Radiofrequenz-Neurotomie kann sich in drei Studien nicht bewähren

Wirksamkeit der Radiofrequenz-Neurotomie nur so effektiv wie nicht-invasive Begleittherapie

Von Cornelia Scherpe
18. Juli 2017

Obwohl es sich bei der Radiofrequenz-Neurotomie um eine sehr junge Therapie mit wenig Studiengrundlagen handelt, ist sie bei vielen Ärzten und deren Patienten sehr beliebt. Die Idee hinter dem Ansatz klingt auch gut nachvollziehbar: Schmerzpatienten unterziehen sich einem Eingriff, bei dem die schmerzübertragenden Nerven zerstört werden und damit kein Schmerz mehr empfunden werden kann.

Funktionsprinzip

Wie soll das funktionieren? Bei der Radiofrequenz-Neurotomie wird mittels CT ermittelt, wo der Schmerz sitzt und eine Sonde in den Körper eingeführt. Diese gibt am Zielort Radiowellen ab, die den Nerv auf über 80 Grad Celsius erwärmen.

Die Hitze wird für mindestens eine Minute aufrecht gehalten und damit der Nerv zerstört. Die Weiterleitung der Schmerzimpulse sollte damit unterbrochen sein. Drei Studien aus den Niederlanden haben sich das Verfahren angesehen und können keine Wirksamkeit bestätigen.

Insgesamt 681 Schmerzpatienten wurden auf zwei Gruppen aufgeteilt. Sie erhielten entweder ein Sportprogramm und psychologische Betreuung oder zusätzlich zu beidem noch die Radiofrequenz-Neurotomie. Eine Kontrollgruppe konnte nicht gebildet werden, daher wusste jeder Patient, welcher Gruppe er angehörte.

Keine messbare Wirksamkeit

Dies hätte prinzipiell den Placeboeffekt mit sich bringen und die positiven Ergebnisse der Radiofrequenz-Neurotomie verstärken können. Doch dem war nicht so. Nicht einmal eine geringe Wirksamkeit war messbar.

Vor und nach der Therapie sollte jeder Patient sich auf einer Schmerzskala von 1 (schmerzfrei) bis 10 (starke Schmerzen) einordnen. Nach der Radiofrequenz-Neurotomie verbesserte sich das Befinden um gerade einmal 0,99 Punkte. In der Gegengruppe kam man mit 0,71 Punkte auf ein ähnlich gutes Ergebnis.

Insgesamt hatte in beiden Gruppen rund die Hälfte der Patienten angegeben, dass die Schmerzen sich etwas besserten. Damit kann sich die Radiofrequenz-Neurotomie nicht als wirksame Therapie darstellen, denn offenbar genügt eine nicht-invasive Begleittherapie ebenfalls.