Stimmlosigkeit - Ursachen und Behandlung

Patienten, die unter einer Stimmlosigkeit leiden, können nur noch flüstern. Dieses Symptom kann unterschiedlich behandelt werden.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: R49.1
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Ursachen

Eine Stimmlosigkeit kann beispielsweise durch Überbeanspruchung der Stimme entstehen. Menschen, die aus beruflichen oder privaten Gründen viel und laut sprechen, können dadurch ihre Stimmbänder derart überbeanspruchen, dass sie heiser werden.

Patienten, die an der Schilddrüse operiert wurden, können als Risiko dieser Operation ebenfalls unter einer Stimmlosigkeit leiden, die sich jedoch oftmals auch wieder zurückbildet. Auch nach einer Kehlkopfoperation leiden viele Patienten unter dem Verlust ihrer Stimme.

Erkrankungen

In den meisten Fällen besteht die Ursache einer Stimmlosigkeit in einem grippalen Infekt, der durch Viren ausgelöst wurde. Bakterien, die sich im Bereich des Kehlkopfes ansiedeln und eine Kehlkopfentzündung verursachen, haben ebenfalls eine Stimmlosigkeit zur Folge.

Ein bösartiger Tumor im Bereich des Kehlkopfes kann ebenfalls zur Stimmlosigkeit führen. Selten kann auch eine Krankheit wie die Diphtherie die Ursache der Stimmlosigkeit sein. Da heutzutage jedoch bereits Babys dagegen geimpft werden, tritt diese Krankheit bei uns kaum mehr auf.

Komplikationen

Normalerweise verschwinden Heiserkeit und Stimmlosigkeit nach einigen Tagen von selbst wieder, sodass keine gesundheitlichen Komplikationen zu befürchten sind. Gravierend kann ein Stimmverlust allerdings für Menschen sein, die ihre Stimme dringend für ihre berufliche Tätigkeit benötigen. Dazu gehören unter anderem

Ohne ihre Stimme sind diese Berufsgruppen nicht mehr in der Lage, sich mitzuteilen. Wird die Stimme nicht konsequent geschont, besteht die Gefahr, dass es zu chronischen und irreparablen Schäden an den Stimmbändern kommt.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt muss in der Regel erst dann zu Rate gezogen werden, wenn die Stimmlosigkeit auch nach drei Wochen noch unvermindert anhält. Das Gleiche gilt, wenn der Patient unter weiteren Symptomen wie

leidet.

Diagnose

Muss wegen des Stimmverlustes medizinische Hilfe beansprucht werden, ist es ratsam, sich an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu wenden. Dieser verfügt über zahlreiche Untersuchungsmöglichkeiten, um die Ursache des Problems festzustellen.

Anamnese

Begonnen wird die Untersuchung mit der Befragung des Patienten. Dabei erkundigt sich der HNO-Arzt danach, wie lange der Stimmverlust bereits anhält, ob es schon in der Vergangenheit zu Heiserkeit kam und ob der Patient unter weiteren Symptomen wie Schmerzen im Kiefer oder in der Brust, Schluckbeschwerden, Erbrechen und Fieber leidet.

Von Interesse ist außerdem, ob

Ebenfalls von Bedeutung sind Vorerkrankungen wie eine Schilddrüsenfehlfunktion, das Hashimoto-Syndrom, Rachenkrebs oder Speiseröhrenkrebs.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt setzt die Diagnostik mit der körperlichen Untersuchung des Patienten fort. Zu diesem Zweck werden Mund- und Rachenraum kontrolliert sowie die Lymphknoten abgetastet.

Bei Infektionsverdacht erfolgt die Abnahme eines Abstriches aus dem Mundraum. Sinnvoll kann zudem das Durchführen einer Blutuntersuchung sein.

Weitere Untersuchungen

Je nachdem, welche Ursache hinter dem Stimmverlust vermutet wird, können noch weitere Untersuchungen erfolgen. Dazu gehört auch die Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung) zur näheren Betrachtung des Kehlkopfes. Auf diese Weise lässt sich unter anderem die Beweglichkeit der Stimmlippen überprüfen.

Als weitere Untersuchungsverfahren kommen

infrage. Ebenso sind eine Funktionsüberprüfung der Lunge, eine Untersuchung von Auswurf oder die Entnahme von Gewebe möglich.

Behandlung

Leidet ein Patient unter Stimmlosigkeit, so kann der Arzt diese nur behandeln, wenn er die zugrunde liegende Krankheit diagnostizieren konnte.

Folge einer Bakterieninfektion

Ist die Stimmlosigkeit die Folge einer bakteriellen Erkrankung, so kann die Einnahme eines Antibiotikums notwendig werden.

Folge einer Krebserkrankung

Haben die Untersuchungen einen bösartigen Tumor im Bereich des Kehlkopfes ergeben, so muss dieser Tumor während einer Operation entfernt werden. Nach der Operation erhält der Patient eine Strahlentherapie.

Handelte es sich bereits um einen großen Kehlkopftumor, so muss der Kehlkopf möglicherweise vollständig entfernt werden. Dies hat zur Folge, dass der Patient einen Luftröhrenschnitt benötigt, um weiter atmen zu können. Zusätzlich müssen die Ärzte die Stelle verschließen, an der sich der Kehlkopf befunden hat, so dass geschluckte Nahrung nicht in die Atemwege gelangen kann.

Wurde der Kehlkopf entfernt, kann der Patient nicht mehr sprechen. In diesem Fall gibt es die so genannte Speiseröhrenersatzstimme, die der Patient mit Hilfe eines Logopäden mühsam erlernen kann. Sie hört sich zwar anders an als die normale Stimme, dennoch ermöglicht sie dem Patienten wieder Unterhaltungen und die Teilnahme am täglichen Leben.

Selbsttherapie

Zu den wichtigsten Selbstbehandlungsmaßnahmen bei Stimmlosigkeit, auch Stimmverlust oder Aphonie genannt, gehört das Schonen der Stimme. So gilt es, unnötiges Anstrengen der Stimmbänder unbedingt zu vermeiden. Darüber hinaus sollte der Betroffene auf den Genuss von Zigaretten, Alkohol sowie von heißen Getränken wie Tee und Kaffee verzichten.

Sinnvoll ist zudem das Warmhalten des Halses mit einem Schal oder Halstuch. Auch Zugluft ist aus dem Weg zu gehen.

Hausmittel

Gegen Stimmverlust und Heiserkeit lassen sich auch einige wirkungsvolle Hausmittel einsetzen. Dazu gehört zum Beispiel das Gurgeln mit Salbeitee.

Zu diesem Zweck wird kochendes Wasser auf zwei Esslöffel Salbeiblätter gegeben. Anschließend lässt man den Tee zehn Minuten lang ziehen.

Ebenfalls zum Gurgeln geeignet ist Eibischtee, von dem man drei Esslöffel Eibischwurzel in 0,25 Liter kaltes Wasser gibt. Vor dem Gurgeln muss der Eibischtee 60 Minuten lang ziehen. Erst dann wird er erwärmt und verwendet.

Als weitere hilfreiche Gurgelmittel gelten 5 bis 10 Tropfen australisches Teebaumöl in einem Glas warmem Wasser sowie Aloe-Vera-Saft. Zu den Hausmitteln gegen Stimmverlust und Heiserkeit zählen außerdem

  • das Gurgeln mit Zwiebelwasser
  • das Auflegen eines Quarkwickels oder
  • das Inhalieren von heißem Wasser mit 100 Gramm Salz.

Vorbeugung

Nicht selten sind Heiserkeit und Stimmverlust die Folge eines grippalen Infektes. Diesem lässt sich vor allem durch die Stärkung des körperlichen Abwehrsystems vorbeugen.

Außerdem gilt es, gewisse Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit erkälteten Menschen zu beachten. Dazu gehören zum Beispiel ausreichend Abstand halten und regelmäßiges Händewaschen. Wer seine Stimme aus beruflichen Gründen häufig anstrengen muss, sollte stets auf deren gute Erholung achten, damit es nicht zu einem Stimmverlust durch Überanstrengung kommt.

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