Höhere Infektionsrate nach ambulanter Schlüsselloch-OP als angenommen

Laut Studie kommt es nach einer ambulanten Endoskopie zu häufig zu schweren Infektionen

Von Cornelia Scherpe
19. Juni 2018

Je besser die Medizinaltechnik wird, desto mehr Operationen können heute minimal-invasiv durchgeführt werden. Daher haben Patienten auch immer häufiger die Chance, den Eingriff nicht mehr samt Übernachtung im Krankenhaus durchzuführen, sondern kurz nach der OP wieder nachhause zu gehen. Die Hoffnung der Medizinwelt: Es sinken dabei nicht nur die Kosten für das Gesundheitssystem, sondern auch das Risiko für Infektionen gehen dank ambulanter Versorgung zurück. Eine aktuelle Studie zu Endoskopien im Gastrointestinaltrakt, also zu Schlüsselloch-OPs im Verdauungstrakt, zeigen jedoch ein anderes Bild. Infektionen treten viel häufiger als gedacht auf.

Studie zum Infektionsrisiko nach ambulanter Schlüsselloch-OP

Forscher haben sich die Daten von sechs Staaten in den USA angesehen. Von 1.000 Patientinnen und Patienten, die ambulant operiert worden waren, mussten statistisch 1,1 in den kommenden sieben Tagen aufgrund einer schweren Infektion behandelt werden. Betrachtete man nur Koloskopien, also Darmspiegelungen, lag das Risiko sogar bei 1,6 von 1.000 Patienten. Die Steigerung in dieser Teilgruppe dürfte auf den Umstand zurückgehen, dass bei Eingriffen im Darmtrakt insgesamt mehr Bakterien und andere Erreger präsent sind und diese offenbar selbst bei hoch eingeschätzten Hygienemaßnahmen zu schnell auf den übrigen Organismus übergreifen.

Vorheriger Krankenhausaufenthalt verstärkt das Risiko

Die Gefahr war noch einmal größer, wenn die Betroffenen kurze Zeit vor dem Eingriff bereits einen Aufenthalt im Krankenhaus gehabt hatten. Durch die Zeit in der Klinik waren sie vermutlich vermehrt mit gefährlichen Krankenhauskeimen in Kontakt gekommen und das Immunsystem hatte es entsprechend schwerer, nach der ambulanten OP den Körper vor einer Infektion zu schützen.

Da es in allen sechs US-Staaten zu vergleichbaren Ergebnissen kam, gehen die Wissenschaftler in der Studie nicht von einer ungünstigen Stichprobe aus, sondern vielmehr von einem allgemeinen Problem. Dies könnten nicht streng genug befolgte Hygienevorschriften sein, oder auch die schlechte Absprache zwischen Kliniken, ambulanten Zentren und Hausärzten. Das Warum muss nun noch eingehender beleuchtet werden.