Wichtige Erkenntnis über Depressionen: Schlafentzug lindert die Beschwerden deutlich

Von Cornelia Scherpe
29. Juli 2014

Menschen mit einer Depression ziehen sich in sich selbst zurück und haben an Aktivitäten mit dem sozialen Umfeld keinen Spaß mehr. Sie verlieren auch die Lust auf sonst gepflegte Hobbys und geben sich beständig negativen Gedanken hin. Eine gegenteilige Erkrankung, die Manie, wird durch übersteigerte Aktivität deutlich.

Mit zwei Patientengruppen dieser Störungen und einer gesunden Kontrollgruppe führten Forscher nun ein spannendes Experiment durch. Alle Menschen wurden gebeten, mit geschlossenen Augen einfach still zu sitzen, während es im Raum vollkommen ruhig war. Das Ergebnis: Im Vergleich zu gesunden Menschen nickten Manie-Patienten öfter ein und Depressive mussten nicht einmal Gähnen.

Gehirn von Depressiven im Dauereinsatz

Die Forscher haben dafür eine Erklärung. Manische Menschen sind nach außen hin überdreht, um eine innere Leere auszugleichen. Depressive dagegen haben durch Ängste und Sorgen ständig Chaos im Kopf und ziehen sich daher in die Ruhe zurück und kreisen innerlich um ihre Probleme. Sie sind in Wahrheit also angespannt und das Gehirn im Dauereinsatz. Die Unterschiede zwischen den drei Gruppen ließen sich auch bei der Messung der Hirnströme deutlich erkennen.

Aus diesem Grund ist die schon länger angewandte aber oft kritisierte Methode des Schlafentzugs bei Depressionen tatsächlich wirksam. Man nennt diese Behandlungsform "Wachtherapie" und hält die Patienten dazu an, während der Nacht keinen Schlaf zu suchen. Die Depressiven werden durch Gespräche, Spaziergänge oder Spiele wach gehalten. Ziel ist es, möglichst 36 Stunden ohne jeden Schlaf zu verbringen.

Wachtherapie zwingt das Gehirn, ruhiger zu werden

Diese so einfache Methode ist sehr effektiv und Studien zufolge kann die ständige Schwermut einer Depression in bis zu 80 Prozent der Fälle allein durch die Wachtherapie beseitigt werden. Oft tritt eine spürbare Besserung bereits nach der ersten schlaflosen Nacht ein. Allerdings ist der Erfolg meist nicht von Dauer und nach der nächsten Schlafphase sind die depressiven Gedanken wieder da.

Bisher war es aus medizinischer Sicht aber unklar, warum diese Methode hilft. Nun wird deutlich: Der Schlafentzug zwingt das Gehirn, ruhiger zu werden und hemmt das verbissene Grübeln.