Blutspenden und das Geschlecht: Ist das Blut von Müttern problematisch für Männer?

Blutspende - Risiko auf Lungenversagen steigt, wenn Spenderinnen bereits ein Kind bekommen haben

Von Cornelia Scherpe
2. November 2017

Nach Unfällen und bei schweren Krankheiten sind Bluttransfusionen lebensnotwendig und trotz moderner Forschung sind bislang menschliche Spender unabdingbar. Blutspenden gehört daher für viele zur moralischen Pflicht.

Nach der Spende wird das gewonnene Blut auf verschiedene Krankheiten hin getestet und entsprechend der Blutgruppe sortiert. Ob es sich hingegen um eine Spenderin oder einen Spender gehandelt hat, gilt bislang als unwichtig. Das könnte sich jedoch ändern, denn eine aktuelle Studie hat eine interessante Entdeckung gemacht.

Trotz genauer Prüfung kommt es gelegentlich vor, dass der Empfänger einer Transfusion unter Abwehrreaktionen leidet. Sein Körper reagiert in diesem Fall auf bestimmte Antikörper im Spenderblut.

Die Reaktion erfolgt binnen Stunden und kann tödlich enden, da die Lunge versagt. Die Medizin spricht daher auch von der "transfu­sions­assoziierten akuten Lungeninsuffizienz", kurz TRALI. Die Studie untersuchte das Auftreten der TRALI, indem 31.118 Patientendaten ausgewertet wurden. All diese Menschen hatten insgesamt 59.320 Blutspenden erhalten.

Höchstes Risiko bei Spenderin, die bereits ein Kind hat und männlichem Empfänger bis 50 Jahre

Das Risiko auf TRALI stieg, wenn das Blut von Spenderinnen stammte, die bereits mindestens ein Kind entbunden hatten. Allerdings kam es nur dann zu einem Gefahrenanstieg, wenn der Blutempfänger ein Mann war. Frauen hingegen reagierten überhaupt nicht negativ.

Die Studie betont jedoch auch, dass das praktische Risiko vergleichsweise überschaubar ist. Erhielt ein Mann eine Transfusion von einem Geschlechtsgenossen, lag die Sterblichkeit bei 80 Fällen auf 1.000 Personenjahre gesehen. Bei einer Spenderin, die Mutter ist, stieg die Gesamtsterblichkeit insgesamt auf 101 Fälle je 1.000 Personenjahre. Das entspricht einer Steigerung von 13 Prozent.

Gingen die Forscher ins Detail, konnten sie zudem belegen, dass die Gefahr nicht für alle Männer bestand, sondern nur für jene bis zur Altersgrenze von 50 Jahren. Warum ältere Männer ebenso wie Frauen nicht betroffen sind, ist völlig unklar.

Zwar konnte man im Blut der Spenderinnen feststellen, dass der HLA-Antikörper das Problem ist, doch wie genau er im Körper der Empfänger die schweren Komplikationen auslöst, ist unklar. Bevor mögliche Konsequenzen in Betracht kommen, sollen weitere Studien für mehr Klarheit sorgen.