Fluchen gegen Schmerzen

Fluchen kann helfen, das Empfinden der Intensität von Schmerzen zu verringern und diese somit länger auszuhalten

Von Marion Selzer
28. November 2011

Wie Forscher aus Großbritannien bereits vor einigen Jahren festgestellt haben, kann es helfen, bei körperlichen Schmerzen zu fluchen. Das lindert das Empfinden der Intensität der vorhandenen Schmerzen.

Nun haben die selben Wissenschaftler herausgefunden, dass dieser positive Effekt des Fluchens jedoch bei Menschen, die ständig fluchen, nur gemindert auftritt. Dazu hatte das Team von der Keele University 71 Studenten vom College untersucht.

Die Versuchsteilnehmer sollten die Hände in eiskaltes Wasser einführen und sie darin so lange wie möglich halten. Dabei durfte eine Gruppe von ihnen nach Belieben alltägliche Fluchausdrücke ausstoßen, wohingegen die Kontrollgruppe lediglich neutrale Worte verwenden durfte.

Fluchen verlagert die Toleranz für Schmerzen nach oben

Wie der Psychologe Richard Stepehens, ein Teammitglied der Wissenschaftler, mitteilte, konnten die Studenten, die fluchen, ihre Hände durchschnittlich um 31 Sekunden länger in dem eiskalten Wasserbad lassen als diejenigen, die nicht fluchen durften. Durch das Verwenden von Kraftausdrücken wird anscheinend die Toleranz für Schmerzen nach oben verlagert und außerdem komme es dadurch zu einer beschleunigten Herzrate. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass durch das Ausstoßen von Kraftausdrücken die Bereitschaft des Körpers steigt, einer Bedrohung oder wie in diesem Versuch dem akuten Schmerz zu widerstehen.

Gewöhnungseffekt beim Fluchen zu beobachten

Interessanterweise fiel bei den Ergebnissen der Untersuchung auf, dass das Fluchen bei denjenigen, die bereits vorab in einem Interview angaben, auch im Alltag regelmäßig zu fluchen, die Schmerzen nur wenig linderte. Die Forscher machen dafür eine Art Gewöhnungseffekt verantwortlich.

Denn das Fluchen helfe deshalb, weil es dadurch zur Ausschüttung körpereigener Schmerzstiller komme. Ähnlich wie bei anderen opiat-ähnlichen Substanzen gewöhne sich der Körper an die Dosis und wirke daher bei häufigen Fluchern nur noch wenig. Als Tipp ergibt sich hieraus: Wer sich in Notfallsituationen auf ein simples Mittel wie das Fluchen als Schmerzlinderer berufen möchte, der sollte im täglichen Leben mit Kraftausdrücken lieber sparsam umgehen.