Kaliummangel und Kaliumüberschuss - Bestimmung und Bedeutung des Kaliumwertes

Kalium erfüllt im Organismus eine ganze Reihe wichtiger Aufgaben. Der Mineralstoff ist unter anderem von Bedeutung für den Blutdruck, den Knochenstoffwechsel, die Insulinproduktion oder die Herzmuskeltätigkeit. Kalium wird über die Nahrung aufgenommen. Ein zu hoher oder zu niedriger Kaliumwert kann im Blutbild erkannt werden und spürbaren Einfluss auf die Gesundheit haben. Was eine Abweichung vom Kalium-Normalwert auslösen und bewirken kann, lesen Sie hier.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei Kalium?

Kalium zählt zu den Mineralstoffen und stellt ein bedeutendes Elektrolyt des menschlichen Körpers dar. Im Organismus ist es als positiv geladenes Ion in gelöster Form vorzufinden.

Gemeinsam mit weiteren Elektrolyten wie Natrium hat Kalium Anteil an verschiedenen wichtigen Abläufen des Körpers. Durch seine positive Ladung kann das Kalium-Ion elektrische Spannung zwischen Zellmembran und Zellinneren erzeugen. Auf diese Weise lassen sich Nervenzellensignale in Richtung Muskelzellen weiterleiten.

Aufgaben von Kalium

Zu den Aufgaben des Kaliums gehören die Regelung des Flüssigkeitsgehaltes sowie die Erregbarkeit der Körperzellen. Besonders wichtig ist das Ion für die Herzmuskeltätigkeit sowie den Blutdruck. Auch am Regulieren des Säure-Basen-Haushaltes, dem Herstellen von Insulin und am Knochenstoffwechsel hat das Kalium Anteil.

Aufnahme und Bedarf

Der Mensch nimmt das Kalium über die Nahrung auf. Pro Tag benötigt er eine Kaliummenge von ca. zwei Gramm. Als empfehlenswert zur Prävention von Erkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund), Bluthochdruck oder Schlaganfällen gilt eine tägliche Zufuhr von 4,7 Gramm.

Besonders reich an Kalium sind Nahrungsmittel wie:

  • Bananen
  • Aprikosen
  • Bohnen
  • Pilze
  • Käse
  • Vollkornprodukte

Auscheidung und Regulierung

Das Ausscheiden des Kaliums aus dem Körper findet größtenteils über die Nieren statt und zu einem geringeren Teil auch über den Darm.

Für die Regulierung der Kaliumkonzentration ist in erster Linie das Hormon Aldosteron verantwortlich.

Zu welchem Zweck wird der Kaliumwert bestimmt?

Eine medizinische Bestimmung des Kaliumwertes ist überaus wichtig, weil schon geringere Abweichungen von den normalen Werten die Gesundheit beeinträchtigen können. Aus diesem Grund erfolgt bei jeder Blutuntersuchung routinemäßig die Bestimmung des Kaliumwertes.

Vom Diagnoseziel hängt es ab, ob die Bestimmung des Wertes im Blutplasma, Blutserum oder 24-Stunden-Urin stattfindet.

Indikationen

Kaliummangel und Kaliumüberschuss

Das Bestimmen des Kaliumwertes gilt als besonders wichtig, wenn Verdacht auf einen Mangel oder einen Überschuss an Kalium im Körper besteht. Als möglicher Hinweis auf eine intensive Kaliumeinbuße gelten Beschwerden wie Herzstolpern, Verstopfung oder Muskelschwäche.

Liegt dagegen ein Kaliumüberschuss vor, macht sich dieser zumeist durch Muskelzuckungen, Missempfinden in der Mundregion und Lähmungen bemerkbar. Mitunter treten auch Herzrhythmusstörungen auf.

Weitere Indikationen

Normalwerte für Kalium

Im Blutserum gelten folgende Kaliumwerte als normal:

  • 3,8 bis 5,2 mmol/l bei erwachsenen Menschen
  • 3,5 bis 6.1 mmol/l im Alter von 1 bis 18 Jahren
  • 3,5 bis 6,1 mmol/l im Alter von 6 bis 12 Monaten
  • 3,5 bis 5,6 mmol/l im Alter von 1 bis 6 Monaten
  • 3,4 bis 6,0 mmol/l im Alter von 8 bis 31 Lebenstagen
  • 3,2 bis 5,5 mmol/l in den ersten sieben Lebenstagen

Verläuft die Ernährung normal, bewegt sich der Kaliumspiegel zwischen 30 und 100 mmol im 24-Stunden-Sammelurin. Erfolgt hingegen eine längere Fastenzeit, ist dadurch ein Absinken des Wertes auf 10 mmol/24 h möglich.

Zu niedriger Kaliumwert: Kaliummangel

Ein Mangel an Kalium wird in der Medizin als Hypokaliämie bezeichnet.

Dabei verliert der Organismus reichlich Kalium zum Beispiel über die Nieren. Auslöser dafür sind:

  • ein Überschuss an Aldosteron
  • eine akute Niereninsuffizienz, die mit einer intensiven Ausscheidung von Urin einhergeht
  • das Cushing-Syndrom
  • eine Behandlung mit Diuretika, dem Antipilzmittel Amphotericin B, Glukokortikoiden oder Mineralkortikoiden
  • ein übermäßiger Genuss von Lakritze

Auch über die Magen-Darm-Region ist ein Verlust an Kalium möglich. Häufigste Gründe sind:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • eine unsachgemäße Darreichung von Abführmitteln

Verschiebt sich das Kalium aus dem Zellzwischenraum in die Zelle, führt dies ebenso zu einem geringeren Vorkommen des Mineralstoffs im Blut. Denkbare Ursachen dafür sind:

  • eine Alkalose, in deren Rahmen ein zu hoher pH-Wert im Blut besteht
  • eine Behandlung mit Insulin im Falle eines Coma diabeticum
  • eine Therapie mit Vitamin B bei bestehender Anämie (Blutarmut)

Zeigen sich in der Blutprobe ungewöhnlich viele Leukozyten, kann dies fälschlicherweise zu niedrige Kaliumwerte nach sich ziehen. So wird das Kalium von den weißen Blutkörperchen aus dem Blut aufgenommen.

Zu hoher Kaliumwert: Kaliumüberschuss

Kommt es zu einem erhöhten Kaliumspiegel, ist in der Medizin von einer Hyperkaliämie die Rede.

Vor allem bei einer verringerten Kaliumausscheidung über die Nieren tritt eine Hyperkaliämie auf. Als typische Auslöser gelten:

  • eine akute oder chronische Niereninsuffizienz
  • Morbus Addison, bei dem ein Mangel an Mineralkortikoiden besteht
  • ein Aldosteronmangel
  • die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln wie zum Beispiel ACE-Hemmern, kaliumsparenden Duretika sowie nicht-steroidalen Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac

Ein Anstieg des Kaliumwertes kann auch aufgrund seiner übermäßigen Freisetzung aus den Zellen in den Zellzwischenraum geschehen. Häufige Gründe sind:

  • eine Azidose
  • eine Überdosis bei der Einnahme von Herzmedikamenten
  • eine Hämolyse nach einer Verletzung oder einem chirurgischen Eingriff
  • eine Krebstherapie mit zytostatisch wirkenden Arzneimitteln
  • ein diabetisches Koma, das mit einem Mangel an Insulin einhergeht

Falsch erhöhte Werte

Manchmal liegen nach einer Messung auch falsch erhöhte Kaliumwerte vor. Hervorgerufen werden die fehlerhaften Werte zumeist durch eine unkorrekte Entnahme des Blutes. Bei einem ungewöhnlich hohen Kaliumspiegel wird daher empfohlen, eine zusätzliche Kontrolluntersuchung vorzunehmen.

Was geschieht bei Veränderungen des Kaliumwertes?

Steigt der Kaliumspiegel in die Höhe, muss der Arzt rasch Behandlungsmaßnahmen einleiten, um gefährlichen Herzrhythmusstörungen entgegenzuwirken. Als wirksamste Methode gilt die Darreichung von Glukose, Insulin oder Sympathomimetika wie beta-1-Agonisten. Diese Stoffe verfügen über die Eigenschaft, den Kaliumgehalt im Blut abzusenken.

Leidet der Patient unter einer dauerhaften Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss), muss er auf Arzneimittel verzichten, die eine kaliumerhöhende Wirkung aufweisen. Darüber hinaus ist eine kaliumarme Ernährungsweise erforderlich.

Zur Therapie einer akuten Hypokaliämie (Kaliummangel) wird Kaliumchlorid per Infusion dargereicht. Liegt eine chronische Verminderung des Kaliums vor, sind die auslösenden Arzneimittel abzusetzen. Als sinnvoll gilt zudem eine kaliumreiche Ernährung.

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