Myoreflextherapie (nach Dr. Kurt Mosetter)

Als Myoreflextherapie wird ein manuelles Regulationsverfahren bezeichnet. Die Methode dient zur Behandlung des Muskelsystems sowie zur Steuerung des Zentralnervensystems.

Von Jens Hirseland

Die Myoreflextherapie nach Dr. Kurt Mosetter ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode. Ihr Schwerpunkt liegt auf einer Grundspannung der Skelettmuskeln, bei der es außerdem zu Belastungen der Gelenke sowie der benachbarten Weichteilstrukturen kommt. Im Rahmen der Behandlung werden spezielle Umstellungsreize erzeugt, die zur Herstellung der Balance des Körpers erfolgen. Auf diese Weise lässt sich das Bewegungssystem des Patienten regenerieren.

Der Begriff Myo entstammt dem Griechischen und bedeutet übersetzt Muskel. Im Rahmen der Myoreflextherapie werden spezielle Punkte der Muskulatur mit den Fingern stimuliert, wodurch sich schmerzhafte Verspannungen lösen lassen.

Entstehung und Ziele der Myoreflextherapie

Die Entwicklung der Myoreflextherapie fand ab 1990 durch den deutschen Arzt Kurt Mosetter statt. Dabei griff der Mediziner auf zahlreiche verschiedene Wissenschaften und Erkenntnisse zurück. So enthält die ganzheitliche Therapie sowohl die Resultate der modernen Medizin und Physik als auch die Erfahrungen von alten Kulturen. Durch diese unterschiedlichen Denkweisen entstand ein neues und vielfältiges Therapieverfahren.

Dabei liegt das Ziel der Behandlung darin, eine Brücke zwischen den Widersprüchen der unterschiedlichen Denkweisen zu bauen und durch ihre Vereinigung Lösungen für den Patienten zu finden.

Zu den engen Kooperationspfeilern der Myoreflextherapie zählen

  • die funktionelle Anatomie
  • die Orthopädie samt manueller Medizin
  • Physik und Biomechanik des Bewegungsapparats
  • die Neurophysiologie
  • die Neurobiochemie
  • die Neuraltherapie
  • die Osteopathie
  • die Osteologie
  • physiotherapeutische Methoden
  • Feldenkrais und Levine
  • die klassische chinesische Medizin, die Akupunktur und Tuina-Massage beinhaltet
  • die traditionelle indische Medizin mit ihrem Ayurveda

Durch diese Wissenssysteme wird die Grundlage der Myoreflextherapie gebildet, wodurch ein mehrdimensionales Behandlungskonzept zustande kommt.

Wirkungsweise

Nach Ansicht von Kurt Mosetter bedeutet Bewegung stets ein Zusammenspiel von zahlreichen Muskelgruppen. Greift der Mensch mit seinem Arm nach einem bestimmten Gegenstand, haben sowohl Schulter als auch Bizeps und Trizeps sowie der komplette Rumpf Anteil daran.

Anatomie des hinteren Oberkörpers
Verschiedene Muskelgruppen spielen bei einer Bewegung zusammen

Kommt es durch eine Verletzung oder Beeinträchtigung zum Ausfall eines dieser Kettenglieder, unternehmen die anderen Glieder den Versuch eines Ausgleichs. Dies hat jedoch meist eine Schonhaltung zur Folge, die sich langfristig schädlich auswirkt. Ist eine Aufrechterhaltung der Schonhaltung nicht mehr möglich, treten dadurch chronische Überlastungssymptome an den individuellen Körperschwachstellen auf, was zu Schmerzen an den Schwachstellen führt.

Kurt Mosetter gelangte zu der Überzeugung, dass sich durch die Druckstimulation von bestimmten Stellen der Muskelkette ein Reiz setzen lässt, der sich via Zentralnervensystem (ZNS) positiv auf andere Muskelteile auswirkt. Gelingt es, den stimulierten Muskel zu entlasten, erfolgt dadurch auch die Entlastung der anderen Muskeln.

Anwendungsgebiete

Die Myoreflextherapie eignet sich für verschiedene Anwendungsgebiete. Dazu gehört eine asymmetrische Haltung, die infolge einer muskulären Symmetriestörung entsteht. Sie geht oftmals mit einer stetigen Fehlhaltung einher, was wiederum chronische Haltungsasymmetrien zur Folge hat.

Zu den häufigsten Indikationen der Myoreflextherapie zählen chronische Schmerzzustände. So führen die Fehlhaltungen im weiteren Verlauf zu schmerzhaften Verspannungen der Muskeln. Diese lösen nicht selten einen Reiz an den angrenzenden Nervenfasern aus. Daraus entwickelt sich häufig eine Schonhaltung des Patienten, die mit einer ausgeprägten Haltungsasymmetrie verbunden ist. Auf diese Weise bleiben die chronischen Schmerzen auf Dauer bestehen.

Verspannungen am Rücken
Muskelverspannungen durch Fehlhaltungen zählen zu den Anwendungsgebieten der Myoreflextherapie

Weitere Einsatzgebiete sind allgemeines Unwohlsein aufgrund der muskulären Symptome sowie vegetative Beschwerden wie Beeinträchtigungen der Funktionen des Verdauungstraktes. Außerdem eignet sich die Myoreflextherapie zur unterstützenden Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates wie:

Außerdem kann die Behandlungsmethode gegen weitere Störungen zum Einsatz gelangen. Dazu gehören in erster Linie:

Einsatzgebiete

Auch Migräne, Tinnitus, Schlafstörungen und Burnout sind Anwendungsgebiete der Myoreflextherapie.

  • Dunkelhaarige Frau mit Kopfschmerzen fasst sich an die Schläfen

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  • Junger Mann in Hemd und Pullunder mit geschlossenen Augen, hält sich die Ohren zu, vor weißem Hintergrund

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  • Junge Frau mit Schlafmaske gähnt

    © soschoenbistdu - www.fotolia.de

  • Geschäftsmann in blauem Hemd und mit Brille reibt sich müde die Augen

    © Syda Productions - www.fotolia.de

Vor der Behandlung

Bei anhaltenden Schmerzen ist es wichtig, diese im Vorfeld der Myoreflextherapie von einem Arzt abklären zu lassen, um die auslösenden Ursachen festzustellen. So besteht die Möglichkeit, dass die Beschwerden zum Beispiel von chronischen Infektionen oder bösartigen Erkrankungen hervorgerufen werden.

Durchgeführt wird die Myoreflextherapie von einem ausgebildeten Arzt oder Heilpraktiker. Eine Sitzung dauert ungefähr 30 Minuten. Die Kosten schwanken zwischen 70 und 100 Euro pro Behandlung. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten zumeist nicht.

Vergrößerte Ansicht eines Muskels mit Muskelfasern
Muskelfasern im Oberarm

Behandlung

Bei der Myoreflextherapie greift der Therapeut auf das Regelkreismodell zurück. So stimuliert er mit seinen Fingern ein Muskelfaserbündel zu Muskelaktivität, wodurch es zu einer Muskelbewegung kommt. Die Stimulation bewirkt über eine Neuronenverschaltung des Rückenmarks außerdem ein zentrales Stimulieren im Gehirn. Auf diese Weise hat die periphere Reizung das Beeinflussen der zentralen Kontrolle der Aktivierungsmuster von Zielmotorik und Stützmotorik zur Folge.

Durch die Myoreflextherapie sorgt der Therapeut für eine positive Beeinflussung des Bewegungsapparates, indem er einen einzelnen äußeren Druckpunkt stimuliert.

Nach der Druckpunktstimulation nimmt der Patient spezielle Dehnübungen vor. Diese Übungen setzt er in den eigenen vier Wänden fort.

Nachbehandlung

Eine Nachbehandlung ist bei der Myoreflextherapie in der Regel nicht nötig. Halten die Beschwerden allerdings weiterhin an, können zusätzliche Untersuchungen erforderlich sein, um deren Ursachen festzustellen.

In manchen Fällen ist zudem eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten sinnvoll, da sich über die Jahre hinweg Ernährungsdefizite aufbauen können. Dabei greift die Myoreflextherapie auf Ansätze der chinesischen Medizin zurück.

Risiken und Nebenwirkungen

Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen sind durch die Myoreflextherapie nicht zu befürchten. So erfolgt im Rahmen der Behandlung lediglich eine Stimulation der Muskelansätze. Außerdem werden dem Patienten keinerlei Medikamente verabreicht. Auch Gegenanzeigen gegen die Myoreflextherapie liegen nicht vor.