Sind Vollnarkosen für Säuglinge gefährlich? Unbelegte Aussagen führen zu Verunsicherung

Von Cornelia Scherpe
19. August 2014

Wann immer eine größere Operation ansteht, ist das Einleiten einer Vollnarkose notwendig. Dieser Umstand trifft auf jedes Alter zu und daher müssen bei zwingenden OPs auch Babys und Kleinkinder eine Vollnarkose bekommen.

Es ist normal, dass die Eltern sich große Sorgen um ihr Kind machen, doch die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, kurz DGKCH, beruhigt die Väter und Mütter. Das Fachgebiet der Anästhesie ist inzwischen sehr weit entwickelt und in Deutschland arbeiten nur Anästhesisten, die das Medizinstudium absolviert haben und ständige Kontrollen bestehen.

Größere Gefahr für Säuglinge eher ein Gerücht

In den Medien jedoch wird immer wieder berichtet, dass vor allen Dingen Säuglinge und Kleinkinder schnell unter einer Vollnarkose leiden. Dabei ist oft die Rede von langanhaltenden Gedächtnisstörungen. Doch die Behauptung, dass die kleinen Gehirne in Mitleidenschaft gezogen werden, sind genau das: schlichte Behauptungen.

Die DGKCH weist darauf hin, dass es keine klinischen Studien gibt, die diese Annahme bestätigen. Bisher gibt es Tierversuche, bei denen die Gedächtnisleistung nach einer Vollnarkose schlechter war, doch ob man diese Ergebnisse auf Menschen übertragen kann, ist mehr als fragwürdig.

Eine Studie mit 28 Kindern zeigte zwar eine Verminderung von 25 Prozent, doch eine so geringe Teilnehmerzahl ist ebenfalls nicht aussagekräftig für die Allgemeinheit. Die Ärzte können daher nur den Kopf schütteln und sind bestürzt, dass man den Eltern unnötige Angst macht.

Bei Befürchtungen den Arzt um Rat fragen

Allen Betroffenen können sie nur raten, mit Ängsten und Sorgen direkt zum zuständigen Arzt zu gehen und offen darüber zu reden. Der Mediziner kann ihnen dann mit gut verständlichen Erklärungen und den Fakten helfen, die Situation besser einzuschätzen.

Natürlich sollten Kindern wie Erwachsene nur operiert werden, wenn dies unbedingt notwendig ist. Doch dazu zählen nicht nur Not-OPs, sondern auch gut geplante Eingriffe, um beispielsweise Fehlbildungen von Organen rechtzeitig zu beheben.