Abgeschwächte Stammzelltherapie bei Sichelzellanämie: Patienten brauchen nur kurz Immunsupressiva

Von Cornelia Scherpe
3. Juli 2014

Eine Stammzelltherapie kommt bei verschiedenen Krankheiten wie Leukämie oder einer Sichelzellanämie zum Einsatz. Erhält der Patient dabei Stammzellen eines Spenders, muss er nach dem eigentlichen Eingriff ein Medikament zur Immunsuppression nehmen. Dies unterdrückt das körpereigene Immunsystem, damit keine Abstoßreaktion eintritt.

Nachteile einer Immunsuppression

Im Falle der Stammzelltherapie bei Sichelzellanämie droht sonst die Graft-versus-Host. Bei dieser Reaktion wenden sich nicht die Abwehrkräfte gegen das Spendergewebe, sondern das Gegenteil tritt ein: Die neuen Stammzellen sehen das Körpergewebe als fremd an und attackieren es daher. Eine Immunsuppression sorgt quasi für "Waffenstillstand" auf beiden Seiten, öffnet aber auch anderen Krankheiten Tür und Tor. Daher forschen Ärzte schon lange nach alternativen Möglichkeiten.

US-Forschern ist es nun gelungen, die Stammzelltherapie bei Sichelzellanämie so zu verändern, dass die Patienten nur kurz ein Immunsupressivum einnehmen müssen.

Radikale Therapieform ist für ältere Patienten riskant

Bei der Sichelzellanämie liegt ein Fehler im sogenannten Beta-Hämoglobin vor. Eine Aminosäure ist hier falsch, sodass das verändertes Hämoglobin weniger Sauerstoff transportieren kann. Das verformt die roten Blutkörperchen in die typische Sichelform.

Bei Kindern mit Sichelzellanämie raten Ärzte daher zu einer sofortigen Stammzelltherapie, mit einem kompletten Austausch des Knochenmarks. So wird der genetische Fehler behoben und künftig normales Beta-Hämoglobin gebildet. Bei dieser radikalen Therapie könnte man jedoch auf Immunsupressiva nie mehr verzichten und daher es ist gerade für ältere Patienten zu gefährlich.

Positive Auswirkung der abgeschwächten Stammzelltherapie

Nun schwächten die Forscher bei ihrer neuen Stammzelltherapie das Vorgehen ab. Es wird nicht länger das komplette kranke Knochenmark ersetzt. So wird zwar nicht das gesamte blutbildende System erneuert, doch dafür können die Patienten nach einiger Zeit auf ihre Immunsupressiva verzichten.

Im ersten Versuch konnten immerhin 15 der 30 Therapierten nach einem Jahr auf die Medikamente verzichten. 26 Patienten leben nun mit gesunden und kranken roten Blutkörperchen, die genetisch verschieden sind und sich dennoch gegenseitig tolerieren. Damit wird die abgeschwächte Stammzelltherapie auch für ältere Patienten lohnenswert.