"Scalp Cooling" soll Haarausfall bei Chemotherapie verhindern

Mit Kälte gegen ausfallende Haare - Glatzenbildung bei Chemotherapie vermeiden

Von Cornelia Scherpe
23. März 2017

Bei der Krebsdiagnose bieten sich je nach Tumorart und Stadium verschiedene Behandlungsoptionen an. Viele Patienten können auf eine Chemotherapie zurückgreifen. Besonders Frauen fürchten dabei jedoch eine leider sehr häufige Nebenwirkung: Haarausfall.

Um dieser chemotherapiebedingten Glatzenbildung vorzubeugen, gibt es seit einiger Zeit die Methode des "Scalp Coolings". Die Patientinnen bekommen dafür eine Kältekappe aufgesetzt, die schrittweise die gesamte Kopfhaut kühlt. Wie das gegen Haarausfall wirkt und wie gut die Erfolge sind, haben zwei Studien unabhängig voneinander untersucht.

Kälte hemmt das Vordingen der Chemo-Medikamente bis zur Kopfhaut

Beide Studien arbeiteten mit Brustkrebspatientinnen und kühlten deren Kopfhaut mittels Scalp Cooling langsam auf 15°C ab. Die Kappe wurde rund 30 Minuten vor der eigentlichen Chemotherapie aufgesetzt und wurde bis zu zwei Stunden nach dem Ende der Infusion aufbehalten. Als erfolgreich galt das Scalp Cooling, wenn in den fünf Jahren nach der Therapie mindestens 50 Prozent der Kopfhaare nicht ausgefallen waren.

An der ersten Studie nahmen 182 Frauen teil, von denen 95 die Kältekappe bekamen. In dieser Gruppe behielten 50,5 Prozent der Patientinnen trotz Chemotherapie ihre Haare. In der Kontrollgruppe lag die Quote bei null Prozent. Alle Frauen hatten dort also Haarausfall als Nebenwirkung erlitten.

In der zweiten Studie sah das Ergebnis ähnlich aus. 101 Frauen erhielten das Scalp Cooling und 16 Patientinnen dienten als Kontrollgruppe. 61 Prozent derer mit Kühlkappe erlitten keinen Haarausfall, in der Kontrollgruppe hatten wiederum null Prozent dieses Ergebnis.

Zu Nebenwirkungen aufgrund der Kappen kam es selten und sie hielten sich im Rahmen. Einige Frauen beklagten Kopfschmerzen und Schwindel, manchen war das Kältegefühl sehr unangenehm. Insgesamt sieben Frauen in beiden Studien brachen die Behandlung mit Scalp Cooling wegen der Kälte ab.

Warum geht der Haarausfall unter Scalp Cooling zurück? Die Kälte bewirkt, dass die verabreichten Chemo-Medikamente in geringeren Mengen bis zur Kopfhaut vordringen. Gleichzeitig wir die Zellaktivität der Haarfollikel herabgesenkt. Da ein Zytostatikum gezielt die Zellen mit hoher Aktivität angreift, sind die Haare weniger im Visier.