Normalfall trotzdem nicht mehr als 200 Milligramm Glukose pro Tag aus dem Körper geschieden.

Als Normalwert bei Erwachsenen und Kindern gelten pro Einheit 15 mg/dl sowie pro SI-Einheit 8,3 mmol/l.

Wann fällt der Harnzucker-Wert zu niedrig aus?

Der Harnzucker-Wert kann normalerweise nicht zu niedrig ausfallen, weil im Urin nur wenig Glukose vorkommen sollte. Verfärbt sich der Urinteststreifen nicht, gilt dies als Hinweis für einen guten Gesundheitszustand. Der Urinzuckergehalt fällt in der Regel nur dann zu niedrig aus, wenn eine ausgeprägte Unterernährung besteht.

Für den Nachweis einer Unterzuckerung ist der Urintest nicht geeignet. In diesem Fall muss eine Blutuntersuchung erfolgen.

Wann fällt der Harnzucker-Wert zu hoch aus?

Pro Tag werden ungefähr 1500 Liter Blut durch die menschlichen Nieren transportiert. In den Nierenkörperchen findet das Filtern des Blutes statt, wodurch sich größere Mengen an Vorharn bilden. In diesem Vorharn sind neben den brauchbaren Stoffen auch Substanzen enthalten, die vom Organismus nicht mehr gebraucht werden. Durch die Nierentubuli gelangt die Glukose fast komplett wieder zurück ins Blut.

Bewegt sich der Blutzuckerspiegel zwischen 160 und 180 mg/dl, was 8,9 bis 10 mmol/l entspricht, sind die Nierentubuli in der Lage, die Glukose fast vollständig ins Blut zu transportieren. Bei einem höheren Blutzuckerwert, der vor allem bei Diabetes mellitus auftreten kann, kommt es zu einer Überlastung der Nierentubuli-Glukosetransporter. Infolgedessen wird die Nierenschwelle überschritten. Via Urin erfolgt auch das Ausscheiden von größeren Zuckermengen. Infolgedessen verfärbt sich der Urinteststreifen, sodass er positiv ausfällt.

Als weitere denkbare Ursache für einen positiven Harnzucker-Test kommen Erkrankungen der Nieren infrage. Dazu gehören in erster Linie bereits angeborene Erkrankungen, in deren Rahmen die Transporter-Eiweiße für den Glukoserücktransport innerhalb der Nierentubuli geschädigt sind.

Mögliche Nierenerkrankungen als Grund für eine Glukosurie sind:

  • Entzündungen der Nieren
  • Morbus Wilson
  • eine Zystinose
  • das Lowe-Syndrom
  • das DeToni-Debré-Fanconi-Syndrom
  • eine hereditäre Tyrosinämie

Außerdem können Schäden des Nierenparenchyms auftreten, verursacht durch:

  • Nierenverletzungen
  • Nierentumoren
  • einer interstitiellen Nephritis
  • Vergiftungen durch Schwermetalle

Manchmal sinkt auch in der Schwangerschaft die Nierenschwelle für Glukose ab. Sogar bei einer üblichen Glukosetoleranz von 40 Prozent bei schwangeren Frauen ist dann eine Glukosurie möglich.

Zucker im Urin lässt sich auch selbst messen

Eine Urinzuckermessung kann auch in Eigenregie vorgenommen werden. Zu diesem Zweck benötigt der Anwender einen Urinteststreifen sowie einen Auffangbecher für die Urinprobe. Es wird empfohlen, vor der Durchführung mit dem Arzt zu besprechen, an welchen Tageszeiten die Harnzuckermessung stattfinden sollte. Dies kann vor den Mahlzeiten, aber auch erst im Anschluss daran sinnvoll sein.

Im Rahmen der Urinzuckerselbstmessung wird auf Harn zurückgegriffen, der noch nicht besonders lange in der Blase enthalten ist. Dagegen eignet sich Morgenurin, der sich über die Nacht angesammelt hat, nicht.

In der Regel erfolgt die Probe ungefähr 60 Minuten nach dem letzten Toilettenbesuch. Anschließend wird der Teststreifen in den Becher mit der Urinprobe eingetaucht. Es dauert nur zwei Minuten, bis sich das Testresultat erkennen lässt.

Ergibt die selbstständige Harnzuckermessung tatsächlich Zucker im Urin, ist es ratsam, sich an einen Arzt zu wenden.