Studie zur Kindersterblichkeit nach Operationen: Afroamerikanische Kinder haben ein höheres Risiko

Qualität der medizinischen Versorgung hängt manchmal auch von der Hautfarbe ab

Von Cornelia Scherpe
24. November 2020

In den USA haben sich Forscher angesehen, ob es bei Kindern postoperativ zwischen Hautfarbe und Sterblichkeit einen Zusammenhang gibt. Das traurige Ergebnis lautet Ja.

Die Wissenschaftler analysierten 172.549 Daten von Jungen und Mädchen, die sich hatten operieren lassen müssen. Die OPs hatten in 186 verschiedenen US-Kliniken stattgefunden und alle Kinder waren ohne einer Vorerkrankung in ihre Operation gegangen. Im Zeitraum von 30 Tagen nach dem Eingriff waren 36 der Kinder gestorben. Schaute man genau hin, waren es 23 Kinder mit europäischen und 13 Kinder mit afroamerikanischen Wurzeln. Gemessen an der Gesamtverteilung der Hautfarben waren 0,02 Prozent der weißen und 0,07 Prozent der schwarzen Kinder verstorben. Was insgesamt nach wenig klingt, bedeutet jedoch, dass afroamerikanische Kinder das 3,5-fache Risiko trugen.

Medizinische Versorgung abhängig vom Sozialstatus

Weshalb dieses Ergebnis zustande kommt, kann die Beobachtungsstudie nicht sagen. Die Forscher äußerten jedoch Vermutungen: Es bleibt eine unleugbare Tatsache, dass in den USA die medizinische Versorgung vom sozialen und finanziellen Status der Patienten geprägt wird. Häufig sind afroamerikanische Familien weniger wohlhabend und der Zugang zur Gesundheitsvorsorge daher schlechter. Tatsächlich haben Krankenhäuser mit älterer Ausstattung und weniger qualifiziertem Personal überdurchschnittlich mehr dunkelhäutige Patienten. In modernen und daher auch teureren Kliniken werden hingegen mehr Weiße behandelt.

Unterschwelliger Rassismus in Kliniken?

Möglich ist aber auch, dass Ärzte und Pflegepersonal bewusst oder unbewusst voreingenommen sind und Menschen mit dunkler Haut weniger intensiv betreuen, selbst wenn die Ausstattung innerhalb einer Klinik gleich ist. Ältere Studien haben bereits gezeigt, dass Personal in US-Krankenhäusern dazu tendiert, Beschwerden wie postoperative Schmerzen bei Afroamerikanern weniger ernst zu nehmen. Die Forscher hoffen, dass ihre Studie mit dazu beiträgt, Bewusstsein für diese Form von Rassismus zu schaffen.