Misteltherapie - Anwendungsgebiete und Effekt auf die Heilung von Krebs

Unter der Misteltherapie versteht man eine alternative Heilmethode gegen Krebs. Man setzt sie unterstützend bei der Bekämpfung maligner Erkrankungen ein, ebenso kommt sie im Rahmen der Palliativmedizin zum Einsatz, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Dabei wird der Extrakt der Mistel in der Regel unter die Haut, direkt in das Krebsgewebe gespritzt. Lesen Sie über die Anwendungsgebiete und Wirksamkeit der Misteltherapie.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Anwendungsgebiete, z.B. Brustkrebs - Was ist die Misteltherapie und warum wird sie eingesetzt?

Kaum eine alternative Behandlungsmethode wird so häufig gegen Krebs durchgeführt wie die Misteltherapie. Wissenschaftlich ist sie jedoch nicht anerkannt.

Hierzulande stellt die Misteltherapie das am häufigsten angewandte Komplementärverfahren zur Verminderung von Nebenwirkungen und Verbesserung der Lebensqualität dar. Sie soll das Immunsystem stärken, sodass die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützt werden können. Vor allem bei Brustkrebs setzt man die Behandlung ein, ebenso kommt sie bei gynäkologischen und vielen weiteren Krebsarten zum Einsatz.

Herzerkrankung, Wechseljahre und Co. - Sonstige Einsatzbereiche der Misteltherapie

Neben der Behandlung von Krebs kann die Mistel auch in einigen anderen Bereichen Wirkung zeigen. So wird sie etwa bei

eingesetzt.

Inhaltsstoffe und Wirkung - Kann die Misteltherapie Krebs heilen?

Zum Einsatz für die Misteltherapie kommt die Weißbeerige Mistel (Viscum album). In der Weißbeerigen Mistel befinden sich Inhaltsstoffe wie

  • Viscotoxine
  • Mistellektine
  • Lipide sowie
  • Oligo- und Polysaccharide.

Wie wirkt die Misteltherapie?

Diese Stoffe haben auf den menschlichen Körper unterschiedliche Wirkungen. So rufen die Mistellektine eine unspezifische Immunreaktion hervor, was zur Aktivierung der körpereigenen Abwehr führt.

Laborversuche an Tieren haben ergeben, dass Tumorzellen von Eiweißen der Mistel abgetötet werden. Allerdings ließ sich bisher nicht belegen, dass dies auch bei Menschen der Fall ist.

Immerhin gibt es Hinweise, dass die Misteltherapie das Wohlbefinden von Krebspatienten verbessert und die Belastungen, die durch eine Chemotherapie oder Bestrahlung entstehen, abmildern. So haben zahlreiche Ärzte die Erfahrung gemacht, dass die Patienten nach einer Misteltherapie

  • besser schlafen können
  • mehr Appetit verspüren und
  • wieder leistungsfähiger sind.

Über die Wirkungsweise der Mistelpflanze gibt es verschiedene Ansichten: die einen sind sich sicher, dass sie das Wachstum der Krebszellen sogar fördert, die anderen sagen, das Immunsystem würde durch die Behandlung gestärkt und die Lebensqualität gesteigert werden. Überwiegend wird im Großen und Ganzen über die positive Wirkung der Misteltherapie berichtet.

Beschwerden bei krebskranken Frauen können durch die Mistel gelindert werden

Typische Beschwerden der Krebstherapie wurden bei Patientinnen, die an Brustkrebs oder gynäkologischen Krebsarten erkrankt waren, seltener beobachtet, wie:

Ihre Überlebenszeit stieg nach der Auswertung diverser Studien deutlich an und sie empfanden eine bessere Lebensqualität.

Weitere Studien geplant

Gegner der Misteltherapie bezweifeln, dass diese einen positiven Einfluss auf die Erkrankten haben kann und befürchten sogar, dass es eine Beschleunigung des Krebswachstums geben könnte. Um in dem Punkt des Tumorwachstums nun definitive Aussagen machen zu können, werden weitere Studien, welche auf höchstem Niveau durchgeführt werden, nötig sein.

Wer verschreibt die Misteltherapie?

Die Misteltherapie darf jeder Arzt verschreiben. Auch Heilpraktiker sind dazu berechtigt.

Wann kann man mit der Misteltherapie beginnen und wie lange dauert sie?

Mit der Misteltherapie kann man zu jeder Zeit nach der Krebsdiagnose beginnen. Je früher man damit anfängt, desto mehr Unterstützung kann man dem Immunsystem bieten.

Auch während einer Strahlen- oder Chemotherapie lässt sich mit dieser Behandlung beginnen - unerwünschte Nebenwirkungen können dadurch gelindert werden. Wichtig ist, die Spritze außerhalb des Bestrahlungsbereiches zu setzen, um Hautentzündungen zu vermeiden.

Wie lange die Misteltherapie dauert, kann pauschal nicht beantwortet werden. Sie ist allerdings als langfristige Therapie konzipiert und erfolgt unter ärztlicher Begleitung.

Je nach Tumorstadium spritzt man das Mistelpräparat anderthalb bis zwei Jahre lang zwei bis dreimal pro Woche. Die Injektionen lassen sich leicht erlernen, sodass sie mit der Zeit auch vom Patienten selbst oder einem Angehörigen durchgeführt werden können.

Beteiligung der Krankenkassen - Was kostet die Misteltherapie und wer bezahlt sie?

Über die Kosten der Misteltherapie kann keine allgemein gültige Angabe gemacht werden. Generell werden diese hierzulande nur dann von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn es sich um fortgeschrittene, also palliative Erkrankungen handelt.

Anwendung: Durchführung der Misteltherapie

Die Misteltherapie kommt bei unterschiedlichen Krebserkrankungen wie Brustkrebs oder Prostatakrebs zur Anwendung. Dabei dient sie als unterstützende Maßnahme der konventionellen Behandlungsverfahren wie Strahlentherapie oder Chemotherapie; aus diesem Grund wird die Mistelbehandlung meist parallel dazu durchgeführt.

Im Rahmen einer Misteltherapie erhält der Krebspatient subkutane Injektionen mit Mistelextrakten. Mitunter werden sie direkt in den Tumor gespritzt. In manchen Fällen erfolgt die Darreichung auch oral, intravesikal oder per Infusion.

Die Dosis, die individuell abgestimmt wird, richtet sich nach der Krankheitssituation. Es ist auch möglich, dass sich der Patient das Mittel selbst spritzt.

Eingesetzte Mittel bei der Misteltherapie

Zu den Präparaten, die bei der Misteltherapie zur Anwendung kommen, gehören anthroposophische Mittel wie

  • Iscador
  • Helixor
  • Abnobaviscum
  • Isorel und
  • Iscucin

sowie sonstige Präparate wie

  • Lektinol
  • Cefalektin und
  • Eufaxor.

Zur Herstellung der Mistelpräparate presst man die Zweige und Blätter der weißbeerigen Mistel aus und verdünnt den Saft mit Wasser. Je nach Hersteller erfolgt dann eine Anreicherung mit verschiedenen Zusatzstoffen.

Die Mistelpräparate, die in Deutschland erhältlich sind, zählen zu den rezeptfreien Medikamenten. Da die Krankenkassen die Kosten dafür nicht übernehmen, muss sie der Patient selbst tragen. Dient die Misteltherapie jedoch palliativen Zwecken, um bei unheilbaren Krebskrankheiten die Lebensqualität des Patienten zu verbessern, kommen die Krankenkassen für die Kosten auf.

Wo kann man eine Misteltherapie erhalten und wer führt sie durch?

Wo man die Misteltherapie erhalten kann, sollte beim behandelnden Arzt erfragen. Dieser kann die Injektionen entweder selbst durchführen oder wird den Patienten zu einem anderen Arzt oder Heilpraktikter überweisen.

Mögliche Nebenwirkungen der Misteltherapie

In manchen Fällen kann es bei der Misteltherapie zu Nebenwirkungen kommen.

Erwünschte Begleiterscheinungen der Misteltherapie

Dazu gehören vor allem

Diese Symptome sind jedoch ein Anzeichen, dass die Abwehr des Körpers aktiviert wird und daher sogar erwünscht.

Unerwünschte Begleiterscheinungen der Misteltherapie

Zu den unerwünschten Begleiterscheinungen zählen dagegen

  • Blutdruckabfall
  • erhöhter Blutdruck
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen und
  • Dehydratation.

Schwerwiegende Komplikationen treten jedoch nur in seltenen Fällen auf.

Anwendungshinweise und Selbstinjektion - Worauf ist bei der Misteltherapie zu achten?

Grundsätzlich sollte der Patient niemals eigenmächtig eine Misteltherapie durchführen, sondern stets den behandelnden Arzt zu Rate ziehen. Dieser muss entscheiden, ob sich die Misteltherapie mit einer anderen Krebstherapie kombinieren lässt.

Die Misteltherapie während einer Chemotherapie durchzuführen, ist unter Medizinern allerdings umstritten. So wird befürchtet, dass sich die Nebenwirkungen der Chemotherapie durch die Mistelpräparate noch verschlimmern könnten. Unter anderm besteht die Gefahr von starken allergischen Reaktionen.

Hinweise zur Selbstinjektion der Mistelpräparate

Wurde der Patient vom Arzt angeleitet, kann er nach einiger Zeit die Injektionen auch selbst durchführen. Die Mistelampullen sollte bei Raumtemperatur (maximal 25 Grad Celsius) oder im Kühlschrank bei zwei bis acht Grad Celisus gelagert werden; dabei sind sie vor Licht zu schützen.

In der Regel werden sie zwei bis drei mal unter die Haut gespritzt. Dabei wechselt man meist Stellen am Bauch oder Oberschenkel.

Die Spritze sollte niemals in

  • den Bereich von frischen Operationsnarben
  • Bereiche, die bestrahlt wurden oder werden sollen sowie
  • entzündete Hautstellen

gesetzt werden.

Geschichte der Misteltherapie

Misteln wurden zu therapeutischen Zwecken bereits im alten Rom genutzt, wo man sie als heilendes Wundermittel ansah. 1916 entdeckte Rudolf Steiner (1861-1925), der Begründer der Anthroposophie, die Mistel als mögliches Therapiemittel gegen Krebserkrankungen.

So sah er Parallelen zwischen Krebsgeschwüren und dem schmarotzerischen Dasein der Mistel und gelangte zu der Schlussfolgerung, dass Gleiches mit Gleichem behandelt werden müsse. Steiners Anregungen wurden von der niederländischen Ärztin Ita Wegman (1876-1943) aufgegriffen, sodass sie ein Jahr später zusammen mit einem Schweizer Apotheker das Mistelpräparat Iscar entwickelte. 1926 erfolgte die Umbenennung des Mittels in Iscador.

Die zahlreichen Empfehlungen Rudolf Steiners dienten als Grundlage für die Misteltherapie und haben noch heute für die anthroposophische Medizin Gültigkeit. Zur traditionellen Pflanzenheilkunde zählt die Misteltherapie jedoch nicht.