Umdenken bei der Chemotherapie: Bei Krebs im Endstadium schadet die Behandlung

Aufgrund von Studienergebnissen urteilen Forscher, dass bei Krebs im Endstadium auf eine Chemo verzichtet werden sollte

Von Cornelia Scherpe
18. August 2015

Die Diagnose Krebs ist für alle Betroffenen ein schwerer Schlag. Handelt es sich um eine Tumorart mit guter Prognose, ist es ratsam, so schnell wie möglich zu handeln und Therapien in die Wege zu leiten. Neben einer chirurgischen Entfernung des Tumors stehen

im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Doch immer wieder zeigen Studien, dass eine radikale Behandlung problematisch ist. In manchen Fällen verschlimmert das aggressive Vorgehen den allgemeinen Zustand des Patienten. Man darf nicht vergessen, dass bei einer Bestrahlung auch gesundes Gewebe zerstört wird und bei einer Chemotherapie die Medikamente auch gesunde Zellen angreifen.

Vierjährige US-Studie testet Nutzen der Chemotherapie im Endstadium

Die aktuellste Studie zum Thema Chemotherapie zeigt erneut sehr deutlich, dass bei Krebs im Endstadium eine Behandlung um jeden Preis nicht sinnvoll ist. Im Interesse des Patienten wäre es, eine möglichst schmerzfreie und würdevolle Zeit bis zum Krebstod zu gestalten.

Die US-Studie lief von 2008 bis 2012 und begleitete insgesamt 661 Teilnehmer. Alle litten an Krebs im Endstadium und waren im Schnitt 58,6 Jahre alt.

Von den 661 Krebspatienten bekamen 51 Prozent trotz weit fortgeschrittenem Tumor eine Chemotherapie. Bei den übrigen 49 Prozent war darauf verzichtet worden.

Chemo verlängerte das Leben nicht weiter

Während der Studiendauer verstarben 58 Prozent der Patienten. Im Schnitt trat der Tod nach 3,8 Monaten ein. Es zeigte sich, dass der Verzicht auf eine Chemo keinen negativen Einfluss auf die verbleibende Lebenserwartung hatte. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass eine durchgeführte Chemotherapie das Leben nicht weiter verlängerte.

Dafür hatten die Wirkstoffe aber einen schlechten Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten. War die körperliche Verfassung trotz Endstadium noch relativ gut (gemessen wurde dies mittels ECOG-Score), führte die Chemotherapie nur zu einer Verschlechterung des Befindens. Ging es Patienten im Endstadium ohnehin schon schlecht, blieb dieser Zustand so schlecht.

Radikale Maßnahmen nicht sinnvoll

Die Forscher raten daher, keine radikalen Maßnahmen mehr zu versuchen, wenn die Prognose so schlecht ist, dass die Lebenserwartung bei sechs Monaten liegt. Es ist natürlich verständlich, dass viele Ärzte und Patienten etwas tun wollen, da aktive Maßnahmen mehr Hoffnung geben, doch viele Studien sprechen klar eine andere Sprache.