Morbus Ménière behandeln: Steroid-Vergabe ins Trommelfell stoppt den Schwindel

Forscher rücken dem Ziel ein großes Stück näher, einen schonenderen Therapieersatz für Diät und Diuretika zu finden

Von Cornelia Scherpe
30. November 2016

Menschen mit Morbus Ménière leiden immer wieder an starken Schwindelattacken. Grund ist eine Störung im Ohr, den hier sitzt das Gleichgewichtsorgan des Menschen. Obwohl bisher die Entstehung von Morbus Ménière nicht komplett geklärt ist, gehen Ärzte von einer Stoffwechselstörung aus. Die Lymphflüssigkeit in den Gehörgängen ist verändert und das stört das Gleichgewichtsorgan.

Die Standardbehandlung sieht derzeit eine medizinische Diät vor, um den Stoffwechsel zu verändern. Auch Diuretika kommen als Medikamentengruppe zum Einsatz. Ein Diuretikum regt die Ausschwemmung von Wasser im Körper an und soll so auf die Lymphe in den Gehörgängen wirken.

Ersatztherapie für Diät und Diuretika

Helfen die klassischen Maßnahmen nicht, wird eine Injektion ins Trommelfell abgegeben. In der Spritze befindet sich das Antibiotikum "Gentamycin" und wandert durch das Trommelfell zum Gleichgewichtsorgan. Dort zerstört es die überempfindlichen Sinneszellen. Da dies mit Nebenwirkungen verbunden sein kann, wird die Injektion als letzte Notlösung erwogen.

Forscher suchen seit Jahren nach einer schonenderen Therapie, wenn Diät und Diuretika versagt haben. Gehäuft im Einsatz sind inzwischen daher Steroid-Injektionen, deren Wirksamkeit allerdings zunächst angezweifelt wurde. In einer Studie haben sie sich jetzt als wirksam und dem Antibiotikum mindestens ebenbürtig erwiesen.

Minimale Nebenwirkungen

Insgesamt 60 Patienten mit starkem Morbus Ménière bekamen entweder die Steroid-Injektion oder Gentamycin. Zwei Wochen später erfolgte eine zweite Vergabe, dann wurden alle Teilnehmer für insgesamt zwei Jahre kontrollierend betreut.

  • In der Antibiotika-Gruppe ging die Zahl der Schwindelanfälle pro Halbjahr von 19,9 auf 2,5 Attacken zurück. Das entspricht einer Besserung von 87 Prozent.
  • Doch auch die Steroid-Vergabe zeigte Wirkung: Von 16,4 Schwindelphasen pro Halbjahr blieben nur 1,6 übrig, was einer Verbesserung von 90 Prozent entspricht.

Bislang zeigen beide Gruppen nur minimale Nebenwirkungen: Es kam zu lokalen Infektionen nach den Spritzen, diese blieben aber ohne Langzeitfolgen. Es ist jedoch bekannt, dass Gentamycin ototoxisch wirkt, also dem Hörvermögen auf lange Sicht schadet. Da Steroide offenbar ebenso wirksam sind, werden sie zur schonenderen Alternative.