Von den Krankenkassen schikaniert - Die Anträge von psychisch Kranken werden oft abgewiesen

Von Ingrid Neufeld
3. Mai 2013

Wer psychische Probleme hat, wird auch noch durch mangelnde ärztliche Betreuung bestraft. Psychotherapeuten haben oft lange Wartelisten. Obwohl alljährlich 1500 neue Psychologen ihre Ausbildung beenden, erhalten sie keine Zulassung durch die Krankenkassen.

Deshalb eröffnen viele von ihnen eine Privatpraxis. Nicht alle gesetzlich Versicherten wissen es: Doch sie haben einen Anspruch darauf einen solchen Therapeuten zu wählen, wenn sonst nur eine nicht zumutbare Warterei die Alternative ist.

Dafür müssen sie bei der Krankenkasse einen Antrag zur Kostenübernahme einreichen. Zwischen 2003 und 2012 schnellten die Krankenkassenausgabe in diesem Bereich in die Höhe, nämlich von acht Millionen Euro auf mehr als 41 Millionen Euro. Die Folge: Immer mehr Kassen reagieren nicht auf Anträge. So werden notwendige Behandlungen hinausgeschoben.

Nun wurde das Bundesgesundheitsministerium aktiv und beschloss, dass Anträge als genehmigt anzusehen sind, wenn sie nicht innerhalb eines Zeitraums von fünf Wochen nach Vorlage bei der Krankenkasse entschieden wurden. Trotzdem müssen die Patienten nachweisen, dass kein Psychotherapeut zeitnah zur Verfügung steht. Wichtig ist, sich bei der eigenen Kasse über die Bedingungen für eine Behandlung zu erkundigen. Die Absagen der Therapeuten müssen unbedingt schriftlich dokumentiert werden.

Trotzdem werden 80 Prozent der Anträge abgewiesen. Wichtig ist, dran zu bleiben und auch Widerspruch einzulegen. Doch für viele Patienten ist dies zu aufwendig und zu kräftezehrend. Hier wird von psychisch angeschlagenen Menschen Unmögliches verlangt.