Schmerzgedächtnis überlistet - Neues Verfahren gegen chronische Schmerzen

Von Ingo Krüger
17. Januar 2012

Keine Schmerzen mehr! Das ist der Traum vieler Menschen, die tagtäglich von Schmerzen gepeinigt werden. Allein in Deutschland leiden rund zwölf Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen, die wenigstens sechs Monate andauern. Die Gründe sind häufig unklar.

Viele Schmerzen entstehen jedoch nicht im Körper, sondern im Kopf. Je häufiger und länger Schmerzen auftreten, desto schneller reagiert ein besonderes Netzwerk im Gehirn. Schmerzerfahrungen werden im Gehirn gespeichert. Patienten werden sensibler.

Doch nun ist es Wissenschaftlern gelungen, dieses Schmerzgedächtnis zu überlisten. Gewöhnlich wird es durch Zellen im Rückenmark ausgelöst, die Schmerzreize senden. Diese Zellen erlernen diese Reaktion, wenn sie über einen längeren Zeitraum Schmerzreizen ausgesetzt sind. Die Zellen werden überempfindlich. Dieser Lerneffekt entsteht durch molekulare Anhängsel an den Zellrezeptoren.

Österreichische Forscher konnten diesen Effekt nun in Versuchen an Ratten rückgängig machen. Dabei erhielten die Tiere Opioide, hochwirksame Betäubungsmittel, die in hoher Dosierung die molekularen Anhängsel abschnitten. Durch diesen Vorgang wurde der Lerneffekt rückgängig gemacht. Es wurden keine Schmerzreize mehr ausgesendet.

Doch bisher ist dies nur in den ersten sechs Stunden nach Beginn des Lerneffekts möglich. Ob eine Behandlung von länger anhaltenden, chronischen Schmerzen auf diese Weise möglich ist, ist noch nicht bewiesen.