Übergewicht mit Pubertätsbeginn: Studie sieht veränderten Energieverbrauch als Grund

Studie liefert einen Anhaltspunkt, warum Übergewicht vor allem in der Pubertät zum Problem wird

Von Cornelia Scherpe
15. September 2016

Viele Kinder sind im Vor- und Grundschulalter noch schlank und nehmen plötzlich mit Beginn der Pubertät zu. Fragt man die Eltern, beteuern viele, dass ihr Kind nicht mehr als vorher isst. Doch woher kommen dann die plötzlichen Pfunde? Hat es etwas mit der hormonellen Umstellung zu tun? Indirekt, aber anders als bisher gedacht, sagen Forscher und präsentieren ihre aktuelle Studie zum Thema.

Änderung des Energieverbrauchs

Die britischen Wissenschaftler betreuten insgesamt 347 Kinder an 67 verschiedenen Grundschulen. Die Jungen und Mädchen waren zu Beginn sieben Jahre alt und wurden betreut, bis sie 16-Jährige waren. In dieser Zeit wurde im Abstand von sechs Monaten

  1. der BMI erfasst,
  2. der Energieverbrauch in Ruhe (kurz REE, abgeleitet von "resting energy expenditure") und
  3. der Anteil an Körperfett.

Für den dritten Parameter nutzten die Forscher die Dual-Röntgen-Absorptiometrie. Das Ergebnis war überraschend, denn ausgerechnet während der stärksten Wachstumsschübe hatten sowohl Jungen als auch Mädchen ein Absinken des Energieverbrauchs. Die grundlegende Erwartung ist eigentlich das Gegenteil, denn man sagt, wer viel wächst, muss viel essen. Die Parameter sprechen jedoch eine andere Sprache.

Relikt früherer Nahrungsengpässe

Die Forscher rechnen dies an einem Beispiel vor:

  • Ein Zehn-Jähriger hat einen durchschnittlichen Ruheverbrauch von 1.600 kcal in 24 Stunden.
  • Fünf Jahre später liegt sein Wert als 15-Jähriger bei nur 1.500 kcal/24h.

Mädchen liegen im Schnitt 100 kcal/24h darunter:

  • Eine Zehn-Jährige hat demnach einen Verbrauch von 1.500 kcal/24h und
  • als 15-Jährige liegt sie bei 1.400 kcal/24h.

Die Studie liefert damit einen Anhaltspunkt, warum Übergewicht vor allem in der Pubertät zum Problem wird. Offenbar ist der Körper evolutionär so angelegt, dass er einen geringeren Ruheverbrauch während der Wachstumsphasen hat. Es wird Energie gespart, um trotz Nahrungsmangel zu überlegen. In der modernen Welt gibt es jedoch die Nahrungsengpässe nicht, die frühe Menschen erlebt haben. Die Kinder essen daher mehr, als sie verbrauchen und nehmen dadurch zu.