Adrenalin zur Reanimation: Studie stellt Nützlichkeit infrage

Die Adrenalinvergabe nach einer Wiederbelebung wird von manchen Ärzten und Forschern kritisch betrachtet

Von Cornelia Scherpe
11. Dezember 2014

Kommt es bei einem Menschen zum Herzstillstand, hat der Notarzt klare Vorgaben, wie er dem Patienten am besten helfen kann. Entsprechend der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie wird dem Körper Adrenalin injiziert.

Das Hormon regt beim gesunden Menschen den Kreislauf an und soll bei einer Reanimation den Patienten ins Leben zurückholen.

Neben den Wiederbelebungsmaßnahmen spritzt der Arzt daher aller drei bis fünf Minuten Adrenalin. Das Vorgehen wird jedoch von manchen Ärzten und Forschern kritisch betrachtet.

Nachteile der Adrenalinvergabe

Es gibt Anzeichen dafür, dass man die Betroffenen auf diese Weise zwar zunächst ins Leben zurückholt, doch viele versterben in den Folgetagen dennoch. Wer nicht verstirbt, hat meist mit schweren Behinderungen zu kämpfen.

Wie nützlich die Adrenalinvergabe wirklich ist, kann allerdings nur schwer überprüft werden. Aus ethischen Gründen kann keine Studie mit einer Placebogruppe durchgeführt werden. Eine aktuelle Untersuchung hat jedoch auf einem Umweg versucht, die Nachteile von Adrenalin bei der Wiederbelebung zu zeigen.

Studie an Patienten

Die Forscher konnten die Daten von 1.556 Menschen analysieren, die wegen eines Herzstillstandes vom Notarzt behandelt worden waren und überlebten. In 73 Prozent der Fälle hatten sich die Ärzte für die Vergabe von Adrenalin entschieden.

Alle Patienten waren nach ihrer Reanimation ins Krankenhaus gebracht worden, damit sie weiter betreut und versorgt werden konnten. Für die Entlassung war auch dokumentiert, ob die Hirnfunktion normal war, oder der Kreislaufstillstand seine Spuren hinterlassen hatte.

Auch Dosis entscheidend

Von denen, die Adrenalin erhalten hatten, kamen nur 17 Prozent auf keine bis leichte Hirnschäden. Ganze 83 Prozent hatten eine schwerere Behinderung erfahren.

In der Gegengruppe konnten 63 Prozent gesund oder mit nur leichten Hirnschäden entlassen werden. Hier waren nur 37 Prozent von schweren Behinderungen betroffen. Auch die Adrenalindosis wirkte sich deutlich aus: bei einem Milligramm waren Behinderung im Vergleich zur Kontrollgruppe doppelt so häufig; bei fünf Milligramm sogar 5-fach so oft.