Enzymtherapie - Anwendung, Ablauf und Behandlung

Bei einer Enzymtherapie werden gezielt Enzyme zur Behandlung von bestimmten Krankheiten eingesetzt. Die Therapie kann auch zur Vorbeugung angewandt werden und erfolgt zumeist durch die Einnahme von Tabletten.

Von Jens Hirseland

Ziel und Zweck einer Enzymtherapie ist die Beeinflussung von menschlichen Stoffwechselvorgängen durch den Einsatz von Enzympräparaten. Auf diese Weise sollen bestimmte Krankheiten behandelt werden oder eine Vorbeugung erfolgen.

Enzyme

Als Enzyme bezeichnet man Eiweiße, die an zahlreichen Stoffwechselabläufen im menschlichen Organismus beteiligt sind. Sie sind wie Biokatalysatoren, die bestimmte chemische Reaktionen im Körper entweder beschleunigen oder verlangsamen. Kaum ein biologischer Vorgang im Körper des Menschen findet ohne die Beteiligung von Enzymen statt.

So werden Prozesse wie

von den Enzymen gesteuert oder sogar erst ermöglicht. Einige Enzyme weisen auch eine entzündungshemmende oder wundheilende Wirkung auf, andere sorgen wiederum für die Stärkung des Immunsystems oder eine verbesserte Durchblutung. Außerdem können sie die Wirkung von bestimmten Arzneimitteln steigern.

Mit einer Enzymtherapie therapiert man:

Auch als Vorbeugemaßnahme kann eine Behandlung mit Enzymen erfolgen.

Geschichte

Schon die alten Indio-Kulturen in Süd- und Mittelamerika verwendeten Enzyme aus medizinischen Gründen, indem sie bestimmte Früchte aßen, die reich an wirksamen Enzymen waren.

Im 20. Jahrhundert stellte man fest, das Enzyme Auswirkungen auf Krebszellen haben. Der Grundstein für die Enzymtherapie wurde von dem schottischen Mediziner John Beard (1857-1924) gelegt, der Krebspatienten eine Mischung aus pflanzlichen und tierischen Enzymen zuführte. Diese Behandlung bewirkte, dass die Tumore nicht mehr weiterwuchsen und sich teilweise sogar zurückbildeten.

Im Jahr 1939 folgten weitere Behandlungserfolge durch den Forscher Max Wolf. In den 60er Jahren wurde die Enzymtherapie weiterentwickelt. So ließen sich mit dem Enzym Streptokinase erfolgreich Blutgerinnsel behandeln.

Wirkung

Enzyme in der Darmflora
Bestimmte Enzyme sollen sich in der Magen- und Darmflora anreichern

Die Enzymtherapie wird als Teilbereich der orthomolekularen Medizin zugeordnet, die lebensnotwendige Substanzen verabreicht. In der Schulmedizin erfolgt eine Enzymtherapie vor allem dann, wenn bestimmte Enzyme nur unzureichend im Magen- und Darmtrakt vorhanden sind.

Basis der Enzymtherapie ist die Annahme, durch den gezielten Einsatz von Enzymen, negative Reaktionen des Immunsystems regulieren zu können. Krankmachende Substanzen werden durch die abbauende Wirkung der Enzyme gespalten und dadurch zerstört.

Bei der Enzymbehandlung bestimmter Krebskrankheiten werden zum Beispiel Enzyme eingesetzt, die eiweißspaltend wirken. Auf diese Weise wird die Aktivität der weißen Blutzellen gesteigert und eine Ausbreitung von Tumorzellen erschwert.

Anwendung

Zur Anwendung kommt eine Enzymtherapie bei:

Ebenso verwendet man sie unterstützend bei einer Chemotherapie oder Bestrahlung. Die Wirksamkeit der Enzymtherapie konnte jedoch bislang nicht eindeutig bewiesen werden.

Anwendung bei Sportverletzungen

Treibt man intensiv Sport, besteht dabei das Risiko, dass es zu typischen Verletzungen wie

kommt. Eine Möglichkeit, Sportverletzungen wirksam zu behandeln, ist der Einsatz von Enzympräparaten. So werden bei Muskel- oder Bänderverletzungen Enzyme ergänzend zu physikalischen Behandlungen wie Kompression und Kälteanwendungen verabreicht. Durch die zusätzliche Einnahme soll der positive Effekt dieser Maßnahmen gesteigert werden.

Die Wirkung der Enzyme besteht darin, dass sie entzündungsfördernde Eiweiße spalten und abbauen, sodass diese schneller vom Organismus abtransportiert werden können. Infolgedessen kommt es zu einem rascheren Rückgang von Schwellungen und Schmerzen.

Nachweisliche Wirkung

Die Wirksamkeit der Enzymtherapie bei Sportverletzungen wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Dabei konnten akute Verletzungen, bei denen die Patienten unter Schwellungen, Blutergüssen und Schmerzen litten, schneller geheilt werden, wenn man ihnen das pflanzliche Enzym Bromelain verabreichte. Bei einer reinen physikalischen Behandlung dauerte der Heilungsprozess dagegen länger.

Umstritten ist allerdings die vorbeugende Gabe von Enzymen bei Sportlern. Einige Sportmediziner vertreten die Ansicht, dass eine prophylaktische Einnahme von Enzympräparaten das Ausmaß von Verletzungen verringert.

Daher kommen Enzyme besonders in verletzungsreichen Sportarten wie

vorbeugend zur Anwendung. Andere Mediziner halten dies allerdings für wenig erfolgversprechend.

Durchführung

Bakterien bilden bestimmte Enzyme
Die Menge und Dosis der eingesetzten Enzyme wird auf die Krankheit gezielt abgestimmt

Bevor eine Enzymtherapie durchgeführt wird, erfolgt eine konventionelle Diagnose der Krankheit. Nachdem diese gestellt wurde, legt der behandelnde Arzt die Dosierung und mögliche Kombination der Enzympräparate fest. Am meisten verwendet werden:

  • pflanzliche Enzyme wie Papain und Bromelain
  • tierische Enzyme wie Pankreatin, Trypsin und Chymotrypsin, die man oftmals aus der Bauchspeicheldrüse gewinnt

Die Enzyme werden entweder einzeln oder miteinander kombiniert verabreicht. In der Regel erfolgt eine Enzymtherapie durch die Einnahme von Tabletten. Bestimmte Präparate können aber auch injiziert oder über die Haut oder den After verabreicht werden.

Mögliche Komplikationen und Risikopatienten

Mögliche Nebenwirkungen einer Enzymtherapie sind:

Bei der Einnahme ist zu beachten, dass die Präparate nicht während der Mahlzeiten, sondern dazwischen verabreicht werden.

Schwangere sowie Menschen, die an Blutgerinnungsstörungen, Nieren- oder Leberschäden leiden, sollten besser keine Enzymtherapie vornehmen lassen.