Risiko für Patienten - viele Untersuchungen sind unnütz

Viele Ärzte versuchen, aus unsinnigen Zusatzmaßnahmen Profit zu schlagen

Von Dörte Rösler
28. Mai 2015

Ärzte sollten sich allein dem Wohl ihrer Patienten verpflichtet fühlen. Aus Expertensicht bieten deutsche Mediziner jedoch häufig überflüssige Untersuchungen an. Vor allem bei der Früherkennung von Krebs und im Bereich der Diagnostik versuchen die Ärzte an unnützen Maßnahmen zu verdienen. Für Patienten kann das sogar gefährlich werden.

Wer zum Arzt geht, hofft auf Hilfe - und vertraut dem Urteil des Fachmanns. Wenn der Doktor eine bestimmte Untersuchung oder Behandlungsmethode empfiehlt, folgt der Patient ihm meist gern. Zu Unrecht, wie viele Statistiken zeigen. So bringt das Röntgen bei Rückenschmerzen keinen Vorteil: neun Monate nach der Röntgenaufnahme leiden noch 65 Prozent der Betroffenen unter Schmerzen. Von den Patienten ohne Bild spüren 57 Prozent einen anhaltenden Schmerz.

Unsinnig bis gefährlich

Für eine erfolgreiche Behandlung spielt die Ablichtung der Knochen also keine Rolle. Im Gegenteil: Röntgenstrahlen allein Deutschland zu 2000 Krebserkrankungen pro Jahr. Und viele Patienten werden durch zufällige Entdeckungen auf dem Röntgenbild verunsichert, etwa Abnutzungen, die ihnen bisher keinerlei Probleme bereitet haben.

Ähnliches belegen die Statistiken zu Prostata- und Eierstockkrebs. Ob Männer einen PSA-Test durchführen lassen oder nicht - die Todesrate ist gleich. 20 von 1000 Untersuchten müssen aufgrund einer falschen Diagnose zudem eine Operation oder Strahlentherapie über sich ergehen lassen.

Auch das Risiko an Eierstockkrebs zu sterben, verringert sich durch die Früherkennung mit Ultraschall nicht. Zwei Millionen Frauen in Deutschland lassen diese Untersuchung pro Jahr durchführen. 30.000 von ihnen wird nach einem Fehlalarm unnötigerweise der Eierstock entfernt.

Kompetent durch Information

Gut informierte Patienten könnten für ihre Gesundheit klügere Entscheidungen treffen. Das haben nun auch die Krankenkassen erkannt. Mit sogenannten Faktenboxen will etwa die AOK im Internet über Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen von medizinischen Angeboten informieren.

Das Ziel ist es, wissenschaftliche Fakten so aufzubereiten, dass sie auch von Laien leicht verstanden werden. Neben IgeL-Leistungen gibt es übersichtliche Infos zu Impfungen und Nahrungsergänzungsmitteln.