Zu viele Menschen leisten keine Erste Hilfe bei Herzstillstand

Reanimation durch Herzdruckmassage trauen sich viele nicht zu

Von Cornelia Scherpe
23. Mai 2017

Nach einem Unfall oder bei einer plötzlichen Herzattacke in der Öffentlichkeit sind Ersthelfer wichtig. Infrage kommen dabei im Grunde alle Erwachsenen, die in der Nähe sind. Wer einen Führerschein hat, sollte mit der Ersten Hilfe vertraut sein und doch bleibt in der Realität das Reanimieren zu oft aus. Das sorgt für tausende Tote jedes Jahr, die vor dem Eintreffen der Notärzte versterben.

Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (kurz DGAI) hat eine Erhebung durchgeführt und zeigt, wie schlecht es ums Thema Ersthelfer in Deutschland bestellt ist.

Nach Herzstillstand erhält in Deutschland nur jeder Dritte eine Herzdruckmassage

Statistisch gesehen kommt es Jahr für Jahr zu 50.000 Herzstillständen fernab vom Krankenhaus. 50.000 mal sind also Ersthelfer gefragt, die einen Notarzt rufen und bis zum Eintreffen die Reanimation übernehmen. Doch nur 34 Prozent der Menschen trauen sich die Herzdruckmassage zu. Das bedeutet, dass zwei von drei Bedürftigen ohne aktive Hilfe liegenbleiben.

Natürlich ist nicht jede Wiederbelebung durch einen Laien erfolgreich. Dennoch könnten viele Leben gerettet werden, wenn Anwesende beim Notfall einfach aktiv werden. Die DGAI hat berechnet, dass jährlich 10.000 Menschen mehr gerettet werden könnten.

Norwegen top

Das macht Deutschland nicht gerade zum Vorbild bei der Ersthilfe. Zum Vergleich: Auf Platz 1 liegen die Einwohner von Norwegen. Hier erhalten 70 Prozent aller Notfälle einen Wiederbelebungsversuch durch Ersthelfer.

Dennoch ist Deutschland in einem positiven Trend zu mehr Hilfe. Bei einer Erhebung vor neun Jahren lag die Bereitschaft zur Reanimation hierzulande nur bei 16 Prozent. Damit hat sich die Zahl der Ersthelfer inzwischen verdoppelt. Um diesen Trend weiter zu fördern, wäre es sinnvoll, bereits in der Schule Reanimationskurse anzubieten. Bislang wird das nur in Baden-Württemberg praktiziert. Wer für den Führerschein oder aus anderen Gründen einen Kurs zur Ersten Hilfe besucht hat, sollte sein Wissen durch regelmäßige Wiederholungskurse auffrischen.