Sucht ist eine ernst zu nehmende Krankheit

Wer an einer Sucht leidet, hat nicht einfach nur eine schlechte Angewohnheit, sondern ist chronisch krank

Von Karla Hettesheimer
18. Oktober 2011

Allgemein besteht noch immer die Auffassung, dass die Bekämpfung einer Sucht vor allem mit dem Willen des Betroffenen zu tun habe. Doch dass ein Suchtverhalten wirklich als Krankheit betrachtet werden sollte, bestärken nun Mediziner aus den USA.

Suchtverhalten ist eine Fehlfunktion des Gehirns

Michael Miller von der American Society of Addiction Medicine (ASAM) wünscht sich mehr Verständnis für seine Patienten. Bei einer Sucht gehe es laut dem Experten nicht nur um eine schlechte Angewohnheit. Besonders Angehörige der Opfer müssten lernen, dass der Wille zur Besserung nicht ausreiche, um von einer Sucht nachhaltig los zu kommen.

Auch Nora Volkow vom US Institut für Drogenmissbrauch betont, dass Suchtverhalten eine Fehlfunktion des Gehirns sei. Wie bei allen chronischen Erkrankungen sei auch bei Sucht die Gefahr eines Rückfalls normal. Denn auch nach einer Behandlung bestehe die Symptomatik im Gehirn weiterhin.

Zur Sucht gehören viele komplexe Faktoren

Der Grund für ein Suchtverhalten ist meist sehr komplex. Hier spielen sowohl kognitive, verhaltensbezogene als auch emotionale Faktoren eine große Rolle.

Nicht nur Stress oder Trauer können in die Sucht führen. Auch das Hormon Dopamin, das als Glückshormon fungiert, kann dazu führen, dass der Konsum bestimmter Güter vom Gehirn mit einem Zufriedenheitsgefühl in Verbindung gebracht wird. Diese verzerrte Wahrnehmung sorgt dafür, dass der Betroffene gar nicht anders kann, als sich weiterhin auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten - und das sogar noch, auch wenn sich ein Befriedigungsgefühl nicht mehr einstellt.

Sucht muss wie eine chronische Krankheit behandelt werden

Die amerikanischen Experten geht es vor allem darum, begreiflich zu machen, dass Sucht nicht mit einem typischen Schamgefühl, sei es der Betroffenen oder der Angehörigen, in Verbindung gebracht werden sollte. Ihrer Meinung nach hilft der Genesungswille des Patienten zwar, doch Sucht sei eine chronische Krankheit wie Diabetes oder Herzerkrankungen und müsse auch als solche betrachtet und behandelt werden.