Kleine Kinder neigen zu Übergewicht, wenn ihre Eltern lange arbeiten

Gefahr für Übergewicht bei Kindern durch lange Arbeitszeiten der Eltern

Von Cornelia Scherpe
24. September 2019

Übergewicht ist nicht nur eine Volkskrankheit geworden, sie betrifft immer häufiger bereits Kinder. Jungen und Mädchen zeigen noch vor dem Erreichen der Schulzeit einen starken Hang zum Übergewicht und verlieren die Kilogramm später selten. Forscher untersuchen seit Jahrzehnten, weshalb Übergewicht bereits im Kindesalter zum Thema wird. Neben der Ernährung spielen weitere Faktoren in das Risikobild hinein. Nun hat eine Studie die interessante Feststellung gemacht, dass sogar die Arbeitszeiten der Eltern eine Rolle spielen.

Am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung untersuchten Wissenschaftler die Daten von 2.400 Kindern. Die Mädchen und Jungen waren maximal sechs Jahre alt und wuchsen in stabilen Verhältnissen, aber mit unterschiedlich hohem Einkommen auf. Bei allen Eltern war bekannt, wie lange diese in der Woche arbeiteten und entsprechend wurden die Kinder in Gruppen aufgeteilt.

Tatsächlich fand man eine Tendenz: Betrugen die Arbeitszeiten der Mütter mindestens 35 Stunden oder mehr, litten die Kinder mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Übergewicht. Bei Vätern wurde ebenfalls ein Zusammenhang, allerdings bei anderen Arbeitszeiten, gefunden. Hier stieg das Risiko für Übergewicht bei einem Kind dann, wenn der Vater mindestens 55 Stunden in der Woche arbeitete. War ein Vater so viele Stunden pro Woche nicht für das Kind erreichbar, stieg die Gefahr auf Übergewicht auch bei kürzeren Arbeitszeiten der Mütter: Nun reichte es, wenn diese 24 bis 34 Wochenstunden ebenfalls auf Arbeit war. War ein Elternteil gar nicht erwerbstätig und entsprechend immer für das Kind präsent, war das Risiko am kleinsten. War ein Kind tagsüber in einer Kita, war die Gefahr für Übergewicht ebenfalls geringer.

Interessant fanden die Forscher den Umstand, dass viele Arbeitsstunden bei Eltern mit mittlerem und hohem Einkommen stärker auf die Kinder wirkten als vergleichbar viele Arbeitsstunden bei Eltern mit niedrigem Einkommen. Die Wissenschaftler vermuten, dass höhere Einkommen auch für besser informierte Eltern sprechen. Sind diese Zuhause, können sie auf Ernährungsweise und sportliche Aktivität des Kindes einwirken. In einkommensschwachen Familien sind Ernährung und Sport auch bei Anwesenheit der Eltern seltener optimal.