Gehetzt von der Zeit: 80 Prozent der Deutschen gefangen im Tempowahn

Zurück zur Natur - in Sachen Zeitgefühl und Rhythmus für uns nicht mehr möglich

Von Thorsten Hoborn
6. Januar 2010

Immer schneller, immer mehr! Beschleunigung lautet das Stichwort der modernen Gesellschaft - 80 Prozent der Deutschen fühlen sich gehetzt, sind unzufrieden, denn es geht nur noch um Zeitgewinn, Zeitverdichtung und Tempo. Zeit ist Geld und genügend Geld für ausreichend Freizeit - wer hat das heute noch?

Der Drang, die Zeit effizient zu nutzen, wächst

Die Soziologin Nadine Schöneck erforschte in einer Studie das Zeitempfinden der Deutschen. Der Mensch ist längst abgekoppelt vom Rhythmus der Natur, es gibt das Internet und wann die Sonne untergeht ist dank Stromversorgungsnetz egal.

Genau deshalb sehen wir den Sekundenzeiger permanent ticken und bekommen Angst, denn verstreichende Lebenszeit muss gefüllt, darf nicht verschwendet werden. Der Drang nach effizienter Zeitnutzung macht Getriebene aus uns, nicht nur im Beruf, sondern auch privat. Mehr als die Hälfte der Menschen lebt das traurige Motto: Zeit ist Geld.

Keine Zeit zu haben ist für viele zu einer Schutzbehauptung geworden, um Freiräume für sich zu schaffen. "Zeitknappheit ist ein Statussymbol", sagt die Soziologin, denn Zeit sagt heutzutage etwas über die soziale und berufliche Position aus. Wer noch Zeit hat, ist entweder Rentner, Millionär oder ein Versager.

Kalender können helfen, effektiv mit Zeitknappheit umzugehen. Denn Freizeit und Pausen sind lebensnotwendig, man muss den Mut finden, öfters aus "dem rasenden Karussell" auszusteigen und seinen eigenen Rhythmus wiederzufinden.