Komplexes Dreigespann: Schlafstörung, Depression und Schmerzempfindlichkeit greifen ineinander

Von Cornelia Scherpe
11. Dezember 2013

Menschen mit Depressionen haben häufig eine geringe Schmerzschwelle. Genauso sind Menschen mit schlechtem Nachtschlaf empfindlicher bei Schmerzen. Die drei Probleme - Schlafmangel, Schmerzempfindlichkeit und Depression - hängen in der Praxis oft zusammen und ergeben gemeinsam ein gefährliches Gespann. Jeder Faktor kann nämlich den anderen beeinflussen und daher entsteht ohne medizinisches Handeln schnell ein Teufelskreis.

In einer Studie konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Menschen mit schweren Depressionen sehr schlecht auf eine Nacht mit Schlafentzug reagieren. Sie sind am nächsten Tag zwar oft besser gelaunt, doch gleichzeitig reagieren Sie bei Testversuchen mit einem Hitzereiz deutlich früher. Ihre Schmerzschwelle wurde durch den Schlafentzug also abgesenkt.

Dass Schlafmangel den Menschen anfälliger für Schmerzen macht, wird bisher in in Schmerztherapie noch nicht genügend beachtet. Die Menge und die Qualität des Schlafes sollte gerade bei Menschen mit chronischen Schmerzen kontrolliert und ein entsprechendes Management dafür entwickelt werden.

Schlafmangel verändert das Gehirn

Auf körperlicher Ebene hat man auch bereits die Ursache für dieses Zusammenspiel gefunden. Durch den Schlafmangel kommt es vorübergehend zu Veränderungen im Transmittersystem des Gehirns. Bei wem der Schlafmangel daher chronisch wird, der verändert auf Dauer die eigene Schmerzwahrnehmung zum Negativen.

Das veränderte System im Gehirn kann aber auch erklären, warum sich bei Menschen mit Depressionen die Stimmung teilweise verbessert, wenn sie nicht genügend schlafen. Eine Dauerlösung ist der Schlafentzug für Depressive aber freilich nicht, da sie dem Körper auf lange Sicht damit schaden.

Schlafmangel wirkt sich irgendwann auch auf das komplette Herz-Kreislaufsystem aus. Empfindet man mehr Schmerzen und wird von ihnen im Alltag eingeschränkt, kann außerdem allein diese Störung auch wieder die Depressionen verstärken. Mediziner sollten daher am besten das komplexe Dreigespann in seiner Gesamtheit therapieren.