Neu entwickelter Rotavirus-Impfstoff verspricht kostengünstigen Schutz direkt nach der Geburt

Die wichtige Impfung gegen Rotaviren könnte auch in armen Ländern zukünftig erschwinglich sein

Von Cornelia Scherpe
12. März 2018

Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass allein 2013 rund 215.000 Kinder an den Folgen des Rotavirus verstarben. Fast alle Patientinnen und Patienten könnte man aber retten, wenn eine Impfung erfolgen würde. Da jedoch rund 90 Prozent der Erkrankungen in armen Ländern auftreten, für deren Gesundheitssysteme die derzeitigen Impfstoffe unerschwinglich sind, haben Forscher jetzt gehandelt. Sie wollten einen Schutz entwickeln, der zum einen für alle erschwinglich ist und zum anderen direkt nach der Geburt wirkt. So sollen auch Babys davor bewahrt werden, durch die Infektion an der schweren Diarrhö zu versterben. Die derzeit in Industrienationen genutzten Wirkstoffe dürfen frühestens ab der 7. Lebenswoche verabreicht werden.

Forscher entwickeln neuen Impfstoff RV3-BB

Die neue Entwicklung trägt derzeit noch den sperrigen Namen RV3-BB und ist ein Lebendimpfstoff wie die beiden Alternativen auch. Das bedeutet, in der gespritzten Lösung befinden sich lebende Viren, die jedoch stark abgeschwächt sind. Sie reisen durch den Körper, werden vom Immunsystem als feindlich erkannt und die Abwehrkräfte haben ausreichend Zeit, wirksame Antikörper gegen die Feinde zu bilden. Der neue Wirkstoff leitet sich direkt aus Stuhlproben aus den 1970er-Jahren ab. Damals sammelte man Proben von Kindern, die trotz nachweisbarer Infektion keine Diarrhö bekamen.

Erfolgreiche Studie in Indonesien

RV3-BB durchlief bereits Testversuche, in denen der Wirkstoff als zuverlässig und verträglich eingestuft wurde. Daher begann in Indonesien eine Pionierstudie mit 1.513 Neugeborenen. Da bislang keine Impfung im Land möglich ist, konnte man es auch ethisch vertreten, eine Placebogruppe zu bilden. In dieser Kontrollgruppe erkrankten 5,6 Prozent der Babys am Rotavirus, in einer Teilgruppe, die direkt nach der Geburt geimpft worden war, waren es nur 1,4 Prozent. Größer, aber dabei noch immer kleiner als in der Kontrollgruppe, fiel der Prozentsatz bei Kindern aus, die nicht in den ersten Tagen nach der Geburt, sondern erst nach neun Wochen geimpft worden waren. Hier kam man auf 2,7 Prozent.