Debatte um Schutzimpfungen: Der Mensch hört nur, was er hören will

Der sogenannte Bestätigungsfehler ist laut Psychologen verantwortlich für das sture Beharren auf den Impfverzicht

Von Nicole Freialdenhoven
24. März 2015

Derzeit diskutiert ganz Deutschland über unverantwortliche Eltern, die ihren Kindern eine Masernschutzimpfung verweigern und dadurch großen Risiken aussetzen.

Für viele ist ihr Verhalten unverständlich, doch Psychologen haben eine Erklärung: Menschen hören oft eher auf ihre Psyche als auf den Verstand. So empfinden die meisten eine Fahrt mit dem eigenen Auto auch als sicherer als die Reise mit dem Flugzeug - obwohl die Statistiken eindeutig belegen, dass Fliegen sicherer ist als Autofahren.

Sachliche Argumente helfen nicht weiter

Bei der Impfung verhält es sich ähnlich. Statt den Statistiken zu vertrauen, die belegen wie viele Infektionskrankheiten durch Schutzimpfungen bereits ausgerottet werden konnten, hören die Menschen lieber auf ein diffuses Bauchgefühl, das sie warnt: Meinem Kind wird eine Substanz injiziert, die ihm möglicherweise schaden könnte.

So erwies es sich als kontraproduktiv, eine Liste mit Impfmythen zu erstellen und jede einzelne dann mit sachlichen Argumenten zu widerlegen. Die Menschen glaubten anschließend noch stärker an die Impfmythen als zuvor.

Lieber auf emotionaler Ebene argumentieren

Im Internet schenkten viele Besucher einer Website einem einzelnen persönlichen Bericht über Nebenwirkungen eher Vertrauen als allen Statistiken. Die Psychologie spricht vom sogenannten Bestätigungsfehler. Der Mensch akzeptiert nur die Informationen, die ohnehin schon zur eigenen Wahrnehmung passen. Um Impfskeptiker zu überzeugen, sollte daher nicht auf rationaler Ebene mit Statistiken argumentiert werden, sondern lieber auf emotionaler Ebene mit Beispielen wie dem kleinen Mädchen, das aufgrund einer fehlenden Schutzimpfung tragisch verstarb.