Wut - unterdrücken oder rauslassen?

Kontrolle und Nutzen einer intensiven Emotion

Von Dörte Rösler
15. Dezember 2014

Wut ist ein heikles Gefühl. Wenn wir sie unterdrücken, schlägt das irgendwann auf die Gesundheit. Wer seiner Erregung freien Lauf lässt, kann aber auch irreparablen Schaden anrichten. Psychologen empfehlen deshalb, die Wut zunächst zu bändigen. Nach einer kurzen Auszeit kann man den Konflikt dann souveräner angehen.

Woher kommt die Wut?

Wut ist eines der intensivsten Gefühle, das Menschen kennen. Sie entsteht in den evolutionsgeschichtlich älteren Hirnregionen und ist deshalb vom Verstand nur schwer zu kontrollieren. Worauf wir mit Wut reagieren, ist jedoch individuell unterschiedlich.

Bei manchen Menschen reichen kleine Auslöser, um das limbische System im Gehirn auf Hundertachtzig zu bringen. Ebenso wie bei extremer Angst sind reflektierte Entscheidungen in diesen Situationen kaum noch möglich. Wer weiß, dass sein Ärger rasch überschießt, sollte deshalb lernen, seine Gefühle zu kontrollieren.

Hilfreich sind etwa Atemtechniken wie die Bauchatmung oder Achtsamkeitsübungen, die die emotionale und körperliche Aufregung reduzieren. Auch körperliche Aktivitäten wie ein Spaziergang oder Singen helfen. So lassen sich unüberlegte Ad hoc-Handlungen vermeiden, die in aller Regel nur zu einer Eskalation des Konflikts führen.

Energie positiv nutzen

Bei einem Wutanfall schüttet der Organismus reichlich Adrenalin aus. Im Übermaß führt dieses Hormon zu schädlicher Aggression - sowohl für die Umwelt als für auch den eigenen Körper. Wenn die Energie auf ein gesundes Maß gedrosselt ist, lässt sie sich aber sinnvoll nutzen. Der Rest-Ärger kann helfen, die Angst vor Konflikten zu überwinden und das auslösende Thema souverän anzusprechen.

Für den gesunden Umgang mit Wut spielt deshalb das Timing eine wichtige Rolle. Wer sofort Dampf ablässt, vertut die Chance auf eine tragfähige Konfliktlösung und schadet seinem eigenen Ansehen. Wer hingegen zu lange mit einer Klärung wartet, lässt wertvolle Energie verpuffen, die sich dann gegen den eigenen Körper richten kann. Die Folge sind stressbedingte Erkrankungen.