Anwendungsgebiete und Ablauf der Blutgasanalyse

Unter der Blutgasanalyse versteht man ein medizinisches Diagnoseverfahren. Sie liefert wertvolle Hinweise über die Lungenatmung und verschiedene Erkrankungen.

Von Jens Hirseland

Bei der Blutgasanalyse (BGA) handelt es sich um eine Blutuntersuchung. Mit ihr lässt sich feststellen, wie viel Sauerstoff und Kohlendioxid sich im Blut des Menschen befinden. Durch diese Angaben ist es möglich, Hinweise auf den Zustand von Herz und Lunge zu erhalten.

Anwendungsgebiete

Zur Anwendung kommt die Blutgasanalyse in der Intensivmedizin. Außerdem dient sie zur Überwachung von Patienten, die unter Sauerstoffmangel, Atemnot oder schweren Lungenkrankheiten leiden. Dabei kann es sich um Erkrankungen handeln wie:

Art des Blutes

Für eine Blutgasanalyse greift man auf arterielles Vollblut zurück. Dieses wird durch eine arterielle Punktion entnommen. In den meisten Fällen erfolgt die Blutabnahme aus der Arteria femoralis oder der Arteria radialis.

Ebenso ist die Entnahme von Kapillarblut aus dem Ohrläppchen oder der Fingerbeere möglich.

Ablauf der Atmung

Atmet der Mensch ein, gelangt Sauerstoff in seine Lunge. Atmet er wieder aus, gibt er aus der Lunge Kohlendioxid ab. Im Körperinneren setzt sich die Atmung jedoch fort. So bindet sich der Sauerstoff an die roten Blutkörperchen und gelangt zu den Organen. Dort kommt es dann zum Austausch in Kohlendioxid, welches mit dem Blut zur Lunge zurückströmt.

An dieser Stelle erfolgt die Abatmung. Über das Kohlendioxid findet auch eine Teilsteuerung des Säure-Basen-Haushaltes statt. So kommt es normalerweise mit den Blutgasen auch zum Erfassen des Säure-Basen-Haushaltes. Von Bedeutung sind dabei nicht nur die Lunge, sondern auch Leber und Nieren.

Störungen der Atmung

Durch bestimmte Erkrankungen, wie zum Beispiel Asthma oder Herzkrankheiten, kann es zu Störungen der äußeren oder inneren Atmung kommen. Ist das Herz zum Beispiel nicht in der Lage, ausreichend Blut zur Lunge zu leiten, hat dies Atemprobleme zur Folge. Die eigentliche Lungenfunktion wird dabei jedoch nicht beeinträchtigt.

Liegen verstopfte Lungengefäße oder eine Herzschwäche vor, erhält das Blut zu wenig Sauerstoff.

Atemnot tritt allerdings auch bei gesunden Menschen hin und wieder auf. So zum Beispiel, wenn sie hyperventilieren, weil sie gestresst oder aufgeregt sind. Das Blut erhält dabei zwar ausreichend Sauerstoff, doch besteht ein Mangel an Kohlendioxid.

Der pH-Wert des Blutes

Ebenso ist der pH-Wert des Blutes von Bedeutung. So wird durch ihn angegeben, ob das Blut des Patienten in einem sauren Zustand ist.

Sauer wird das Blut durch einen Mangel an Sauerstoff oder ein Übermaß an Kohlendioxid. Der Organismus unternimmt den Versuch, den sauren Zustand auszugleichen. Dazu fängt er die Säure des Blutes ab und setzt dazu Bicarbonat ein.

Wird das Blut durch eine Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sauer, nimmt der Körper einen Ausgleich durch das Verstärken der Atmung vor. Um das Blut wieder neutraler zu gestalten, atmet die betroffene Person dann so viel Kohlendioxid wie möglich ab.

Maßeinheiten

Als Maßeinheit für einen sauren oder basischen Wert des Blutes dient der pH-Wert. Dieser umfasst Werte von 1 bis 14. Dabei steht 1 für sauer, während 7 neutral bedeutet. Mit 14 wird basisch angegeben. Normalerweise liegen die Blutwerte um den pH-Wert 7 herum.

Blutgasuntersuchung

Mithilfe einer Blutgasanalyse kann der Arzt feststellen, ob ein Sauerstoffmangel vorliegt und welches Ausmaß dieser hat. Im Rahmen der Untersuchung ermittelt man:

  1. den Kohlendioxidpartialdruck (pCO2)
  2. den Sauerstoffpartialdruck (pO2)

Im Rahmen einer Blutgasuntersuchung entnimmt man dem Patienten das Blut zumeist aus einer Arterie, weil dies reich an Sauerstoff ist. In den meisten Fällen erfolgt die Blutabnahme aus dem Handgelenk oder dem Ohrläppchen.

Um die Kapillaren im Ohrläppchen zu erweitern, trägt man zuvor eine durchblutungsfördernde Salbe auf. Das Blut fließt dann in einer Geschwindigkeit, die dem Blut aus der Arterie entspricht.

Arterielles Blut hat in der Regel einen pH-Wert von 7,37 bis 7,45, während der pH-Wert für venöses Blut 7,26 bis 7,46 beträgt. Der Sauerstoffpartialdruck hat im arteriellen Blut einen Wert von 75 bis 105 mmHg.

Wichtig ist auch der Kohlendioxidpartialdruck, dessen Wert zwischen 35 und 45 mmHg liegt. Maßeinheit für die Bicarbonat-Konzentration sind 21 bis 26 mmol/l, was sowohl für venöses als auch für arterielles Blut gilt. Die Sauerstoffsättigung bei gesunden erwachsenen Menschen beträgt mehr als 96 Prozent.

Von Bedeutung für die Blutgasanalyse ist zudem der Basenüberschuss. Durch diesen Wert lässt sich die Anzahl der Pufferbasen innerhalb des Blutes angeben, die saures Blut neutralisieren sollen. Als Normalwert für den Basenüberschuss gelten -2 bis +3 mmol/l.

Abweichungen

Abweichungen vom normalen pH-Wert bezeichnet man als Azidose oder Alkalose. Um eine Azidose (Übersäuerung), eine Störung des Säure-Basenhaushaltes, handelt es sich, wenn der pH-Wert auf unter 7,35 absinkt.

Von einer Alkalose (Basifizierung), bei der ebenfalls der Säure-Basenhaushalt gestört ist, spricht man, wenn der pH-Wert mehr als 7,45 beträgt. So sollte der pH-Wert bei einer Blutgasanalyse möglichst zwischen 7,36 und 7,44 liegen.