Urinsediment - Bestandteile und Auffälligkeiten

Als Urinsediment bezeichnet man die festen Bestandteile im Urin. Dabei handelt es sich zum Beispiel um rote und weiße Blutkörperchen, aber auch andere Zellen, Bakterien und Kristalle. Eine Urinprobe zur Untersuchung des Urinsediments wird vor allem immer dann genommen, wenn Verdacht auf eine Erkrankung der Nieren oder Harnwege besteht. Wie eine solche Untersuchung abläuft und was Auffälligkeiten im Urinsediment bedeuten könne, erfahren Sie hier.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich beim Urinsediment?

Unter dem Urinsediment oder Harnsediment werden die festen Stoffe innerhalb des Urins verstanden. Gemeint sind damit unterschiedliche Zellen oder Zellbestandteile. Zum Teil sind diese festen, ungelösten Harnbestandteile unter physiologischen Bedingungen anzutreffen. In manchen Fällen können sie jedoch auch Hinweis für krankhafte Prozesse sein.

In der Medizin wird zwischen einem organisierten Urinsediment wie Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Epithelzellen aus den Harnwegen, Urinzylinder und Bakterien sowie einem nicht-organisiertem Urinsediment wie Kristallen unterschieden.

Zu welchem Zweck wird das Urinsediment untersucht?

Eine medizinische Untersuchung des Harnsediments kann aus unterschiedlichen Gründen erfolgen. Dazu gehören:

Wie sieht der Normalwert des Urinsediments aus?

Als normale Werte des Harnsediments gelten:

  • 0 bis 3/µl Leukozyten
  • 0 bis 5/µl Erythrozyten
  • wenige Bakterien
  • vereinzelte Plattenepithelzellen
  • vereinzelte Zylinder

Unter Zylindern werden zylinderförmige Eiweißzellen verstanden. Dabei handelt es sich um klumpige Ausgüsse aus den kleinen Nierenkanälchen. Je nach sonstigen Bestandteilen des Zylinders wird zwischen mehreren Zylindertypen differenziert.

Auf welche Weise wird das Urinsediment gewonnen?

Um das Urinsediment zu gewinnen, erfolgt die Entnahme einer Harnprobe aus frischem Mittelstrahlurin des Morgenurins. Die erforderliche Menge beträgt ungefähr 10 Milliliter.

Abgabe einer Urinprobe
Zur Untersuchung des Urinsediments muss eine Probe mit Morgenurin abgegeben werden

Nach der Entnahme findet eine Behandlung der Urinprobe in einer Zentrifuge statt. Durch dieses Vorgehen wird erreicht, dass sich die festen Bestandteile auf dem Röhrenboden der Urinprobe ablagern.

Der Arzt greift auf eine Pipette zurück, mit der er eine kleinere Menge des Harnsediments aufnimmt und diese auf einem Objektträger aus Glas aufbringt. Anschließend erfolgt das Bedecken der Probe mit einem Deckglas. Im weiteren Verlauf wird die Probe unter einem Mikroskop gründlich untersucht.

Wichtig ist, dass die Analyse der Urinsedimentprobe spätestens zwei Stunden nach ihrer Entnahme stattfindet.

Analyse von Zellen im Urinsediment

Zur Untersuchung des Urinsediments kommt ein Mikroskop zur Anwendung. Zunächst wird ein erster Überblick über das Sediment gewonnen. Später werden unter einer intensiveren Vergrößerung des Mikroskops die einzelnen Zellen einer Zählung unterzogen. Durch Art und Menge der verschiedenen Zelltypen lassen sich Hinweise auf spezielle Harnwegserkrankungen finden.

Kommen im Harnsediment zum Beispiel größere Mengen roter Blutkörperchen vor, gilt dies als Indiz für eine Verletzung oder Infektion der Harnwege. Ebenso können Harnsteine oder Tumore vorliegen.

Sind verstärkt weiße Blutkörperchen im Urinsediment zu finden, besteht die Möglichkeit, dass der Patient unter einer Nierenentzündung, einer Prostataentzündung (Prostatitis) oder einer Entzündung der ableitenden Harnwege leidet.

Wurde eine Organtransplantation durchgeführt, kann auch eine Abstoßungsreaktion der Auslöser für eine erhöhte Menge an weißen Blutkörperchen im Sediment sein. Gleiches gilt für allergische Reaktionen.

Bei manchen Patienten zeigen sich spezielle Akanthozyten. Gemeint sind damit pathologisch veränderte rote Blutkörperchen, die über spitze Ausstülpungen verfügen. Meist verbirgt sich eine Nierenkörperchenentzündung (Glomerulonephritis) dahinter.

Ebenso möglich ist das Vorkommen von vermehrten Plattenepithelien. Grund dafür ist in den meisten Fällen eine Verunreinigung, zum Beispiel durch Vaginalsekret. Eine solche Verunreinigung kann auftreten, wenn die Probe für das Urinsediment nicht vom Mittelstrahlurin entnommen wurde.

Beurteilung von Zylindern im Urinsediment

Im Falle von sämtlichen akuten oder chronischen Nierenleiden ist das Vorkommen von granulierten Zylindern denkbar. Dies kommt insbesondere bei einer Entzündung der Nierenkörperchen vor.

Besteht eine ausgeprägte chronische Nierenschwäche, zeigen sich im Harnsediment oft Wachszylinder mit leicht gelblicher Verfärbung. Tritt ein Zerfall der roten Blutkörperchen auf, was unter anderem bei Dialysepatienten vorkommen kann, zeigen sich Hämoglobinzylinder. Bei ausgeprägten Verletzungen der Muskeln finden sich oft Myoglobinzylinder.

Weitere Bestandteile des Urinsediments

Abgesehen von Zylindern und Zellen kommen bei manchen Erkrankungen noch weitere Bestandteile im Urinsediment vor:

  • Bakterien bei Infektionen der Harnwege
  • Pilze
  • Wurmeier wie die der Pärchenegel, von denen eine Bilharziose (Schistosomiasis) hervorgerufen wird
  • Parasiten wie Trichomonaden, die die Trichomoniasis verursachen
  • Unterschiedliche Kristalle im Falle von Nierensteinen wie Harnsäuresteine oder Calciumoxalatsteine

Was geschieht, wenn das Urinsediment Auffälligkeiten zeigt?

Ergibt die Untersuchung des Harnsediments Auffälligkeiten, lassen sich zusätzliche Untersuchungen des Urins durchführen. So kann bei einem Verdacht auf eine Harnwegsinfektion eine Urinkultur angelegt werden, um den jeweiligen Verursacher der Erkrankung aufzuspüren.

Besteht Verdacht auf eine Beeinträchtigung der Nieren, lässt sich eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) durchführen. In manchen Fällen wird auch eine Gewebeprobe entnommen.