Anwendung und Ablauf der Haaranalyse

Unter der Haaranalyse versteht man ein chemisches Analyseverfahren der Haare. Die Methode kommt in erster Linie in der Rechtsmedizin und der Umweltmedizin zur Anwendung.

Von Jens Hirseland

Von einer Haaranalyse ist die Rede, wenn eine entnommene Haarprobe einem chemischen Analyseverfahren unterzogen wird. Dabei nutzt man das Haar als Biomonitor.

Untersuchungen der Haare

Bei Haaren handelt es sich um Gebilde, die aus Horn bestehen und aus der Haut wachsen. In den Haaren lagern sich unterschiedliche Substanzen und Stoffwechselprodukte an. Dabei spielt es keine Rolle, aus welcher Körperregion das jeweilige Haar stammt.

Innerhalb der Haarwurzel befinden sich pigmentbildende Zellen, die die Stoffe aus dem Blutkreislauf aufnehmen und anschließend speichern. Bei diesen Substanzen erfolgt eine Bindung an das haarfarbebildende Pigment Melanin. Durch das Haarwachstum können die Stoffe nach außen gelangen.

In dunkleren Haaren ist der Gehalt an diesen Stoffen höher als in helleren Haaren, was sich auf den höheren Melaningehalt zurückführen lässt.

Anwendungsgebiete der Haaranalyse

Rechtsmedizin

Zur Anwendung kommt die Haaranalytik vor allem in der Rechtsmedizin und der Umweltmedizin. So lassen sich mithilfe einer Haaranalyse Spurenelemente, Drogen und Gifte im Körper nachweisen. So werden gerade solche Stoffe während des Verhornens in der Haarstruktur eingelagert.

Selbst nach längerer Zeit ist noch ein Nachweis mit der Haaranalyse möglich. So können die Haare beispielsweise noch nach einigen Wochen verraten, ob die untersuchte Person Zigaretten raucht oder illegale Drogen konsumiert hat. Bei einer Blutprobe oder Urinprobe lässt sich der Konsum von Alkohol dagegen nur kurze Zeit nachweisen.

Alternativmedizin

Ein weiteres Einsatzgebiet der Haaranalyse bildet die Alternativmedizin. Diese verwendet die Methode für unterschiedliche Diagnoseverfahren, wenn sich der Patient zum Beispiel weder richtig krank noch richtig gesund fühlt. Dabei werden unterschiedliche Stoffe bestimmt, wie:

Mit der Haaranalyse lassen sich dadurch Hinweise auf mögliche Mangelerscheinungen oder Krankheiten finden.

Allerdings bestehen bei der Ansicht nach dem Nutzen der Haaranalyse erhebliche Differenzen zwischen Alternativmedizin und Schulmedizin, wodurch es einen großen Spielraum für Interpretationen gibt. Darüber hinaus sind die Messmethoden in den verschiedenen Laboratorien nicht immer einheitlich.

Vor- und Nachteile

Zu den größten Vorteilen der Haaranalyse gehört, dass sich chronische Belastungen oder sogar Vergiftungen über längere Zeit feststellen lassen.

Allerdings eignen sich nicht alle Stoffe gleichermaßen für diese Methode. Darüber hinaus können häufiges Schwimmen in Chlorwasser oder Haarefärben des Testresultat zunichte machen. Manche Ablagerungen kommen auch durch Staubzufuhr zustande und werden nicht inhaliert oder injiziert.

Bei bestimmten Ablagerungen kann es dann überaus schwierig sein, die jeweilige Aufnahmeart zu ermitteln.

Stoffe für die Haaranalyse

Drogen

Von besonderem Interesse für die Haaranalytik sind Stoffe, die sich als Drogen konsumieren lassen. So kann die Untersuchung für die Rechtsmedizin wichtige Beweismittel bei einem Strafprozess liefern.

Einige Monate lang in den Haaren nachweisbar sind zum Beispiel:

Aber auch Nikotin, Alkoholmarker oder bestimmte Arzneimittel wie Antidepressiva lassen sich mithilfe einer Haaranalyse ermitteln.

Schwermetalle

Für die Umweltmedizin sind Haaranalysen wichtig, um essentielle Spurenelemente oder giftige Schwermetalle zu diagnostizieren. Dies gilt besonders für:

  • Quecksilber
  • Blei
  • Arsen
  • Kadmium

Ablauf der Haaranalyse

Zur Durchführung einer Haaranalyse muss der Testperson eine Haarprobe entnommen werden. Dazu verwendet man in der Regel Kopfhaare.

Haarprobe

In den meisten Fällen findet eine Haaranalyse im Rahmen von rechtsmedizinischen Untersuchungen statt. Für die Analyse benötigt man rund 500 Milligramm Haare, was etwa zwei Esslöffeln entspricht. Das heißt, dass zwei Haarbüschel mit einem Durchmesser von 5 Millimeter entnommen werden.

Die Haare sollten eine Länge von mindestens 2 bis 3 Millimetern haben.

Schmerzen muss die Testperson bei der Haaranalyse nicht befürchten. So werden lediglich zwei Haarbüschel abgeschnitten, was mitunter allerdings psychisch belastend sein kann.

Zur Entnahme der Haarprobe wird in der Regel auf Kopfhaare zurückgegriffen. Verfügt die Testperson nicht mehr über Kopfhaare, lassen sich auch Haare von anderen Körperregionen verwenden, wie den:

Nicht geeignet ist dagegen die Verwendung von Haaren, die zuvor kosmetisch behandelt wurden. Dabei kann es sich um das Tönen und Färben der Haare oder eine Dauerwelle handeln.

Ablauf

Im Rahmen einer Haaranalyse werden die Haare der Testperson entnommen und anschließend gewaschen. Danach erfolgt ein immunologisches Assay, um bestimmte Substanzen im Haar zu ermitteln.

Weiterführende Untersuchungen bei positivem Befund

Ergibt der Test ein positives Resultat, findet eine weitere Analyse statt, bei der es sich um eine Kombination aus Massenspektrometrie und Gaschromatographie handelt. Auf diese Weise erhält man Aufschluss über die Art der Substanz und wie oft sie konsumiert wurde.

In einigen Laboratorien erfolgt auch eine segmentweise Untersuchung der Haarprobe. Dabei schneidet man die Haarsträhne in einzelne Segmente auf, was der Länge nach geschieht. Anschließend wird jedes einzelne Segment analysiert. Normalerweise dauert es vier Wochen, bis das Testresultat vorliegt.

Auswertung

Bei der Auswertung der Haarprobe ist es für eine korrekte Beurteilung überaus wichtig, auch zusätzliche Faktoren zu berücksichtigen. Als bedeutendste Zusatzfaktoren gelten:

  • das Lebensalter
  • das Geschlecht
  • das Rauchverhalten
  • der Trinkwassergehalt
  • die Art des Wohnens
  • Metallniederschläge
  • die Staubbelastung am Arbeitsplatz
  • der Haartyp
  • die Haarfarbe
  • das Shampoo, das zum Haarewaschen verwendet wird
  • Schwimmgewohnheiten
  • Hobbys