Aus Utopie wird Wirklichkeit: Patienten können mit Flüssigkeitsbeatmung gerettet werden

Bereits seit einigen Jahren arbeitet die Intensivmedizin an der flüssigen Alternative zur Sauerstoffbeatmung

Von Cornelia Scherpe
18. Februar 2015

Im Science-Fiction-Genre kennt man die Idee schon länger: Menschen benutzen für Ausflüge zum Meeresboden keine Beatmung mit Sauerstoff, sondern eine spezielle Flüssigkeit, die in die Lungen gepumpt wird.

In den Büchern und Filmen wird so verhindert, dass die Lunge zusammengedrückt wird. Da die Lungenbläschen eigentlich nur mit Gas gefüllt ist, presst der steigende Druck der Umgebung sie normalerweise zusammen. Eine Flüssigkeit verhindert das.

Utopie und Wissenschaft

Flüssigkeit statt das Gasgemisch der Luft zu atmen klingt auch heute noch nach Utopie, doch tatsächlich arbeitet die Intensivmedizin bereits seit einigen Jahren mit der Flüssigkeitsbeatmung. Dabei erhalten die Patienten keine normale Atemmaske mit Sauerstoff, sondern bekommen eine Flüssigkeit mit sogenannten "Perfluorcarbonen" verabreicht.

Diese Perfluorcarbone, kurz auch PFC, sind besondere Kohlenstoffverbindungen. Sie haben die Eigenschaft, den vorhandenen Sauerstoff zu lösen.

Vorteile der Flüssigkeitsbeatmung

Patienten, die beatmet werden müssen, haben meist das Problem, dass große Teile der Lungenflügel kollabiert sind. Es ist in diesen Fällen schwer, das benötigte Gas der Beatmung in die Lunge zu pumpen.

Der Arzt muss dafür einen recht hohen Druck bei der Beatmung einstellen und das kann gefährlich sein. Da eine Flüssigkeit an sich aber mit mehr Schwerkraft in die Lunge eindringt, kann sich die Flüssigkeit auch bei vergleichsweise wenig Druck in der Lunge ausbreiten und verschlossene Lungenbereiche wieder öffnen.

Bisher nur Notlösung

Die Flüssigkeitsbeatmung ist allerdings noch nicht umfassend erforscht. Ein aktuelles Projekt beschäftigt sich eingehend mit bisher ungeklärten Fragen. Die modernen bildgebenden Verfahren machen es möglich, dass man den genauen Transportweg in der Lunge sichtbar machen kann.

So will man nun Parameter entwickeln, die genau festlegen, wie der Patient am idealsten behandelt wird. Die Flüssigkeitsbeatmung bleibt bis dahin eine Notlösung, die nur bei Schwerkranken und bei Frühchen angewandt wird.