HPV-Schutz nicht nur für Mädchen: Ärzte fordern Impfschutz auch für Jungen

Entsprechend der offiziellen Empfehlung der STIKO lohnt sich eine HPV-Impfung für Jugendliche beiderlei Geschlechts

Von Cornelia Scherpe
4. Juli 2016

Die STIKO, die Ständige Impfkommission, hat zuletzt 2015 die Empfehlung ausgesprochen, dass alle Mädchen zwischen neun und 14 Jahren sich gegen HPV impfen lassen sollen. Diese Regelung gilt bis heute, wird jedoch von vielen Ärzten als zweischneidig angesehen. Zwar hilft die Impfung dabei, dass Mädchen sich beim Sex seltener mit dem HP-Virus infizieren, doch noch sinnvoller wäre es, auch die Jungen mit dem gleichen Impfstoff zu schützen.

Impfung für beide Geschlechter ratsam

Der Humane Papillomavirus wird kurz HPV oder auch HP-Virus genannt und beim Sex übertragen. Er gilt als einziger Auslöser für Gebärmutterhalskrebs und ist damit für alle bekannten Fälle des Krebsleidens verantwortlich. Rund 100.000 Neudiagnosen stellen Ärzte jedes Jahr und circa 3.000 Frauen versterben jährlich an den Folgen des Tumors. Das bedeutet, dass durch eine Schutzimpfung jedes Jahr tausende Leben gerettet werden könnten.

Da Männer diese Form des Krebs aus anatomischen Gründen nicht bekommen können, werden sie bisher nicht geimpft. Kritiker sehen das als ausgesprochen fahrlässig an, denn der Mann ist ein Überträger. Der Virus sitzt am Penis und wird beim Sex direkt übertragen. Damit stellt die Impfung der Jungen eine wichtige Maßnahme dar, um einen sogenannten "Herdenschutz" herzustellen. Gibt es weniger Krankheitsüberträger, sinkt die allgemeine Gefahr.

Hinzu kommt die Tatsache, dass HPV beim Mann zwar keinen Gebärmutterkrebs auslösen kann, wohl aber andere Krankheiten. Dazu zählen Genitalwarzen und Krebs im Mund-Rachen-Raum durch Oralsex.

Reaktionen der Krankenkassen

Einige Krankenkassen haben bereits auf die Kritik vieler Mediziner und Verbände reagiert und übernehmen nicht nur die HPV-Impfung für junge Mädchen, sondern auch die von Jungen. Es lohnt sich daher in jedem Fall für Eltern, bei der eigenen Krankenkasse nach der aktuellen Regelung nachzufragen.

Im gesamten Bundesland Sachsen beispielsweise hat die regionale Impfkommission (SIKO, kurz für Sächsische Impfkommission) die klare Empfehlung für Jungen und auch junge Männer ausgesprochen. Entsprechend dieser offiziellen Empfehlung können die regionalen Krankenkassen dort die Leistung abrechnen.