Urintest - Nutzen, Möglichkeiten und Ablauf

Als Urintest bzw. Urinuntersuchung oder Harnuntersuchung bezeichnet man eine Untersuchung des Harns. Dabei wird der von den Nieren abgesonderte Harn analysiert. Auf diese Weise lassen sich mögliche Erkrankungen feststellen. Die Entnahme der Urinprobe zählt zu den ältesten Diagnosemethoden. Informieren Sie sich über Nutzen, Möglichkeiten und Ablauf eines Urintests.

Von Jens Hirseland

Urintest: Ziel und Zweck

Ziel und Zweck eines Urintests bzw. einer Harnuntersuchung oder auch Urinuntersuchung ist die Diagnose von bestimmten Krankheiten der Harnwege oder der Nieren sowie von Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus. Harnuntersuchungen gehören in der Medizin zu den gängigsten Routineuntersuchungen.

Der Urin wird von den Nieren abgesondert und anschließend über diverse Substanzen aus dem Körper ausgeschieden. Durch eine genaue Analyse in einem Laboratorium lassen sich zahlreiche Krankheiten der Blase oder der Nieren feststellen.

Die Urinuntersuchung gehört zu den ältesten Untersuchungsverfahren. Oftmals wird sie routinemäßig bei Kontrolluntersuchungen durchgeführt. Doch auch, wenn bereits ein konkreter Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung besteht, kommt sie zur Anwendung.

THC-Urintest: Urinprobe bei Drogenverdacht

Außerdem ist der Nachweis von Drogen oder Dopingmitteln durch eine Urinuntersuchung möglich. Solche Urintests werden vor allem zum Nachweis von THC im Urin durchgeführt.

Dabei gibt es THC-Schnelltests, die man in der Apotheke erhält, und die für die Nutzung zuhause gedacht sind. Ebenso ist eine Analyse im Labor möglich.

Dabei ist zu beachten, dass bei einem Schnelltest lediglich der Konsum nachzuweisen ist - eine Aussage über die konsumierte Drogenmenge lässt sich nicht treffen. Informieren Sie sich hier im Detail über den THC-Test.

Chemische Harnuntersuchung und Co.: Was wird bei einem Urintest untersucht?

Bei einer Harnuntersuchung werden verschiedene Parameter beurteilt. Dazu gehören:

  1. der Eiweißgehalt (Proteingehalt)
  2. der Zuckergehalt (Harnglukose)
  3. der Säuregehalt (pH-Wert)
  4. der Nitritgehalt

Diese sind Bestandteil der chemischen Urinuntersuchung. Weitere Parameter sind:

  1. das Auftreten von roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
  2. das Auftreten von weißen Blutkörperchen (Leukozyten)
  3. das Auftreten von rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
  4. das Auftreten von Bakterien
  5. das Auftreten von bestimmten Säureverbindungen (Ketonen)
  6. die Beschaffenheit und die Farbe des Urins

Der Harn kann je nach auftretender Krankheit dunkel, hell, weiß, schwarz, rot oder schaumig sein.

Harnuntersuchung zum Nachweis von Eerythrozyten und Leukozyten

Findet man erhöhte Werte der Erythrozyten im Urin vor, kann dies für Entzündungen oder Infektionen sprechen. Selten stellen auch Tumore eine Möglichkeit dar. Infektionen oder Entzündungen können auch bei erhöhten Leukozytwerten vorliegen.

Harnstreifen-Test zur Urinuntersuchung

Durch einen Harnstreifen-Test, der auf einer chemischen Reaktion beruht, kann der überwiegende Teil dieser Parameter leicht bestimmt werden. Dabei wird dieser Harnstreifen in eine Urinprobe gehalten und danach ca. eine Minute lang getrocknet. Bei der Erhöhung einer oder verschiedener Substanzen bildet sich ein Farbumschlag.

Urintest selber machen: Der Vorsorge-Urintest für Zuhause aus der Apotheke

Tests, die mit solchen Streifen funktionieren, gibt es auch für die Anwendung zuhause, um auf diese Weise mögliche Risiken bzw. Erkrankungen möglichst schnell zu erkennen. Innerhalb von einer Minute kann man erkennen, ob eine Erkrankung vorliegt - in diesem Fall sollte man einen Arzt aufsuchen.

Mithilfe des Vorsorge-Urintests erhält man Hinweise auf Eiweiß, Zucker oder Blut im Urin. Der Test lässt somit Rückschlüsse auf Erkrankungen wie eine Blasenentzündung oder auch Diabetes zu.

Man taucht den Teststreifen in den Urin und wartet eine Minute lang ab. Bei einer Verfärbung befinden sich Blut, Eiweiß oder Glucose im Urin:

  • Blut im Urin kann auf Harnwegs- oder Nierenerkrankungen hinweisen
  • Zucker/Glucose im Blut kann auf Diabetes hinweisen
  • Eiweiß/Protein im Blut kann auf Nierenerkrankungen hinweisen

Anlegen einer Bakterienkultur bei einer Harnuntersuchung

Um Bakterien nachzuweisen, kommt es zum Anlegen einer Bakterienkultur, bei der ein Teil der Harnprobe auf einem dafür vorgesehenen Nährboden aufgetragen wird. Danach wird die Bakterienkultur in einen Inkubator ausgebrütet und analysiert, um eine Keimzahl zu bestimmen.

Urinsedimente beurteilen

Weitere Rückschlüsse über eine Krankheit können durch das Harnsediment gezogen werden. Nach einer Behandlung des Urins mit einer Zentrifuge, bleiben die festen Bestandteile des Urinsedimentes übrig und werden unter einem Mikroskop auf Bakterien oder weiße Blutkörperchen untersucht.

Beurteilung der physikalischen Eigenschaften des Urins

Bei der Beurteilung der physikalischen Eigenschaften des Urins spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Dazu zählt beispielsweise die Farbe, deren Abweichung verschieden begründet sein kann:

  • Blutbeimengungen
  • eine starke Ausscheidung von Harnsäure-Kristallen (rosane Verfärbung)
  • Porphyrie/Alkaptonurie (rote bis schwarze Verfärbung)
  • ein metastasiertem malignem Melanom (schwarze Verfärbung)

Auch können bestimmte Nahrungsmittel wie Rhabarber oder rote Bete den Urin verfärben. Ebenso spielt die Einnahme von Medikamenten bei der Verfärbung des Urins eine Rolle.

Trübungen des Harns können auf Bakterien, rote/weiße Blutkörperchen oder Kristalle hinweisen. Eine fetthaltige Lymphflüssigkeit kann ebefnalls den Urin trüben.

Des Weiteren zählt ein veränderter Geruch zu den Punkten, die beurteilt werden. Bestimmte Erkrankungen, etwa des Stoffwechsels, können den Geruch beeinflussen. Ebenso zählen einige Nahrungsmittel dazu.

Anwendungsgebiete der Harnuntersuchung

Durchgeführt werden Harnuntersuchungen vor allem um Blut im Urin nachzuweisen, was auf Krankheiten wie

  • Harnleiter- oder Nierensteine
  • Tumorerkrankungen oder
  • Verletzungen der Nieren

hinweisen kann sowie um Bakterien im Harn nachzuweisen, was auf Harnweg-, Nieren- oder auch Tumorerkrankungen hinweist.

Weiterhin angewendet wird eine Harnuntersuchung bei:

  • Verdacht auf Diabetes mellitus (um Eiweiß, Zucker oder Ketonen im Urin nachzuweisen, da erhöhte Werte oft auf Diabetes schließen lassen)
  • Nierenschädigungen durch Medikamente
  • schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck
  • entzündlichen Nierenerkrankungen

Auch zum Nachweis von Dopingmitteln, Giften oder Drogen werden Urinuntersuchungen verwendet.

Urintest zum Schwangerschaftsnachweis

Eine Urinanalyse wird auch zum Nachweis einer Schwangerschaft verwendet. Nachgewiesen wird in diesem Fall das Schwangerschaftshormons Beta-HCG (Beta-Humanes Choriongonadotropin).

Circa zwei Tage nach dem Ausbleiben der Menstruation können Schwangerschaftstests ein sehr sicheres Ergebnis liefern. Es kann jedoch auch zu falschen Testergebnissen kommen.

Schwanger trotz negativem Urintest

Dass ein Schwangerschaftstest negativ ausfällt, die Anwenderin jedoch trotzdem schwanger ist, kann beispielsweise darauf zurück zu führen sein, dass der Test zu früh durchgeführt worden ist; ein hCG-Nachweis ist dann noch nicht möglich. Ebenso kann es vorkommen, dass der Test einfach nicht funktioniert.

Nicht schwanger trotz positivem Urintest

Im umgekehrten Fall fällt der Test positiv aus, obwohl keine Schwangerschaft vorliegt. Ein positiver hCG-Test ist beispielsweise bei einer Eileiterschwangerschaft möglich. Auch unterschiedliche Erkrankungen können das Ergebnis verfälschen; dazu zählen etwa

  • ein hepatozelluläres Karzinom
  • ein Trophoblasttumor
  • ein Bronchialkarzinom
  • ein Ovarialkarzinom sowie
  • ein Nierenzellenkarzinom.

Bestimmung des Geschlechts durch Backpulver-Urintest?

Dies einmal vorweg: die sicherste Methode, das Geschlecht des Kindes zu erfahren, bietet die Untersuchung beim Frauenarzt. Doch wie so häufig, gibt es auch in diesem Zusammenhang DIY-Ratschläge.

Um heraus zu finden, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, ist die Backpulver-Methode im Umlauf. Dabei füllt man etwas Backpulver in ein Behältnis und gibt ein wenig Urin hinzu. Schäumt der Inhalt nun, soll dies für einen Jungen sprechen, während bei einem erwarteten Mädchen nichts passiert.

Diesen Test sollte man wie bereits erwähnt, nicht ernst nehmen. Dennoch kann es Spaß machen, die Methode einmal auszuprobieren.

Urintest als Teil der G 25-Untersuchung

Der Urintest stellt auch einen Teil der arbeitsmedizinischen Untersuchung G 25 dar. Dabei wird ein Mitarbeiter auf seine körperliche Eignung für Überwachungs-, Steuer- und Fahrtätigkeiten getestet.

Urintest als Teil der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU)

Ebenfalls kann der Urintest im Rahmen einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) durchgeführt werden. Dabei ist auch ein Abstinenznachweis erforderlich, welcher beispielsweise mittels Urinprobe erfolgen kann. Lesen Sie hier über die weiteren Bestandteile der MPU.

KPU-Test: Urintest zum Nachweis von Kryptopyrrol/Hämopyrrol

Beim so genannten KPU-Test ermittelt man den Wert von Kryptopyrrol bzw. Hämopyrrol, was für einen stärkeren Verbrauch von Zink und Vitamin B6 spricht. Die Hämoglobinsythese ist bei der Kryptopyrrolurie gestört; Stress und Umweltschadstoffe gelten als mögliche Risikofaktoren.

Als Folge kommt es zu einem Zink- und Vitamin B6-Mangel. Zu den möglichen Symptomen zählen etwa

Behandelt wird mittels Vitamin- und Mineralstoffgabe.

Ablauf einer Harnuntersuchung

Für eine Harnuntersuchung erhält der Patient ein Uringefäß, das möglichst zur Hälfte mit Urin gefüllt werden soll. Zur Not genügen auch wenige Tropfen. Vor der Abgabe einer Urinprobe wird empfohlen, Penis bzw. Scheide gründlich zu reinigen.

Qualitative und quantitative Methoden der mikroskopische Harnuntersuchung

Nach der Entnahme der Urinprobe wird diese in einem Labor gründlich analysiert. Zu den Beurteilungskriterien zählen vor allem:

  • die Urinmenge
  • die Färbung des Urins
  • der Geruch des Urins
  • eventuelle Eintrübungen

Harnuntersuchung durch Sammelurin

In manchen Fällen sammelt man den Urin auch für einen Zeitraum von 24 Stunden. Das heißt, dass das Sammeln des Urins normalerweise um 8 Uhr morgens beginnt und am nächsten Morgen um die gleiche Zeit wieder endet.

Harnuntersuchung durch Blasenpunktion

Möglich sind auch die Verwendung eines Blasenkatheters oder eine Blasenpunktion. Ist eine Blasenpunktion notwendig, lässt man über dem Schambein eine schmale Kanüle ein und zieht über diese die erforderliche Urinmenge aus der Harnblase.

Punkte, die der Patient bei einem Urintest beachten muss

Um möglichst korrekte Ergebnisse bei einer Harnuntersuchung zu gewährleisten, sollten vor der Untersuchung einige Dinge beachtet werden.

Bei Urinprobe auf Sauberkeit achten

Wichtig sind die Sauberkeit des Uringefäßes und der äußeren Geschlechtsorgane. Beim Harnlassen sollte der Mann die Vorhaut hochziehen und die Frau die Schamlippen spreizen, damit es nicht zu einer Verunreinigung der Urinprobe mit Haut- oder Scheidenbakterien kommt.

Mittelstrahlurin verwenden

Im Rahmen einer Urinprobe sollte stets der Mittelstrahlurin verwendet werden, was bedeutet, dass zunächst etwas Urin in die Toilette abgelassen wird, bevor es zur Füllung des Uringefäßes kommt. Der verbleibende Urin wird dann wieder in die Toilette abgelassen. Für den Fall, dass der Patient sich nicht an diese Regeln hält, kann es zu Fehlern und Verfälschungen bei der Analyse der Urinprobe kommen.

Komplikationen einer Urinuntersuchung

Bei einer normalen Urinuntersuchung sind keine Komplikationen zu befürchten. Lediglich bei einer Blasenpunktion können mechanische Probleme oder Infektionen auftreten.