Länger überleben ohne Lungentätigkeit - neue "Fettschaum-Infusion" könnte Leben retten

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2012

Nach einem Unfall oder durch eine akute Krankheit kann die Lunge ihre Funktion einstellen. Kommt es zu diesem Extremfall, ist der Betreffende innerhalb kürzester Zeit tot. In nur wenigen Minuten hören alle Organe auf zu funktionieren. Eine neuen Infusionsmethode könnte das Leben solcher Patienten jedoch verlängern und damit Ärzten die nötige Zeit einräumen, um weitere lebenserhaltende Maßnahmen einzuleiten.

Bei der sogenannten "Fett­schaum-Infusion" werden Mikropartikel gezielt an die jeweiligen Organe abgegeben. In ihrem Inneren haben sie Sauerstoffbläschen gebunden, die dann freigesetzt werden und den Körper so mit Sauerstoff versorgen, obwohl die Lungen nicht arbeiten.

Die Infusion besteht aus einer Fettemulsion. So kann es nicht zur Bildung von Luftblasen in den Venen kommen, wie es bei einer direkten Verabreichung von Sauerstoff passieren würde. Dies hatte man schon im 19 Jahrhundert versucht, doch eine solche Sauerstoffinfusion endet tödlich, da es zu einer Luftembolie kommt. Das Einschließen des Sauerstoffes in Mikropartikel verhindert dies. Nur die Fettpartikel verteilen sich im Blut und lösen sich erst auf, wenn sie in der Nähe des Organs sind, das sie versorgen sollen. Wird hier der Sauerstoff freigesetzt, kommt es zu keiner Embolie.

In Versuchen mit Labortieren hat sich diese Methode bereits als wirksam herausgestellt. Die so behandelten Mäuse konnten noch bis zu einer Viertelstunde intravenös mit Sauerstoff versorgt werden. Bisher kann man nur mit einer Herz-Lungenmaschine Patienten ohne Lungentätigkeit am Leben erhalten. Dieser Vorgang ist extrem schwierig und aufwendig und kann aus technischen Gründen in der Notfallmedizin nicht angewandt werden. Die neue Infusion jedoch ist technisch einfacher zu benutzen und könnte daher auch an Unfallorten vom Notarzt direkt eingesetzt werden.