Die verschiedenen Arten der Krankheitsprävention

Als Krankheitsprävention werden Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten und Beschwerden bezeichnet. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Präventionsarten.

Von Jens Hirseland

Der Begriff "Prävention" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "verhüten" oder "zuvorkommen". In der Medizin ist damit die Vermeidung von Krankheiten und gesundheitlichen Beeinträchtigungen gemeint. So sollen die Ausbreitung von Erkrankungen sowie deren Auswirkungen auf die Bevölkerung reduziert werden. Dabei stehen vor allem die auslösenden Faktoren der Krankheiten im Mittelpunkt.

Ziele der Krankheitsprävention

Die Ziele der Krankheitsprävention sind sowohl ethischer als auch ökonomischer Natur. Sie soll

  • einerseits individuellem Leid entgegenwirken und die Lebensqualität der Menschen verbessern und
  • andererseits dazu beitragen, dass sich die Ausgaben für medizinische Behandlungen verringern.

Zu unterscheiden ist die Krankheitsprävention von der Gesundheitsförderung. So dient die Prävention zur Vermeidung und Reduzierung von krankheitsauslösenden Risikofaktoren, während die Gesundheitsförderung die Verbesserung der Schutzfaktoren und die Stärkung der gesundheitlichen Lebensbedingungen zum Ziel hat.

Methoden

Die Krankheitsprävention setzt vor allem darauf, die Gesundheitskompetenz und die Motivation der Menschen zu stärken, damit sie gesundheitsschädliche Verhaltensweisen ablegen oder zumindest reduzieren und stattdessen gesundheitsförderndes Verhalten an den Tag legen. Weitere wichtige Methoden sind:

  1. Maßnahmen des Gesetzgebers zur Durchsetzung von präventivem Verhalten

  2. ökonomische Anreiz- oder Sanktionssysteme, um das Verhalten des Einzelnen zu beeinflussen

Bei der Krankheitsprävention wird seit 1964 zwischen verschiedenen Arten unterschieden. So gibt es:

  • die Primärprävention
  • die Sekundärprävention
  • die Tertiärprävention
  • die Quartärprävention (welche 1986 hinzu kam)

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Arten der Krankheitsprävention etwas genauer vor.

Primärprävention

Spricht man von Primärprävention, sind damit sämtliche Maßnahmen, die dem Erhalt der Gesundheit des Menschen dienen, gemeint. Die Primärprävention beginnt bereits vor dem Auftreten einer Krankheit und soll das Auftreten von neuen Erkrankungen verhindern. Sie ist sowohl an bestimmte Risikogruppen als auch an gesunde Menschen gerichtet.

Eine Form der Primärprävention ist die primordiale Prävention. Diese beginnt noch früher als die Primärprävention und soll bereits den Risikofaktoren für eine Krankheit entgegenwirken.

Beispiele

Ein typisches Beispiel für die Primärprävention ist die Aufklärung der Menschen über gesundheitsschädliche Risikofaktoren und Verhaltensweisen. Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, mit denen sich die Gesundheit fördern lässt, bevor es zu einer Erkrankung kommt.

Bei kardiovaskulären Erkrankungen fasst man unter dem Begriff Primärprävention sämtliche Maßnahmen zusammen, die vor dem Auftreten eines Herzinfarktes oder einer koronaren Herzerkrankung ergriffen werden.

Maßnahmen

Zu den Maßnahmen der Primärprävention zählen vor allem:

Aber auch Impfungen gegen bestimmte Infektionskrankheiten bilden einen wichtigen Bestandteil der primären Prävention.

Einen wichtigen Teil der primären Prävention leistet der Präventologe...

Berufsbild und Ausbildung eines Präventologen

Ein Grundziel der modernen Medizin ist es, die Entstehung von Krankheiten bereits im Vorfeld zu verhindern. Eben aus diesem Grund werden auch Präventologen eingesetzt, um Menschen dabei zu helfen, Risikofaktoren zu reduzieren und ein gesundes Leben zu führen. Doch wie gestaltet sich das Berufsbild eines Präventologen eigentlich konkret und wie werden diese ausgebildet?

Arbeitsumfeld

Präventologen sind in einem breiten und komplexen Arbeitsumfeld tätig. Dabei kommen sie

zum Einsatz, um dort präventiv auf die Menschen einzuwirken. Alternativ gibt es auch private Präventologen mit Praxen, welche

  • Kurse abhalten oder
  • Hausbesuche unternehmen.

Die Aktivitäten, welche dabei unternommen werden, reichen von persönlichen Beratungsgesprächen über Gruppenseminare bis hin zum Abhalten von Bewegungsprogrammen.

Ziel der Präventologen ist es dabei, breitgefächert und ansprechend auf den Lebenszustand der Betroffenen einzuwirken, um so deren Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) zu stärken.

Ausbildung

Die Ausbildung der Präventologen erfolgt seit 2003 in Form eines Fachstudiums, welches als Fernstudium absolviert werden kann. Dieses dauert dabei in der Regel ein Jahr und setzt sich aus zahlreichen Modulen zusammen, welche beispielsweise Themen enthalten wie:

Die Teilnehmer können sich daraufhin nicht nur Präventologen nennen, sondern sind auch in der Lage, flexibel in der Wirtschaft eingesetzt zu werden und Menschen in allen Lebenslagen zu helfen.

Insgesamt ist das Berufsbild des Präventologen eine zukunftsträchtige Ausrichtung. Schließlich sorgen ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein und die steigende Lebenserwartung dafür, dass die Nachfrage nach derartigen Angeboten immer weiter zunehmen wird.

Gleichzeitig sollten sich Interessenten jedoch auch darüber im Klaren sein, dass Präventologen eigenverantwortlich handeln und es nicht immer leicht fällt, sich in diesem Zweig zu etablieren. Als Zusatzqualifikation ist dieser Fachbereich jedoch sehr gefragt.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention beginnt im frühen Stadium einer Krankheit. So dient sie dazu, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und deren Fortschreiten oder dauerhaftem Bestehen entgegenzuwirken. Zur Zielgruppe der Sekundärprävention gehören Personen, bei denen noch keine Krankheitssymptome aufgetreten sind, der Erkrankungsprozess jedoch schon begonnen hat.

Durch die Diagnose werden die vermeintlich Gesunden zu Patienten.

Beispiele

  • Typische Beispiele der Sekundärprävention sind Früherkennungsmaßnahmen wie Screenings und Vorsorgeuntersuchungen, mit deren Hilfe symptomlose Erkrankungen rechtzeitig erkannt werden sollen.
  • Neben Massenscreenings für Krebserkrankungen zählen auch Anti-Drogenprogramme für Jugendliche, die bereits in Kontakt mit Drogen gekommen sind, zur Sekundärprävention.
  • Handelt es sich um eine kardiovaskuläre Erkrankung, bezeichnet man mit Sekundärprävention sämtliche Maßnahmen, die nach dem Auftreten einer kardiovaskulären Erkrankung ergriffen werden, um das Voranschreiten der Krankheit zu verhindern.

Tertiärprävention

Bei einer Tertiärprävention ist eine Krankheit bereits ausgebrochen. So dient sie dazu,

  • dem Voranschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken und
  • mögliche Komplikationen zu verhindern.
  • Auch Folgeschäden und Rückfälle sollen vermieden werden.

Beispiele

Zur Anwendung kommt die tertiäre Prävention in erster Linie bei Patienten, bei denen chronische Beeinträchtigungen bestehen. Ein typisches Beispiel für die Tertiärprävention sind

Hat zum Beispiel ein Patient einen Herzinfarkt erlitten, sollen mithilfe der tertiären Prävention schädliche Verhaltensweisen erkannt und in Zukunft vermieden werden, um

  • eine Verschlimmerung der Krankheit
  • Folgeschäden
  • Komplikationen oder
  • einem erneuten Infarkt

entgegenzuwirken. Auch das Verhindern von Nierenversagen bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zählt zur Tertiärprävention.

Wichtig ist, dass die Patienten auch selbst etwas zur tertiären Prävention beitragen und die entsprechenden Maßnahmen konsequent befolgen. So sollten krankheitsauslösende Risikofaktoren unbedingt gemieden werden.

Quartärprävention

Die Quartärprävention oder quartäre Prävention dient dazu, unnötige medizinische Maßnahmen zu vermeiden. So können falsche Behandlungen oder Übermedikalisierungen kontraproduktiv sein und sich schädlich auf die Gesundheit auswirken. Darüber hinaus sucht die Quartärprävention nach alternativen Therapiemaßnahmen.

Geschichte und Ziele der quartären Prävention

Veröffentlicht wurde das Konzept der Quartärprävention erstmals im Jahr 1986 von Marc Jamoulle. Seit 1999 gilt sie auch als anerkannte Form der Krankheitsprävention.

Grundlage der Quartärprävention ist das Prinzip Primun non nocere, was "zuerst einmal nicht schaden" bedeutet. Zu den Konzepten der quartären Prävention zählt u.a. die evidenzbasierte Medizin (EbM).

Das Ziel der quartären Prävention ist das Erkennen von einem Übermaß an medizinischen Maßnahmen, die dem Patienten mehr schaden als nützen. Gleichzeitig sucht sie nach sinnvollen alternativen Behandlungsmaßnahmen.