ERCP-Untersuchung - Funktion, Anwendungsgebiete und Ablauf

Als ERCP-Untersuchung bezeichnet man eine Röntgenuntersuchung, die den gesamten Verdauungstrakt umfasst. Dazu gehören die Gallenblase, die Gallengänge und das Bauchspeichel-Drüsengang-System. "ERCP" steht für endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikografie. Zur Anwendung kommt ein spezielles Endoskop. Damit können beispielsweise Veränderungen der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüsengänge erkannt werden. Informieren Sie sich über Funktion, Anwendungsgebiete und Ablauf der ERCP-Untersuchung.

Von Jens Hirseland

ERCP - Merkmale und Funktion

ERCP ist die Kurzbezeichnung für endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie. Dabei handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung des Verdauungstraktes, zu dem

  • die Gallenblase
  • die Gallengänge (cholangio) und
  • das Bauchspeichel-Drüsengang-System (pankreatiko)

gehören.

ERCP: Bedeutung von Galle und Co.

Von der Gallenblase wird Galle, die in der Leber produziert wird, gespeichert, damit die Fettverdauung ermöglicht wird. Über den Gallenblasengang sowie den Hauptgallengang fließt die Galle in den Darm.

Dort reguliert ein Muskel die Entleerung. Und in diesen Muskel mündet zudem der Bauchspeicheldrüsengang - durch diesen gelangen die Verdauungsenzyme der Bauchspeicheldrüse in den Darm.

Mit Hilfe einer ERCP-Untersuchung können Veränderungen der Bauchspeichel-Drüsengänge oder der Gallenwege diagnostiziert werden. Durchgeführt wird die ERCP-Untersuchung mit einem speziellen Endoskop. Das Wort "retrograd" bedeutet, dass der Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse und die Gallenwege, in der entgegengesetzten Richtung des Flusses, vom Zwölffingerdarm bis zur Mündung zurückverfolgt werden.

Das Spezialendoskop bei der ERCP

Durch ein flexibles Spezialendoskop hat der behandelnde Arzt die Möglichkeit, den Zwölffingerdarm von innen einzusehen. Zudem kann er bis zur Mündung des Ausführungsganges vordringen.

Ausgerüstet ist das Spezialendoskop mit

  • einer Kamera, die sich am Ende eines Schlauchs befindet
  • einer Spül- und Absaugausrüstung
  • einer Lichtquelle sowie
  • einem Stablinsen-System, das zur Vergrößerung der Aufnahmen dient.

Des Weiteren ist es mit Arbeitskanälen ausgestattet, mit denen chirurgische Instrumente zur Gewebeentnahme oder für kleinere, operative Eingriffe eingesetzt werden können. Außerdem kann das optische System des Endoskops mit einem Bildschirm verbunden werden.

Anwendungsgebiete (z.B. Gallensteine): Wann wird eine ERCP-Untersuchung durchgeführt?

Haupteinsatzgebiete einer ERCP-Untersuchung sind:

Ablauf der ERCP-Untersuchung

Wenn das Endoskop die Mündung des Bauchspeichel-Drüsenganges sowie der Gallengänge erreicht hat, wird die Region mit einem Röntgen-Kontrastmittel gefüllt. Dadurch können die Gangsysteme gut sichtbar gemacht werden.

Sollte es erforderlich sein, können auch kleine chirurgische Eingriffe vorgenommen werden. So kann die Gangsystem-Mündung mit einem Schnitt erweitert werden, was auch Papillotomie genannt wird.

Auch die Entfernung von mündungsnahen Gallensteinen oder das Einsetzen von Stents, um den Abfluss von Galle zu erleichtern, ist möglich. Zudem lassen sich Biopsien (Gewebeentnahmen) bei einer ERCP-Untersuchung durchführen.

Wenn Verdacht auf Erkrankungen der Gallengänge oder der Bauchspeicheldrüse besteht, kommt es zur Durchführung einer ERCP-Untersuchung. Dabei gibt es im Vorfeld einiges zu beachten.

Vorbereitung auf eine ERCP

Bevor es zur Durchführung einer Endoskopisch retrograden Cholangio-Pankreatikographie kommt, muss sich der Arzt vergewissern, dass bei dem Patienten keine bestimmten Erkrankungen vorliegen, da in diesen Fällen keine ERCP-Untersuchung durchgeführt werden sollte. Dazu zählen:

Unmittelbar vor der Untersuchung muss der Patient nüchtern sein und sollte nichts gegessen oder getrunken haben.

Durchführung einer ERCP-Untersuchung

Bevor die ERCP-Untersuchung beginnt, wird dem Patienten eine kurze Narkose verabreicht. Wenn nötig, kann auch ein Medikament, welches die Darmtätigkeit einschränkt, gegeben werden.

Während der Untersuchung werden Sauerstoffgehalt des Blutes, Puls und Blutdruck kontrolliert. Zu Beginn der Untersuchung wird dem Patienten das Endoskop über den Mund- und Rachenraum in die Speiseröhre eingeführt. Von dort aus gelangt das Gerät in den Magen und schließlich in den Zwölffingerdarm (Duodenum).

Wenn das Endoskop an der Mündung der Ausführungsgänge (Papille) angelangt ist, wird das Kontrastmittel mit Hilfe einer schmalen Sonde injiziert. Danach kann der Arzt die zu untersuchende Region einsehen.

Behandlungen während der ERCP-Untersuchung

Besteht der Verdacht auf einen Tumor, lässt sich eine Gewebeprobe entnehmen. Bei Verengungen ist das Legen von Stents möglich, um diese zu weiten.

Teils ist eine Papillotomie erforderlich; dabei spaltet man eine bestimmte Schleimhautfalte, die sich im Zwölffingerdarm befindet. Auf diese Weise ist eine Vergrößerung des gemeinsamen Ausgangs der Gänge möglich. Schließlich lassen sich während der ERCP auch Gallensteine entfernen.

Mögliche Komplikationen und Risiken bei einer ERCP-Untersuchung

Generell kommt es bei einer ERCP-Untersuchung nur selten zu Komplikationen. In der Hälfte aller Fälle steigt die Konzentration des Lipase-Enzyms im Blut an. In seltenen Fällen kommt es auch zu:

  • einer Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • einer Entzündung der Gallenblase oder Gallenwege
  • einer Allergie gegen das Kontrastmittel
  • Schluckbeschwerden/Heiserkeit/Halsschmerzen
  • Infektionen
  • Blutungen
  • Perforationen des Gewebes

Ambulanter Eingriff: Wie lange muss man nach einer ERCP im Krankenhaus bleiben?

Nach der ERCP muss abgewartet werden, bis die Wirkung der Kurznarkose nachgelassen hat. Solange wird man im Aufwachraum überwacht.

In der Regel darf man das Krankenhaus nach wenigen Stunden wieder verlassen. Wurden zusätzliche Eingriffe durchgeführt, gilt die Empfehlung, noch einen Tag lang dort zu bleiben.

Wichtig ist es, nach der Untersuchung mindestens zwei Stunden lang nichts zu essen oder zu trinken. Am Tag der ERCP sollte zudem auf Autofahren und die Bedienung von Maschinen verzichtet werden. Fühlt man sich unwohl, oder treten Beschwerden wie Fieber oder Schmerzen auf, sollte umgehend ein Arzt informiert werden.