Nierenszintigraphie - Funktion, Ablauf und Risiken

Die Nierenszintigraphie zählt zu den nuklearmedizinischen Untersuchungsverfahren. Dabei werden radioaktive Substanzen in geringer Menge injiziert. Man führt dieses Verfahren bei Verdacht auf unterschiedliche Nierenerkrankungen durch. Auch zur Verlaufskontrolle einer Therapie lässt sich die Untersuchung durchführen. Lesen Sie alles Wissenswerte über Funktion, Ablauf und Risiken der Nierenszintigraphie.

Von Jens Hirseland

Nierenszintigraphie: Ziel und Zweck

Ein bildgebendes Verfahren ist die Nierenszintigraphie, auch Nierenfunktionsszintigraphie, Isotopennephrographie oder Radioisotopennephrographie genannt. Dabei handelt es sich um eine nuklearmedizinische Methode, bei der die Darstellung der Niere mithilfe von radioaktiven Stoffen erfolgt.

Mithilfe der Nierenszintigraphie lassen sich verschiedene wichtige Nierenfunktionen, wie

  • die Urinausscheidung
  • die Filterfunktion
  • die Extrektion der Nieren
  • der Blutfluss und
  • die Gewebeaktivität

beurteilen. Außerdem ist mit dem Verfahren nachprüfbar, ob sich der Urin auch richtig zur Blase hin bewegt. Es ist möglich, die Untersuchungsresultate im Seitenvergleich zu sehen.

Die Nierenszintigraphie gilt als beste Methode, um Parenchymnarben zu erkennen, insbesondere bei Kindern. Des Weiteren können regionale und seitengetrennte Nierenfunktion beurteilt werden.

Einsatzgebiete der Nierenszintigraphie

Durchgeführt wird eine Nierenszintigraphie, wenn Verdacht auf bestimmte Erkrankungen der Nieren besteht. Dazu gehören vor allem:

  • Nierenfehlbildungen wie eine so genannte Hufeisenniere
  • Nierentumore
  • Nierenarterienstenose
  • Harnstau
  • Verengungen der Nierenarterie mit Bluthochdruck

Ferner lässt sich die Nierenszintigraphie zur Verlaufskontrolle oder zur Kontrolle nach einer Nierentransplantation einsetzen, um die Funktionstüchtigkeit des Transplantats zu überprüfen. Auch bei Verdacht auf eine Nierenverletzung kann diese Untersuchung erfolgen.

Ebenso kommt sie

  • bei Doppelnieren zur Überprüfung der Teilfunktion
  • zur Abklärung von Harnabflussstörungen
  • bei Verdacht auf eine renovaskuläre arterielle Hypertonie
  • vor einer Nierenlebendspende zur Prüfung der Nierenfunktion
  • bei stark reduziertem Harnabgang, um einen akuten Harnaufstau oder eine Nierenembolie auszuschließen
  • zur Bestimmung der renalen Gesamt-Clearance

zur Anwendung.

Dauer und Kosten der Nierenszintigraphie

Die alleinige Dauer der Aufnahmen beträgt etwa eine halbe Stunde. Hinzu kommt jedoch noch die Vorbereitungszeit. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.

Kontraindikationen: Wann darf eine Nierenszintigraphie nicht durchgeführt werden?

Nicht durchgeführt werden sollte eine Nierenszintigraphie während der Schwangerschaft.

Funktionsprinzip der Nierenszintigraphie

Grundlage der Szintigraphie ist das Injizieren von leicht radioaktiven Mitteln, mit denen sich eine bildliche Darstellung anfertigen lässt. Je nach Aufgabenbereich kommen dabei unterschiedliche Stoffe zum Einsatz.

Im Rahmen einer Nierenszintigraphie greift man zumeist auf 99mTc-MAG3 zurück. Diese Substanz hat die Eigenschaft, sich in der Blutbahn zu verteilen und wird über die Nieren wieder aus dem Körper ausgeschieden.

Außerdem werden von 99mTc-MAG3 Gammastrahlen abgegeben. Diese Strahlen kann ein spezielles Aufnahmegerät wie ein Scangerät oder eine Gammakamera auffangen.

Auf diese Weise entsteht ein Abbild der untersuchten Körperregion. Je mehr sich von der verabreichten radioaktiven Substanz an einer Stelle ansammelt, desto dunkler erscheint dieser Bereich auf dem Szintigramm.

In speziellen Fällen verabreicht man dem Patienten noch zusätzliche Medikamente. Durch eine Computerberechnung lassen sich auch Schnittbilder und sogar dreidimensionale Darstellungen anfertigen.

Statische und dynamische Nierenszintigraphie: Formen der Nierenszintigraphie

Es lassen sich prinzipiell zwei Formen der Nierenszintigraphie unterscheiden: die statische sowie die dynamische Nierenszintigrafie. Bei der statischen Form stellt man das Nierengewebe durch Verwendung eines bestimmten Radionuklids dar. Zur Anwendung kommt diese Nierenszintigraphie besonders zur Kontrolle nach einer Entzündung sowie bei Anomalien der Niere.

Das Radionuklid wird ca. zwei Stunden vor dem Messen mit der Gammakamera injiziert. Die Nierendarstellung ist durch einen hochauflösenden Kollimator möglich. Das funktionstüchtige Nierengewebe lässt sich durch das Radionuklid erfassen - auf diese Weise können Masse, Größe, Form und Lage der Nieren bestimmt werden.

Die dynamische Nierenszintigrafie bezeichnet man auch als Nierenfunktionsszintigrafie. Sie erlaubt die Untersuchung der Nierenfunktion, zu der

  • die tubuläre Sekretion
  • der renale Blutfluss und
  • die relative glomeruläre Filtration

zählen.

Durchführung: Ablauf der Nierenszintigraphie

Vor der Nierenszintigraphie ist es wichtig, reichlich Wasser, etwa ein Liter, zu sich zu nehmen. Säuglinge sollten vorab gestillt werden.

Auf diese Weise lässt sich eine zu starke Anreicherung der radioaktiven Substanz in der Harnblase vermeiden. Während der Szintigraphie muss der Patient Metallgegenstände, die er am Körper trägt, abnehmen.

Nüchtern muss man zu dieser Untersuchung nicht erscheinen; auch ist die gewohnte Einnahme von Medikamenten möglich. Hat man in vergangener Zeit ein Röntgenkontrastmittel verabreicht bekommen, sollte dies mindestens zwei Wochen zurückliegen. Anderenfalls könnte es zu einer kontrastmittelbedingten Beeinflussung der der Niere kommen.

Über eine Vene injiziert der Arzt dem Patienten die radioaktive Untersuchungssubstanz. Diese gelangt durch den Blutstrom schließlich zu den Nieren. Mitunter ist eine Wartezeit von bis zu vier Stunden erforderlich.

Während der Szintigraphie nimmt der Patient auf einem Untersuchungstisch Platz. Manchmal kann er aber auch sitzen.

Die Anfertigung der Szintigraphie-Aufnahmen nimmt ca. 30 Minuten in Anspruch. In dieser Zeit darf sich der Patient nicht viel bewegen.

Um bestimmte Funktionen zu messen, verabreicht man unterschiedliche Medikamente. Mitunter kann auch eine Blutabnahme zu Vergleichszwecken erfolgen.

Möchte man Bluthochdruck abklären, macht man eine zusätzliche Aufnahme. Diese erfolgt ca. 1 Stunde nach der Verabreichung eines blutdrucksenkenden Mittels.

Komplikationen und Risiken einer Nierenszintigraphie

Da die Nierenszintigraphie zu den nuklearmedizinischen Verfahren zählt, ist eine gewisse Strahlenbelastung zu verzeichnen. Diese fällt jedoch nicht höher aus als bei einer konventionellen Röntgenuntersuchung. Allerdings lassen sich Schäden am Erbgut oder Krebs trotz der geringen Radioaktivität nicht gänzlich ausschließen.

Darüber hinaus sind auch allergische Reaktionen auf die Untersuchungssubstanz im Bereich des Möglichen. Durch Einspritzen des Mittels in eine Vene können Nachwirkungen wie

auftreten.