Neue fMRT-Software kann beim Hirnscan suizidgefährdete Menschen erkennen

Aussagen zur Suizidalität einer Person in Zukunft vielleicht möglich

Von Cornelia Scherpe
16. November 2017

Beim Hören eines Wortes aktivieren sich im Gehirn ganz bestimmte Regionen. Sie dienen dem Sprachverstehen und verknüpfen das Wort gleichzeitig mit Erinnerungen und Gefühlen. Genau an diesem Punkt kann die Hirnforschung ansetzen, wenn es um das Erkennen von suizidalen Menschen geht. Wer sich tendenziell eher zum Thema Selbstmord hingezogen fühlt, aktiviert andere Hirnregionen als psychisch stabile Menschen. Forscher aus den USA haben eine Software entwickelt, die bei einer funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) erkennen kann, in welche Kategorie eine Testperson fällt.

Erfolgreicher Test zur Erkennung von Suizidalität

Um die Suizidalität von Personen zu erkennen, wurden für den Test 34 Teilnehmer ausgewählt, bei denen intensive Psychoanalysen und eventuelle, vorangegangene Selbstmordversuche bereits ergeben hatten, ob sie suizidal oder psychisch gesund waren. Man teilte sie in zwei Gruppen zu je 17 Personen auf.

Während sie im fMRT lagen, wurden ihnen 30 Wörter vorgelesen und die Hirnströme ausgewertet. Die Wörter passten in verschiedene Themenkomplexe, die entweder das Thema Suizid, Negativität oder Glücklichsein trugen. Die Auswertung durch Psychologen allein konnte die Hirnströme der beiden Gruppen nicht unterscheiden, doch die Software erkannte minimale Abweichungen. Sie erkannte 15 von 17 suizidalen und 16 von 17 gesunden Teilnehmern. Das entspricht einer Trefferquote von über 90 Prozent.

Hoffnungsschimmer für Betroffene

Bislang gab es keine Methode, um den geplanten Selbstmord einer Person vorherzusagen. Vertrauen sich die Betroffenen nicht der Familie, Freunden oder einem Arzt an, kann man ihnen selten helfen. Die neue fMRT-Software besitzt das Potenzial, dies zu ändern.

In der Realität allerdings dürfte der zeitnahe Einsatz in der Praxis eher unwahrscheinlich sein. Zum einen gehen viele suizidgefährdete Menschen nicht freiwillig zum Arzt und werden daher auch den fMRT-Test nicht mitmachen wollen und zum anderen ist die Untersuchung nur an Krankenhäusern und mit hohem Kostenaufwand möglich.